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Somnambul Eliza (German Edition)

Somnambul Eliza (German Edition)

Titel: Somnambul Eliza (German Edition)
Autoren: Stephanie Nailik
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Mund drang Blut, als er
lallend erklärte: „Du kannst mich ausbluten, aber es wird mich nicht töten.
Trink wenigstens, statt es zu verschwenden.“
    Valeriu schüttelte mit ekelverzerrtem
Gesicht den Kopf. „Ich werde nie wieder von deinem verdorbenen Blut trinken.“
    René torkelte rückwärts und stürzte ohne
Valerius Zutun in seinen Sarg.
    Valeriu griff nach einem der schweren
Kandelaber. Er war im Begriff, René den spitzen Fuß des Leuchters ins Herz zu
stoßen, doch er hielt im letzten Moment inne.
    „Dazu bist du nicht fähig, Valeriu!“
keuchte René mit rasselnder Stimme. „Ich habe dir dein ewiges Leben geschenkt.
Du wirst es nicht wagen, deinen Prinzipal zu töten.“
    „Du hast keine Ahnung, wozu ich fähig
bin“, knurrte Valeriu düster und mit wildem Blick, den Kandelaber noch immer
auf Renés Herz gerichtet.
    Eliza traute ihren Ohren kaum. René
hatte Valeriu zum Vampir gemacht und ihnen damit ermöglicht, einander im
Strudel der Zeit zu begegnen.
    „Du bist nicht wie er“, flüsterte sie an
Valerius Seite. „Gönn ihm nicht diesen letzten Triumph, dich zum Morden
verführt zu haben.“
    Valeriu hielt den Kerzenständer noch
immer mit beiden Händen, deren Knöchel vor Anspannung schneeweiß hervortraten.
Seine bunten Augen glühten im hasserfüllten Racherausch und Eliza war nicht
sicher, ob er sie überhaupt gehört hatte.
    Dann wandte Valeriu den Blick von René
ab und schaute Eliza an, wie aus weiter Ferne.
    Eliza blickte zu Boden, um ihm deutlich
zu machen, dass die Entscheidung letztendlich ganz allein bei ihm lag. Sie
selbst war dankbar, dass sie sie nicht treffen musste, denn auch sie hatte zwei
Seelen in der Brust. Ein Teil von ihr wünschte sich nichts sehnlicher, als
René, der ihrer beider Leben bedroht hatte, tot zu sehen, während ein anderer
ihm auf seltsame Weise dankbar dafür war, dass er ihnen ermöglicht hatte,
zusammen zu sein.
    „Gib mir deinen Ring“, verlangte Valeriu
unvermittelt.
    Eliza ahnte, was er vorhatte und beeilte
sich, den rotglühenden Opalring von ihrem Finger zu streifen. Sie warf noch
einen letzten Blick auf das außergewöhnliche Schmuckstück, ehe Valeriu den Ring
an sich nahm und ihn zwischen Futter und Metallwand des Sarges steckte. Mit
einem schallenden, scheppernden Knall schlug er den edelstählernen Sargdeckel
zu, wobei er den Metallstab des Kandelabers als Riegel durch den Griff am
Deckel und durch einen der Tragegriffe am Unterbau des Sarges schob.
     
    Erst jetzt, als es vorbei war, begann
Eliza am ganzen Körper zu zittern. Renés Raubtiergebiss, wie er wie eine
schwarze Krähe über Valeriu gekauert hatte, sein aufgeschlitzter Hals, aus dem
das Blut hervorgequollen war, wie aus einer niemals versiegenden Quelle, all
diese Bilder jagten wie schaurige Schnappschüsse durch ihren Kopf und obwohl
gerade erst erlebt, erschienen sie ihr wie eigenartig ferne Filmstills aus einem grausamen Horrorfilm.
    Sie spürte, wie Valeriu zärtlich seinen
Arm um sie legte, aber sie konnte den Blick nicht von dem verriegelten
Metallsarg abwenden.
    „Wird er da drin sterben?“ fragte sie
benommen, mit bebender Stimme.
    „Ich bin mir nicht sicher“, entgegnete
Valeriu ehrlich. „Der Ring wird dafür sorgen, dass seine Wunden nicht heilen
werden. Er wird verbluten und austrocknen. Aber ob das sein Ende sein wird,
vermag ich nicht zu sagen. In jedem Fall müssen wir dafür sorgen, dass diese
Büchse der Pandora an einem sicheren Ort aufbewahrt wird.“
    Eliza nickte stumm, doch sie blickte
noch immer wie paralysiert auf den Sarg.
    „Komm jetzt, Liebste. Ich werde mich
später darum kümmern, dass er an einen geeigneten Ort gebracht wird. Und egal,
was da drin vor sich geht, ich verspreche dir, dass er nie wieder Gelegenheit
haben wird, uns zu belästigen.“
     
     
     

 
    Valeriu
legte eine schwarze Vinylplatte auf den Plattenteller des
futuristisch-puristischen Clearaudio -Laufwerks, das
Eliza zuerst für eine Art High-Tech-Skulptur gehalten hatte, und im nächsten
Moment wurde das Kaminzimmer von den romantischen Klängen der
Joe-Cocker-Ballade Up Where We Belong erfüllt.
    Dann öffnete Valeriu die großen
Flügeltüren, die auf die Terrasse hinausführten und die bodenlangen Vorhänge
wehten sanft im kühlen Nachtwind.
    Mit einer herrlich nostalgischen
Kavaliersgeste forderte er Eliza zum Tanz auf.
    Es war eine klirrend kalte, sternenklare
Nacht und der Mond tauchte den schneebedeckten Park in ein unwirkliches,
märchenhaftes Licht.
    Eliza
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