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Sonnenwanderer

Titel: Sonnenwanderer
Autoren: Colin Greenland
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Odin.
    »Zeig mir den Wandschirm«, sagte Käpt’n Jute. Er war leer, keine falschen Bilder von Angela mehr. In Tabeas Stuhl saß eine Rotmütze.
    »Geht es auch ein bisschen schneller?«, fragte Käpt’n Jute.

    Soi querte den Schatten einer Betonbrücke. Voraus lag die Grüne Kuppel. Sie war umzingelt. Man sah struppige Schranten und lepröse Vespaner; deprimierte Roboter; nackte, frierende »Krähen«; Tunnelbanditen - Menschen, die sich getrocknete Frasquiköpfe übergestülpt hatten. Männer und Frauen mit roten Baretten, die einen Kordon bildeten und bei Handgreiflichkeiten einschritten.
    »Da müssen wir durch«, sagte Käpt’n Jute.
    Kenny zirpte. Er schwang die Bordkanone.
    »Nein«, sagte Sarah. »Wartet. Hier.«
    Sie streckte grazil ihre Hand aus und langte mit einer seltsamen, schraubenden Bewegung nach Sois Kopf und zog allem Anschein nach aus ihrem rechten Ohr ein langes Tuch heraus. Während die anderen den Mund noch offen hatten, zog sie es mit einem eleganten Schwung durch die Luft. Es war eine scharlachrot-schwarz-goldene Rotmützenfahne.
    Die Fahrerin schauderte, grinste verunsichert und kratzte sich an dem betreffenden Ohr, als sei das Tuch wirklich darin gewesen. »Mach das Fenster auf«, sagte Käpt’n Jute. Kenny nahm die Fahne und kletterte flink aufs Dach damit. Sie hörten das Scharren der Füße, als er die Fahne an die Antenne knüpfte. Etwas unbeholfen langte Tabea nach Sarah und küsste sie auf den Mund.
    Sie schmeckte wunderbar.
     
    Sie kamen mit mäßigem Tempo an, verlangsamten nicht und waren die Rampe hinunter, durch die Menge und in der Parkzone, bevor die Rotmützen kapierten, was Sache war. Im Rückspiegel sah man, wie sie hinterhergerannt kamen. Gewehrmündungen blitzten.
    Soi beschleunigte und fuhr um die Kuppel herum. Käpt’n Jute
klopfte ihr auf die Schulter und bedeutete ihr, am Kopf einer Treppenflucht anzuhalten, die hinten ins Bauwerk führte.
    Dodger Gillespie war schon draußen, prüfte ihre schusssichere Weste und trat ihren Glimmstängel aus.
    Angela sprang auf. »Du nicht«, sagte Tabea. Die Wächter hielten sie zurück und fesselten sie mit Handschellen an den Sitz.
    »Tabby!«, schrie Angela. Jetzt widersetzte sie sich, schien endlich von einem eigenen Willen beseelt. »Tabby, du Sp-pucktüte!«
    Der Cherub gab ein fistelndes Glucksen von sich, während er sie geschickt mit der AV-Anlage verstöpselte. Auf dem Schirm liefen immer noch die kurzen Einspielungen ihrer unlizensierten Egos. Angela wimmerte. Der Cherub plante bereits sein Verhör.
    Purpurrotes Feuer barst draußen in der Luft.
    Kenny riss die Bordkanone herum. »Hochhalten!«, befahl Käpt’n Jute. Er wand sich, zeigte die Zähne und das Weiße in seinen Augen. »Hochhalten!«, brüllte sie. Die Kanone stotterte. Soi öffnete den Schlag, die Wächter sprangen aus dem Wagen und feuerten über die Köpfe.
    Die Rotmützen stellten das Feuer ein. Sie hatten keinen Befehl, den Käpt’n zu töten. Sie hatten überhaupt keine klaren Befehle. Leutnant Rykow hatte drinnen seine eigenen Probleme. Im Handumdrehen war Käpt’n Jute aus dem Wagen, die Treppe hinunter und in der Kuppel.
    Die Leute bestürmten den Pango. Erst stieg ein großer, fetter Altairer aus, mit einer Katze auf dem Arm, dann das wandelnde Hologramm eines kleinen weißen Mädchens, dann schwirrte Xtaska der Cherub auf seiner Fliegenden Untertasse ins Freie und entzog sich jedem Zugriff. Die Wagentür fuhr ins Schloss
    Die Leute ließen sich gehen, jubelten und quetschten einander gegen den Wagen. Drinnen saßen noch zwei von Kennys
Männern, bewaffnet mit Spite-Supremos und Breitbandabweisern, die jemanden Zusammengekauertes bewachten, dem sie eine Jacke über den Stöpselkopf gelegt hatten. Irgendjemand stutzte beim Anblick der verdeckten Gestalt? Waren das Perlen, die man da unten baumeln sah? Plötzlich war der Teufel los. Soldaten und Fanatiker warfen sich gegen den verriegelten Pango.
    In der Grünen Kuppel schmetterte eine synthetische Fanfare. »Ruhe!«, brüllte Käpt’n Jute und hielt sich die Ohren zu. Aber sie wurden vom jubelnden Brückenpersonal verschluckt, das ihnen mit Cola zuprostete und sich mit geschredderten Ausdrucken bewarf. Einen Moment lang war sich Käpt’n Jute nicht im Klaren, warum sie sich derart auf sie freuten.
    Da war Lomax und versuchte, ihnen einen Weg zu öffnen. Käpt’n Jute drängte sich durch, Sarah mit dem Arm beschirmend. »Was soll der Lärm?«, brüllte sie.
    Lomax nahm sie in Augenschein,
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