Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonne über Köln (German Edition)

Sonne über Köln (German Edition)

Titel: Sonne über Köln (German Edition)
Autoren: A. Schneider
Vom Netzwerk:
schlug
grußlos die Tür zu.
    Toni
beobachtete, wie er wegging, dabei fiel ihm der eigenartige Gang auf. Er fuhr
weiter. Als das Taxameter ansprang, erinnerte er sich an die neueingebauten
Sitzkontakte: Sobald die Mittelarmlehne heruntergeklappt war, wurde der
Laserstrahl unterbrochen, genau so, als ob da ein Fahrgast sitzen würde. Daran
musste er sich noch gewöhnen. Er stoppte, schnallte sich ab und streckte sich
nach hinten, um die Mittelarmlehne hochzuklappen. Dann fuhr er weiter. An der
nächsten Straßenecke stand eine winkende Gestalt.

 
    Usama
atmete tief durch. Er war ein paar hundert Meter vorher ausgestiegen, um sich
noch etwas die Beine zu vertreten. Die frische Luft nach all dem Qualm in der
Touba und die Ruhe nach der Aufregung des Tages taten ihm gut. Er hätte nicht
gedacht, dass es so einfach ist, einen Menschen zu töten.
    Als
er in die Taschen seiner Regenjacke griff, stutzte er. Er tastete seine
Hosentaschen ab. Der kleine Lederbeutel war weg und sein iPhone auch.
    Er
sah die Bescherung, als er seine Jacke im Schein einer Laterne begutachtete:
Die rechte Tasche war eingerissen. Das musste passiert sein, als er nach Abduls
Tritt an dem Tischbein hängen geblieben war. Verdammt! Er ging den Weg zurück
bis zu der Stelle, an der er aus dem Taxi gestiegen war und suchte den
Bürgersteig ab–vergeblich.
    Er
eilte nach Hause. Vom Hof aus sah er, dass im Wohnzimmer ein bläuliches Licht
flimmerte. Das bedeutete, sein Onkel war noch wach und saß vor dem Fernseher.
Usama hoffte, dass er davor eingeschlafen war, denn er hatte keine Lust und vor
allem keine Zeit, mit ihm zu sprechen. Er öffnete leise die Haustür und schlich
auf Zehenspitzen zur Treppe. Eine Stufe knarrte. Wenige Sekunden später ging
die Wohnzimmertür auf.
    "Ich
habe auf dich gewartet", sagte der Onkel. "Was war heute Nachmittag?
Wir wollten doch miteinander sprechen."
    "Ich
musste was Wichtiges erledigen", sagte Usama.
    Der
Onkel schaute seinen Neffen skeptisch an: "Muss ich mir Sorgen um dich
machen?"
    Usama
schüttelte den Kopf: "Mit mir ist alles in Ordnung."
    Der
Onkel blickte forschend durch die Gläser seiner rahmenlosen Brille: "Du
hattest gesagt, nach der Pilgerreise würde sich alles ändern. Bisher habe ich
davon noch nichts gemerkt ... Ich möchte fast sagen, es ist schlimmer geworden.
Du kapselst dich immer mehr ab." Sein Ton wurde weicher: "Früher hast
du mir immer von der Uni erzählt. Aber jetzt reden wir überhaupt nicht mehr
miteinander."
    "Es
ist alles in Ordnung–wirklich", versicherte Usama.
    Der
Onkel schüttelte den Kopf: "Wenn man im zehnten Semester Chemie studiert
und noch nicht einmal eine Zwischenprüfung gemacht hat, kann nicht alles in
Ordnung sein." Er wartete auf eine Reaktion seines Neffen. Doch die kam
nicht. "Geh jetzt!", sagte er schließlich. "Das Gespräch ist
aufgeschoben, nicht aufgehoben."
    Usama
betrat sein Zimmer, klappte eilig sein Macbook auf, loggte sich in sein
iCloud-Konto ein und klickte das Icon "mein iPhone suchen". Sekunden
später war das Gerät geortet: ein grüner Punkt in der Kölner Innenstadt. In der
Hoffnung, dass der Akku noch genügend Power hatte um einen Warnton auszusenden,
klickte er die Option "Ton abspielen". Er ortete das Handy erneut,
diesmal allerdings erfolglos. Der nun graue Punkt auf der Karte zeigte
lediglich die Position des iPhones bei der vorherigen Ortung an und die
Information "Gerät getrennt".
    Usama
klappte wütend das Macbook zu. Der Akku seines Handys war aufgebraucht und
somit jegliche Chance dahin, den Fahrer durch Ortung ausfindig zu machen. Er
überlegte einen Moment. Dann wählte er vom Festnetz aus *31* und die Nummer vom
Taxiruf Köln: "Ich hatte vorhin ein Taxi von der Touba und habe da drin
mein iPhone verloren."
    "Wissen
Sie die Taxinummer?", fragte eine weibliche Stimme.
    "Nein,
aber es war eine Bestellung", sagte Usama. Er hörte das Klicken einer
Computertastatur.
    "Da
haben wir's! 1.36 Uhr, Hamburger Straße 12, Restaurant Touba. Ich schicke eine
Nachricht an den Fahrer raus. Haben Sie schon versucht, Ihr Handy selbst
anzurufen?"
    "Das
bringt nichts, weil der Akku leer ist", sagte Usama.
    "Sie
haben Ihre Nummer unterdrückt. Die brauch ich aber um Sie informieren zu
können, wenn der Kollege sich meldet", sagte die Dame.
    "Ich
rufe Sie an", sagte Usama.
    "Wie
Sie wollen. Aber bitte nicht vor Ablauf einer halben Stunde."

 
    "Es,
hick ... gibt ja das alte deutsche Sprichwort, ehrlich, hick ... währt am
längsten", sagte der Mann und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher