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Sommersonne

Sommersonne

Titel: Sommersonne
Autoren: Catt Ford , Uta Stanek
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Straße hinterher, dann bog er in dieselbe Richtung ab, in die auch ich musste. Als wir die Abzweigung zur Little Sandy Lane erreichten, ließ er die Scheinwerfer einmal aufleuchten und zeigte aus dem Fenster. Als Dankeschön ließ ich meine Scheinwerfer ebenfalls aufleuchten, ehe ich abbog. Er fuhr weiter geradeaus.
    Seine Anweisungen waren einfach zu befolgen. Meine Eltern hatten den Sommer schon hier oben am See verbracht, seit ich ein Kind war, aber mir war nie bewusst gewesen, dass die Little Sandy direkt auf die Big Sandy Lane führte.
    Natürlich hatte ich als Kind, wenn meine Eltern am Steuer gesessen hatten, nie darauf geachtet, wo wir langgefahren waren. Als das mittlere von drei Kindern war ich immer viel zu beschäftigt damit gewesen, zwischen meinem Bruder und meiner Schwester auf der Rückbank ums Überleben zu kämpfen.
    Aber die Abzweigung zur Bluebird Lane hätte ich sogar im Schlaf wiedergefunden. Mit einem nostalgischen Grinsen erinnerte ich mich daran, wie aufgeregt wir immer alle gewesen waren, das Ferienhaus endlich zu erreichen, aus dem Auto zu kommen und in den See zu springen.
    Die Hütte meiner Eltern lag am Star Pond, einer kleinen Bucht eines größeren Sees, die ihren Namen von den fünf Bächen bekommen hatte, die an fünf verschiedenen Stellen in die Bucht mündeten. Der große See hatte sogar Wellen, nicht so große wie am Meer, aber es konnte manchmal ganz schön rau werden.
    Am Star Pond war es ruhiger, obwohl die Strömungen tief und stark waren. Es dauerte zwar immer noch gute zwanzig Minuten, einmal mit dem Kanu auf die andere Seite zu paddeln, aber er war immer noch um einiges kleiner als der große See.
    Das Schimmern des Mondes auf dem Wasser war mein einziger Wegweiser, als ich die Schotterstraße entlangfuhr. Um das Ferienhaus herum wuchsen hohe, dichte Kiefern und es brannte – natürlich – kein Licht, da niemand da war.
    Als ich den Motor abstellte, war die Stille um mich herum zunächst überwältigend. Dann begann ich, die vielen kleinen, vertrauten Geräusche des Sees wahrzunehmen: das Plätschern der Wellen gegen den Steg, das Quaken eines Ochsenfroschs, das Summen der Zikaden. Es hatte sich nichts verändert und doch war alles anders geworden.
    Ich drückte den Rücken durch, nachdem ich aus dem Auto gestiegen war, und kratzte an dem feuchten Fleck auf meiner Jeans herum. Ich trug mein Gepäck und eine Kühlbox nach drinnen und lud alles in der Küche ab.
    Meine Mom hatte sich für das Hinterzimmer eine Waschmaschine angeschafft, als wir noch Kinder gewesen waren, weil es sie genervt hatte, dass sie ihre Ferien immer in dem Waschsalon in der Stadt hatte verbringen müssen, während wir hier am See unseren Spaß gehabt hatten. Ich zog mich aus, warf die Klamotten direkt in die Waschmaschine und trat dann durch die Hintertür nach draußen, um nackt zum Steg hinunterzugehen.
    Das Wasser war warm, als ich hineinsank. Ich liebte es, nachts nackt zu baden. Nicht nur wegen des Gefühls, das das Wasser auf meiner Haut hinterließ, und der Gänsehaut, wenn ich wieder rauskam, sondern auch wegen dieser einen denkwürdigen Nacht, als Jerry, einer der Jungen, die einen Sommer hier verbracht hatten, nackt mit mir baden gegangen war.
    Er war keins der Kinder gewesen, die jedes Jahr hier hochkamen, was vermutlich auch der Grund dafür war, dass es überhaupt passiert war. Es war das erste Mal gewesen, dass ich die Bedürfnisse verstanden hatte, die mir mit vierzehn so mysteriös erschienen waren.
    Wir waren im Wasser gewesen und ich war näher an ihn herangeschwommen, so nah, dass seine Hand meinen Penis berührt hatte. Ich wäre beinahe untergegangen. Es war so ein unglaublich gutes Gefühl gewesen. Er hatte sich entschuldigt und war augenblicklich zurückgewichen, aber ich wäre vor Erregung beinahe gestorben.
    Damals ist mir bewusst geworden, dass ich eine Schwuchtel bin. Dieses gefürchtete Wort, das einen verdammte, sobald man einmal damit gebrandmarkt worden war. Aber ich hatte mich nicht verdammt gefühlt, sondern frei. Endlich hatte ich gewusst, was mit mir los war, und das hatte sich einfach nur richtig angefühlt.
    Ich tauchte unter Wasser und genoss das Gefühl einer ultimativen Reinigung, das man nicht unter der Dusche bekommen konnte. Als ich wieder auftauchte, zog ich mich auf den Steg hoch, kreuzte die Beine und blieb nackt sitzen. Ich fröstelte, war aber noch nicht bereit, wieder reinzugehen. Mein Kopf war leer; ich verlor mich einfach in der Schönheit der
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