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Somnambul Eliza (German Edition)

Somnambul Eliza (German Edition)

Titel: Somnambul Eliza (German Edition)
Autoren: Stephanie Nailik
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sprudelten nur so aus ihm
heraus. Seine Hände strichen bebend durch ihr Haar. Dann küsste er sie, wieder
und immer wieder.
    „Du siehst gut aus. Jung und gesund“,
sagte Eliza lächelnd mit schwacher Stimme und hob den verwundeten Arm, um
Valerius Wange zu streicheln. Er hatte ihr Handgelenk sauber und ordentlich mit
einem Stück Stoff seines teuren weißen Designerhemdes verbunden.
    „Warum hast du dich so sehr dagegen
gewehrt, mein Blut zu nehmen?“
    Valerius Blick verfinsterte sich zu
einem glänzenden Beispiel reuiger Selbstanklage.
    „Was du getan hast, war beispiellos,
selbstlos und tapfer. Du hast mir das Leben gerettet, Liebste. Das werde ich
dir niemals vergessen. Aber was du getan hast, war auch beispiellos
leichtsinnig. Ich war nicht Herr meiner Sinne. Fast hätte ich dich, beim
Versuch, mein Leben zu retten, getötet. Ich hätte noch viel früher aufhören
müssen zu trinken, aber ich konnte nicht. Ich hätte dich um ein Haar
umgebracht, Eliza.“
    „Aber du hast es nicht getan. Du hast
rechtzeitig aufgehört, Valeriu. Wir sind beide am Leben.“
    „Ja, das sind wir.“
    Valeriu küsste sie auf die Stirn, dann
reichte er ihr die kleine Plastikflasche mit dem letzten Schluck abgestandenem
Mineralwasser aus ihrer Handtasche.
    „Es tut mir leid, dass ich dir nicht
mehr und nichts besseres bieten kann“, sagte er, während er ihren Kopf stützte
und sie hastig trank.
    Ein Geräusch an der Tür ließ sie
aufschrecken. Valeriu ging sofort in Angriffsposition und schirmte Eliza mit
seinem Körper ab. Sie versuchte, sich aufzusetzen, wobei ihre Beine noch ein
bisschen nachgaben und sich in ihrem Kopf alles drehte.
    Doch die Geräusche auf der anderen Seite
der schweren Eisentür waren dilettantischer Natur. Jemand rüttelte am Türgriff
und versuchte sich hektisch Zutritt zu verschaffen.
    „Wilbert? Bist du das?“ Valerius Stimme
war so laut, dass er keine Gegensprechanlage nötig hatte, um auf der anderen
Seite der schweren Tür gehört zu werden.
    „Herr Baron, Gott sei Dank!“ drang Wilberts Stimme gedämpft und kaum hörbar zu ihnen zurück.
    „Es muss dort einen Knopf geben, der
alle Schlösser gleichzeitig entriegelt“, rief Valeriu seinem Butler zu.
Tatsächlich hatte René keine Zahlenschlösser oder andere aufwendige Systeme
bedienen müssen, als er sie in Sekundenschnelle hier eingesperrt hatte.
    Es dauerte einige weitere, endlos
erscheinende Augenblicke, bis das Klicken der automatischen Türentriegelung zu
hören war.
    „Du hast es aber auf einen besonders
dramatischen Auftritt angelegt, alter Freund“, empfing Valeriu Wilbert und
legte dem alten Herrn dankend die Hand auf die Schulter.
    Eliza war weniger zurückhaltend. Noch
immer wackelig auf den Beinen umarmte sie Wilbert stürmisch und drückte dem
überraschten Butler einen Kuss auf die Wange.
    „Schön, sie wohlauf zu sehen, Miss
Hoffmann“, entgegnete Wilbert mit glänzenden Augen. Und zu Valeriu gewandt
fügte er hinzu: „Ich dachte, Sie sind vielleicht noch zu den Ionescus gefahren oder verbringen die Nacht anderswo. Erst
als die Sonne aufging, begann ich mir Sorgen zu machen. Gut, dass Sie die
Einladungskarte mit der Adresse auf dem Küchentisch haben liegen lassen.“
    „Ich habe gewusst, dass ich mich auf
dich verlassen kann, Wilbert. Aber jetzt sollten wir diesen ungastlichen Ort
schleunigst verlassen“, sagte Valeriu und hob Eliza auf seine Arme. Wilbert
folgte ihnen die Treppen hinunter, denn auf die Dienste des Aufzugs wollten sie
unter den gegebenen Umständen lieber nicht vertrauen.
     
    Valeriu grinste unter seiner großen
Sonnenbrille. Wilbert hatte den Jaguar mitten auf dem Bürgersteig vor der
Haustür abgestellt, wo er ins Auge stach wie die Luxuskarosse eines Luden.
    Valeriu setzte Eliza behutsam auf dem
Beifahrersitz ab.
    „Fahr schon voraus und bring sie sicher
nach Hause“, trug er Wilbert auf. „Ich habe noch etwas zu Ende zu bringen.“
    Eliza schaute ihn erschrocken an.
Schneller als er sie ins Auto gesetzt hatte, war sie schon wieder ausgestiegen.
    „Du bist angeschlagen. Es ist
helllichter Tag. Es jetzt auf eine Auseinandersetzung anzulegen, wäre töricht.
Geradezu leichtsinnig “, fügte sie hinzu, indem sie Valerius Betonung
imitierte.
    „René hat keinen weiteren Aufschub
verdient“, erwiderte er finster. „Steig in den Wagen. Ich werde nachkommen,
sobald ich kann.“
    „Ich werde nicht von deiner Seite
weichen. Entweder gehen wir beide oder keiner von uns“, sagte sie
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