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Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)

Titel: Sonder-Edition - drei Romane (Das Mondgeheimnis, Die Gestoßenen, Den Teufel am Hals) (German Edition)
Autoren: Stefan M. Fischer
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Professor stand vor dem Pult, auf dem seine Unterlagen wild verstreut lagen. Mit der Folie in der Hand und fragendem Blick sah er zu ihr hinauf. Sollte sie ihn um Hilfe bitten?
    »Ja, das wäre sehr nett von Ihnen.«
    Als sie neben dem Prof stehen blieb, griff er seitlich an ihr vorbei, um einen Stapel Bücher gerade zu rücken. Dabei streifte er ihre Schulter. Sie wich unangenehm berührt einen Schritt zur Seite.
    »Nun, erzählen Sie.« Sein Atem stank, als hätte er eine tote Maus verschluckt. »Was kann ich für Sie tun?«
    Sie legte das Blatt auf das Pult und tippte auf eine Formel. »Warum reagiert Wasser in diesem Fall bei der Oxidation auf eine solche Weise? Und warum verläuft die Reduktion anders als sonst?«
    Obwohl er wortreich antwortete, nahm sie keine Notiz davon. Sie schaute auf das Papier und glaubte, seinen Blick auf der Brust zu spüren. Sie zog die Strickjacke fester um ihren Körper und wandte sich ihm mit verschränkten Armen zu. »Ich begreife es einfach nicht.«
    »Hören Sie«, sagte er schließlich und sah ihr in die Augen, mit einem Blick, der ihr nicht geheuer war. »Ich habe noch zu tun. Sie können mich gern zu Hause besuchen. Meine Frau kocht fabelhaften Tee. Und dann erkläre ich Ihnen ausführlich den Stoff.«
    Sie erinnerte sich an ein Gerücht, das vor einiger Zeit durch die Uni gegeistert war: Ein Professor lädt Studentinnen zu sich in die Wohnung ein und geht ihnen bei passender Gelegenheit an die Wäsche. Bei so mancher Verzweifelten hatte er angeblich Erfolg gehabt.
    Du elendes, altes Schwein! Sie ahnte, welch widerliche Gedanken sich hin¬ter seinen harmlos klingenden Worten verbargen. Ihre Miene, die sich angewidert verziehen wollte, kaschierte sie mit einem gezwungenen Lächeln.
    »Das ist sehr nett von Ihnen, aber ich will Ihnen und Ihrer Frau keine Umstände bereiten.« Sie unterdrückte das Verlangen, ihm ins Gesicht zu spucken und verließ den Vorlesungssaal.
     
    ***
     
    Das ist nicht mein Tag, dachte Magdalena und bückte sich nach dem Schlüsselbund, der ihr von der Kommode gefallen war.
    Von der unbeschwerten Laune frühmorgens war nichts übrig geblieben. In der Mensa war sie mit einem Professor zusammen¬gestoßen, als er sich am Kaffeeautomaten eine Tasse Tee geholt hatte. Zu dem heißen Inhalt, der sich über ihre Hose verteilte, handelte sie sich ein paar böse Blicke ein.
    »Pass doch auf«, herrschte er sie an. Später bedrängte sie ein Student, der unbedingt Alenas Nummer herausbekommen wollte, aber zu feige war, sie persönlich zu fragen. Er war aber nicht zu feige, Magdalena blöd anzuschnauzen, weil sie die Nummer nicht verriet. Und vorhin musste sie sich von Lausbuben beleidigen lassen. Nachdem sie die Jungs darum gebeten hatte, mit ihren Fahrrädern nicht den Treppenaufgang zu verstellen, steckten sie ihre Köpfe zusammen und brachen in lautes Gelächter aus. Die Bemerkung »Hässliche Bohnenstange!« hatte sie deutlich gehört.
    Der Wandspiegel widersprach dem nicht. Ein lebendiger Knochen¬haufen, mit bieder zusammengebundenen, blonden Haaren und asch¬fahlem Gesicht. »… der durchs Leben stolpert«, fügte sie resigniert an.
    Sie angelte eine Telefonnummer aus der Hosentasche und nahm den Hörer von der Gabel. Sollte sie es riskieren? Am Marktplatz war eine Litfaßsäule aufgestellt, die rege genutzt wurde, Kontakte zu knüpfen. Die Nummer hier hatte unter einem berührenden Gedicht gestanden. Otokar hieß der Verfasser der Zeilen, sofern sich keiner einen blöden Scherz erlaubt hatte. Sie hörte sekundenlang dem Wählton zu, ohne zu tippen, dann legte sie auf und warf die Nummer zu den Küchenabfällen.
    Das Telefon läutete, Vlado war am anderen Ende, er wollte Alena sprechen.
    »Sie ist noch nicht da.« Warum ruft für mich nie jemand an, dachte Magdalena.
    »Kannst du ihr etwas ausrichten?«
    »Ich bin aber gleich weg.«
    »Du kannst ihr ja einen Zettel hinterlassen«, sagte dieser Vlado etwas spitz.
    »Meinetwegen.«
    »Sie soll mich zurückrufen.«
    Magdalena legte auf und war genervt, dass sie auch noch den Boten spielen durfte. Sie brauchte unbedingt ein Erfolgserlebnis. Also ging sie in die Küche, holte die Nummer aus dem Abfall und wählte. Der Tag konnte nur besser werden. Sie hoffte auf ein Freizeichen.
    »Kein Anschluss unter dieser Nummer«, sagte eine automatische Stimme.
     
    ***
     
    Nach der Sache mit dem Professor wollte Alena für heute nichts mehr von der Uni wissen. Es war angenehm warm und so entschloss sie sich, mit
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