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Sonne über Köln (German Edition)

Sonne über Köln (German Edition)

Titel: Sonne über Köln (German Edition)
Autoren: A. Schneider
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sich den Weg durch die Blechkarawane auf den
Ringen. Lautes Bremsenquietschen war zu hören. Ein Taxi kam gerade noch
rechtzeitig vor einem Pärchen in FC-Fanklamotten zum Stehen. "Ihr habt
Rot!", brüllte der Taxifahrer aus dem Fenster und zeigte auf die Ampel.
    "Willst
du uns überfahren, du Arschloch!", giftete der Mann zurück. Ihm war
anzusehen, dass er seit Spielende Unmengen von Kölsch in sich hineingeschüttet
hatte. "Das gibt 'ne Anzeige! Ich–"
    "Komm
Schatz! Ist doch nichts passiert", sagte seine Frau und zog ihn weiter,
als er eine Diskussion mit dem Taxifahrer beginnen wollte.
    Der
Mann ging widerwillig mit, konnte sich eine Drohung in Richtung Taxifahrer aber
nicht verkneifen: "Ich merk' mir deine Taxinummer!"
    "Besoffenes
Schwein!", rief der Taxifahrer und fuhr weiter.
    Toni
und Billy saßen in dem Taxi, das die Spitze am Taxistand innehatte. Sie
schauten amüsiert zu, wie der Mann von seiner Frau aufgefangen wurde, als er
über den Bordstein stolperte.
    "Ich
glaube, du hast Fahrgäste", sagte Toni und öffnete die Wagentür als die
beiden auf das Taxi zukamen.
    "Der
Typ ist hacke-dicht. Hoffentlich kotzt der mir nicht die Bude voll", sagte
Billy.
    Statt
einzusteigen blieben die beiden neben dem Taxi stehen. Der Mann durchsuchte
seine Hosentaschen, dann winkte er ab: "Ach, lass uns laufen. Ich hab
keine Knete mehr." Er torkelte weiter, während seine Frau ihn stützte.
    "Doch
nicht!", sagte Toni, schloss die Tür und nahm wieder eine bequeme
Sitzposition ein.
    "Wenn
die bis dahin zu Fuß gehen können, wär's sowieso 'ne Scheißfahrt gewesen",
sagte Billy ohne Bedauern. Er zupfte an seinem blonden Musketierbart und summte
ein paar Takte von Billie Joe Spears' "Country Girl", das aus seinem
Radio dudelte, mit. Er zündete sich eine Zigarette an und nahm den Faden des
unterbrochenen Gesprächs wieder auf: "Und ab wann fährst du dann
tagsüber?"
    "Sobald
ich einen zuverlässigen Nachtfahrer gefunden habe", sagte Toni.
    "Dann
sehen wir uns gar nicht mehr", sagte Billy.
    "Es
sei denn, du wechselst auch zur Tagschicht", sagte Toni.
    Billy
schüttelte den Kopf. Dabei schwangen seine langen, welligen, blonden Haare, die
unter seinem Stetson herabfielen, hin und her. "Nee, da kann man keine
vernünftigen Bräute kennenlernen", sagte er grinsend.
    In
diesem Moment war ein Piepsen zu hören und das Taxidisplay leuchtete auf. In
Laufschrift erschien eine Notrufmeldung. Der nervende Ton verstummte erst, als
Billy mit seinem beringten Zeigefinger auf einen Knopf des Displays drückte:
"Die Zentrale sollte diejenigen, die Fehlalarm auslösen, mal richtig
blechen lassen. Was meinst du, wie schnell die sich das abgewöhnen. Dreißig
Euro–"
    Ein
erneutes Piepen des Displays unterbrach die Offenbarung von Billys
Bußgeldkatalog. Er drückte sofort verärgert weg: "Und jetzt blockiert der
Kerl den Sprachkanal, weil er nicht weiß, wie der Alarm ausgeschaltet wird! ...
Ehrlich, heutzutage lassen die jeden Idioten den Taxischein machen. Manche
sprechen nicht mal Deutsch. Ich kapiere nicht, wie die die Prüfung geschafft
haben." Billy zog an seiner Zigarette und blies den Rauch kopfschüttelnd
aus. Dann schaute er auf seine goldene, locker sitzende Armbanduhr und ein
Grinsen huschte über sein Gesicht: "Ich hab 'ne Hammerfrau
kennengelernt."
    Toni
warf ihm einen gelangweilten Blick zu: "Die Polin? Das hast du mir schon
erzählt."
    Billy
schüttelte den Kopf und seine Haare flogen wieder hin und her: "Das ist
vorbei. Die wollte mich nur ausnutzen."
    Toni
drehte schnell den Kopf zur Seite. Es gelang ihm mit einem Husten seinen
Lachanfall zu kaschieren.
    Billy
fuhr indessen schwärmerisch fort: "Ich hab sie zweimal gefahren. 'Ne echt
tolle Frau. Sie arbeitet im Magic. Traumfigur ... Die besten Titten von
Kölle." Er malte mit den Händen zwei enorme Kurven in die Luft. "Ich
hole sie in 'ner Viertelstunde ab und bring sie nach Hause. Aber vielleicht
machen wir ja unterwegs irgendwo halt ..." Er zwinkerte Toni zu: "Du
weißt schon, was ich meine."
    "Klar."
Toni nickte. Er wusste, was Billy meinte.
    "Du
kannst dir nicht vorstellen, wie ich dich beneide?", sagte Billy nach
einer kurzen Pause.
    Toni
tippte sich überrascht auf die Brust: "Mich?"
    "Ja,
dich. Du bist mit 'ner Klassefrau verheiratet, hast ein schönes Haus. Ich
meine, was will man mehr?"
    Toni
schaute seinen Kollegen ernst an und schüttelte kaum merklich den Kopf:
"Ich habe auch meine Probleme."
    "Was
kannst du schon für Probleme haben?", sagte
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