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Sommersturm

Sommersturm

Titel: Sommersturm
Autoren: Olaf Buettner
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„dass du noch immer nicht kapierst,
wofür du im Krankenhaus warst?“
    Möglicherweise
lag es am Tequila , dass er sich plötzlich so schlecht
unter Kontrolle hatte, jedenfalls sah man ihm seine Verwirrung deutlich an.
    „Luisa“,
behauptete er. „Du willst Luisa haben, ist doch klar. Aber du kriegst sie
nicht. Wenn wir mit dir fertig sind, will dich sowieso keine mehr haben. Du
wirst dann nicht mehr ganz so nett aussehen.“
    Ich
überhörte seine Drohung und sagte ihm, dass wir diese Entscheidung vielleicht
besser Luisa überlassen sollten. Langsam kapierte Dean, auf was ich
hinauswollte und warf einen drohenden Blick in Henrys Richtung, aber der
betrachtete lieber die Zigarette, die er sich gerade angesteckt hatte.
    „Na
warte, Freundchen“, zischte Dean, „wenn ich dich zu packen kriege. Ich hab dir
gesagt, was passiert, wenn ...“
    „Lass
Henry aus dem Spiel“, sagte ich. „Das ist eine Sache zwischen uns beiden,
Feigling. Kapier das endlich.“
    Plötzlich
hatte Dean sich wieder im Griff. Grinsend lehnte er sich im Stuhl zurück.
    „Hab
ich es dir nicht gesagt, Henry“, säuselte er, „sie ist seine empfindliche
Stelle. Und jetzt ...“, er lachte laut und künstlich, „... steht er wegen ihr
vor Gericht. Na klasse!“ Er ließ seine Zigarette zwischen den Lippen stecken
und klatschte hämisch Beifall. „Wegen dieser kleinen Hure!“
    Ich
sprang hoch und wollte Dean an die Gurgel. Aber im allerletzten Moment sprang
Henry dazwischen und hielt mich zurück. Kaum saß ich wieder, war ich ihm
dankbar dafür, denn Ärger mit dem Jugendamt hatte ich auch so schon genug.
    Aber
Henry war noch nicht fertig. „Ich werde ... gegen ... gegen dich ... aussagen“,
stammelte er  in Deans Richtung, „oder du ziehst deine Anzeige zurück.“
    Dean
verzog keine Miene. Nur ein kleines Zucken unter dem linken Auge sprach für
sich und verriet seinen Ärger.
    „Ich
ziehe die Anzeige zurück“, sagte er zu mir, „wenn du Luisa in Ruhe läßt .“
    „Keine
Bedingungen“, sagte ich. „Wenn du bei deiner Anzeige bleibst, wirst du auch
angezeigt. So einfach ist das. Alles andere gehört hier nicht her.“
    Dean
überlegte kurz.
    „Von
mir aus“, sagte er schließlich und versuchte, gelassen zu wirken und mich
gleichzeitig mit seinen Blicken aufzuspießen, was keine leichte Übung war.
     „Aber
glaub bloß nicht“, sagte er, „dass du Luisa kriegst.“ Und nach einer Pause: „Du
hast ja schon die Mutter.“
    Er
sagte das nicht, als glaube er, mir etwas Neues  mitzuteilen.
    Ich
verstand kein Wort, was Dean allmählich kapierte.
    „Wenn
du jetzt behauptest, du weißt von nichts, dann ... “
    Ich
starrte ihn an. Er sah wirklich überrascht aus.
    „Erzähl
keinen Mist!“, warnte ich ihn. „Sonst ...“
    „Sonst
was?“, fragte Dean. „Aber wenn ich so recht drüber nachdenke, passt das
natürlich genau zu ihr. Ihre eigene Tochter verleumden, nicht mal ihrem Adoptivsohn davon erzählen. Das ist exakt ihr Stil.“
    Ich
versuchte, wieder Boden unter die Füße zu bekommen. „Woher willst du das
wissen?“, fragte ich tonlos.
    „Ich
hab Luisa geholfen“, erwiderte er, „die Wahrheit über ihre Herkunft
herauszufinden. Wir haben viel zusammen erlebt, Luisa und ich.“ Forschend sah
er mich an. „Aber zurück zum Thema: eigentlich bist du ja ... mittlerweile mehr
als nur der ... Adoptivsohn deiner Tante , oder?“
    Ich
hörte mein Blut in den Ohren rauschen.
    „Du
guckst immer so verzückt“, sagte Dean, „wenn von der Alten die Rede ist.“ Er
beugte sich so weit zu mir rüber, dass ich seinen Atem spürte und noch die
kleinsten Pickel in seinem Gesicht sah.
    „Und
besonders wählerisch war es ja wohl noch nie“, sagte er, „das gute Tantchen . Warum sollte sie da nicht auch ihren verklemmten
kleinen Neffen ranlassen?“
    Ich
weiß nicht wie, aber ich schaffte es tatsächlich, so ruhig sitzen zu bleiben,
als befände ich mich auf einem
Kaffeekränzchen.          
    „Hast
du dir schon klargemacht“, fuhr Dean unerbittlich fort, „dass Luisa damit deine
Cousine ist? Ist zwar nicht verboten, aber doch ziemlich widerlich, Cousin und
Cousine zusammen in der Kiste. Findest du nicht?“
    Er
stand auf, ging mit schlurfenden Schritten zum Tresen, bezahlte, grinste die
Bedienung an und wandte sich zur Tür. Dann drehte er sich noch einmal um.
    „Aber
ich glaube, das sieht man in eurer Familie sowieso nicht allzu eng, oder?“
    Dann
war er draußen, gerade noch rechtzeitig. Denn im nächsten
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