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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman
Autoren: Daniel Moor
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seiner Verbindun gen war das SZA schon bald nicht nur eine praktische Trainings mög lich keit, sondern trug auch einen erklecklichen Betrag zum Familieneinkommen bei. Da Alenka den Betrieb führte, sah sie die Einkünfte allerdings als ihr Geld an. Das gleiche galt auch für Ivicas Einkünfte, da die sparsame Bauerntochter der Ansicht war, dass ihr verschwendungssüchtiger Ehe mann ohne grössere Probleme seine gesamten Einkünfte verprassen würde, wenn man ihn nur liesse. Alenkas Lieblingsspruch war: «Mein Geld ist mein Geld, und dein Geld ist mein Geld.» Um den Hausfrieden zu wahren und gleich zeitig nicht permanent seine Alenka um Taschengeld bitten zu müssten, hatte Ivica damit begonnen, für jeden Auftrag einen Vorschuss in bar zu verlangen und diesen auf ein spezielles Konto einzuzahlen, das er vor Alenka geheim hielt.
    Obwohl er einer meiner besten Freunde war, hatte ich Ivica nie gefragt, woher das Investitionskapital für das SZA stammte. Auch wenn ich nicht in einer Liga mit meinem Freund Markus Steiner – genannt ‹der Papst› – spielte, so sah ich mich doch als im Kern verhältnismässig moralischen Menschen. Bei Ivica war ich mir da nicht so sicher. Er war nicht im klassischen Sinn unmoralisch, aber seine Vorstellung en deckte n sich nicht immer mit meine n , und daher wollte ich lieber gar nichts über die Herkunft des Geldes wissen. Wichtiger als ein abstrakter Begriff wie Moral waren ihm gewisse Grundprinzipien wie die Absolutheit von Freundschaft und das Primat der Familie, an die er sich eisern hielt. Interessanter wei se gehörte eheliche Treue nicht dazu.
    Bevor ich das Büro verliess, nahm ich meine Pistole samt Holster aus unserem kleinen Wandsafe. Waffen machten die meisten Leute nervös, und ich versuchte, meine immer so unauffällig wie möglich zu tragen, ohne zu viel Geschwindigkeit beim Ziehen zu opfern. Im Sommer vertraute ich üblicherweise auf eine kleine Beretta 3032 Tomcat, welche ich in einem Innenbundholster auf der linken Hüfte trug , Griff nach vorne, mit einem Extramagazin auf der gegen über liegen den Seite. Früher hatte ich meine Pistole meist im Kreuz getragen , weil sie da praktisch unsichtbar ist, aber vor ein paar Jahren war ich bei einem Ringkampf mit einem Betrunkenen schmerzhaft darauf gefallen und hatte mir die Wirbelsäule ange knackst. Das Hemd, Polo-Shirt oder T-Shirt, welches ich immer ausserhalb der Hose trug, verdeckte die kleine Waffe auch auf der Seite gut genug. Die Beretta war nur zwölfeinhalb Zentimeter lang und wog lediglich vierhundert Gramm. Wegen des kurzen Laufs war sie nicht besonders genau und die Mannstopper-Wirkung der 7.65mm-Munition war nicht gerade berauschend , aber für meine Zwecke reichte es. F alls die Situation nach mehr Feuerkraft verlangte , trug ich eine SIG Sauer P226 in einem vertikalen Schulter holster, üblicherweise unter einem Sportsakko oder Anorak. Die kleine Beretta benötigte bedeutend mehr Training, und so übte ich üblicherweise zweimal nacheinander mit ihr und das dritte Mal dann mit der SIG. Heute war Beretta-Tag.
    Ich bestieg das Vierzehnertram zum Stauffacher und wechselte nach einem kurzen Boxenstopp beim dortigen McDonald’s auf das Zweier tram, welches mich bis zum Lindenplatz in Altstetten brachte. Dort stieg ich aus und ging die letzten dreihundert Meter zu Fuss. Das SZA befand sich in der Nähe des Altstetter Hallenbades. Alenka begrüsste mich freudig, erklärte mir in ihrem stark akzentuierten Deutsch, dass Ivica im Ausland sei, und gab mir wie immer einen dicken Kuss auf die Lippen. Sie machte das mit allen guten Freunden so, und Ivica störte das nicht im Geringsten. Mir dagegen war immer etwas unwohl dabei und ich fragte mich, was meine Freundin Fiona wohl davon halten würde.
    Ich kaufte eine Schachtel Munition, erledigte die Formalitäten und ging die Treppe zur Präzisionshalle hinunter , wo ich insgesamt zehn Serien auf fünfundzwanzig Meter entfernte Olympia-Scheiben schoss. Dann wechselte ich zur Combathalle und übte für den Rest meiner neunzig Minuten Doubletten und Hammer aus verschiedenen Positio nen und auf verschiedene Distanzen und Ziele. Er kürzlich hatte ich Fiona zu erklären versucht, dass ein ‹ Hammer › zwei sehr rasch nacheinan der abgegebene Schüsse sind , bei denen nur über das Korn gezielt wird , und dass bei einer ‹ Doublette › ebenfalls zwei Schuss abgegeben werden , aber etwas langsamer und über Kimme und Korn gezielt. Es hatte sie nicht sonderlich
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