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SOS am Gipfelkreuz

SOS am Gipfelkreuz

Titel: SOS am Gipfelkreuz
Autoren: Ralf Lilienthal
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der Steilwand haben sich verstiegen!«
    Er wies auf eine Felswand, die ein Stück entfernt emporragte. Dort erkannte Benny jetzt dicht nebeneinander zwei Bergsteiger. Weiter oben bewegte sich ein dritter ziemlich schnell auf die beiden anderen zu.
    »Sie haben einen Steinschlag ausgelöst und diezwei«, er zeigte auf die Wand, »sind ohne Helm geklettert. Der eine hat eine Platzwunde an der Stirn, der andere hat wohl den Arm gebrochen. Die beiden hier konnten absteigen und haben uns alarmiert. Sie werden gerade von unserem Arzt untersucht, scheinen aber mit dem Schrecken und ein paar Schrammen davongekommen zu sein.«
    »Und wie geht es jetzt weiter?«, fragte Bennys Vater.
    »Seht ihr den Überhang? Der Helikopter kann da nicht ranfliegen. Aber die Gegenbauer-Brüder sind von der Westseite hoch. Da unten, das ist der Schorsch, oben am Seil sichern Rudi und Xaver. Die drei werden sie schon sicher herunterschaffen.«
    Während die anderen nach und nach in die Hütte verschwanden, blieb Benny alleine draußen zurück. Er zog sich den Rucksack von den Schultern, fischte blind nach seinem Fernglas und suchte dann einen guten Ausguck. Den fand er an einem Felsen oberhalb der Hütte.
    Er brauchte eine Weile, bis er die beiden erschöpften Kletterer vor dem Objektiv hatte. Dann sah er auch   – gar nicht mehr weit entfernt von ihnen   –Schorsch Gegenbauer, den Rettungskletterer, der sich mit kräftigen Stößen abseilte.
    »Kannst du sie sehen?«
    Benny drehte sich erschrocken zur Seite. Neben ihm stand ein älterer Mann und lächelte ihn freundlich an.
    »Alois Gegenbauer!« Der Alte reichte Benny die Hand.
    »Sind das   …?« Benny zeigte auf die Steilwand.
    »Ja, das sind meine drei Söhne. Sind alle bei der Bergwacht, und wenn es hier irgendwo brenzlig wird, sind sie dabei.«
    Benny sah sich den Mann genauer an. Die großen, schwieligen Hände, das ledrige Gesicht mit den Lachfalten um Mund und Augen, das weiße kurz geschnittene Haar, die kräftigen Arme und Beine   – genau so hatte er sich einen erfahrenen Bergsteiger immer vorgestellt.
    »Wie konnte das passieren? Diese Routen werden doch regelmäßig kontrolliert, oder?«
    Benny sah Alois Gegenbauer so gespannt an, dass der lachen musste.
    »Du kennst dich aus, was!? Wie heißt du denn?«
    »Benjamin. Aber alle nennen mich Benny.«
    »Benny, gut. Also, was die vier Burschen betrifft   – mein Xaver hat gestern Abend auf der Hütte mit ihnen geredet. Die haben das Klettern in der Halle gelernt und wenig Erfahrung in den Bergen. Sie haben sich offensichtlich überschätzt. Und wenn du dann ohne einen erfahrenen Führer in diese Wände hier einsteigst, brauchst du schon einen guten Schutzengel!«
    Während er sprach, hatte der Alte mit zusammengekniffenen Augen verfolgt, was drüben am Berg geschah, und war dann verstummt. Benny beeilte sich, sein Glas an die Augen zu setzen.
    »Er ist bei dem Ersten angekommen! Was macht er jetzt?«
    »Er wird ihn erst sichern und einen Blick auf seine Verletzungen werfen. Da, er gibt ihm etwas zu trinken. Vermutlich ist er am Ende seiner Kräfte.«
    Benny verfolgte minutenlang mit angehaltenem Atem, wie sich Alois’ Sohn den erschöpften Bergsteiger durch ein kompliziertes Manöver auf seinen Rücken packte und sich dann mit ihm abseilte. Sieschwankten und trudelten ein wenig hin und her, wurden aber von den anderen gut gesichert.
    »Aber das Seil reicht doch nicht bis unten, oder?«
    »Da hast du ganz recht! Aber schau, da vorne bei der Felsnase ist ein Plateau. Dort wird er ihn erst mal absetzen. Dann ist der zweite dran!«
    Jetzt schwiegen der Alte und Benny eine ganze Zeit und sahen der Rettungsaktion an der Wand aufmerksam zu.
    Benny schüttelte sich bei dem Gedanken, er selbst würde jetzt da oben festhängen.
    »Wau, wau«, kläffte es plötzlich laut direkt neben Benny.
    Der zuckte vor Schreck zusammen, sodass ihm beinahe das Fernglas aus der Hand gefallen wäre. Um seine und Alois’ Beine wuselte eine kleine, schwarzweiße Promenadenmischung. Es sah so aus, als würde er die Bergsteiger in der Wand anbellen.
    »Ah, keine Angst, das ist der Beppi vom Hüttenwirt. Ein kleiner, aber wirklich schlauer Hund. Hat schon mehr als einmal Verirrte und von Lawinen Verschüttete gefunden. Ja, du bist ein ganz Braver, was, Beppi?«
    Benny bückte sich zu dem quirligen Tier und kraulte ihm mit beiden Händen den Hals, was ihm offensichtlich gefiel.
    »Benny. Benny! Benjamin?«
    Erst als seine Mutter ihn bei dem Namen nannte,
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