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Sommernachtsgeflüster

Sommernachtsgeflüster

Titel: Sommernachtsgeflüster
Autoren: Katie Fforde
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seine Idee, dich zu fragen. Er meinte, du hättest einen Urlaub verdient - schon allein dafür, dass du dich um Petal kümmerst.«
    Thea dankte Derek im Stillen für sein Verständnis. Er schien zu wissen, dass die Betreuung seiner Nichte kein reines Vergnügen war. »Molly, es wäre doch viel billiger, den Einzelzimmerzuschlag zu bezahlen.«
    »Oh, das weiß ich. In Wirklichkeit geht es mir um deine Gesellschaft. Man weiß nie, wen man bei solchen Reisen um sich hat. Ich reise gern mit jemandem, den ich kenne. Mit jemandem, mit dem ich reden kann.«
    Thea selbst fuhr gern mit jemandem in Urlaub, den sie mochte, und obwohl sie Molly mochte, konnte doch die beste Freundschaft unter solchen Bedingungen welken. Und sie war sich nicht sicher, ob ihre Freundschaft mit Molly das Prädikat »beste« verdiente.
    Sie beschloss, Mollys gute Meinung von ihr auf die Probe zu stellen, indem sie ihre Notreserve an Wein hervorholte. Da sich der einzig vernünftige Korkenzieher wahrscheinlich in Petals Zimmer befand, musste sie den Korken mit einem Teufelswerkzeug herauswürgen, das ihr die Finger aufriss. »Das ist ein furchtbar großzügiges Angebot von dir, Molly, doch ich kann es unmöglich annehmen. Nimm auch ein Glas Wein. Es ist nur ein ›Zenz‹, aber er ist wirklich ganz okay, wenn man ihn erst ein bisschen anwärmt.«
    »Zenz?« Molly sah sich ihr Glas an, als enthielte es eine sehr bittere Medizin.
    »Du weißt doch, Zahle eine, nimm zwei.«
    Als Mitglied eines Weinclubs entsetzte Molly diese Bemerkung, aber sie enthielt sich jeden Kommentars. »Natürlich kannst du mit nach Frankreich kommen«, erklärte sie entschieden. Sie nahm ihr Glas, überlegte es sich dann noch einmal und stellte es wieder hin. »Wirklich, Derek kann es sich leisten, und er hat Recht. Du hast für Petals Betreuung einen Urlaub verdient.« Sie blickte zur Decke hinauf. Ein Poltern und Krachen deutete darauf hin, dass Petals Kunstwerke jetzt fast die Eingangstür erreicht hatten. »Kannst du dich so kurzfristig freimachen?«
    Plötzlich erschien Thea der Gedanke, ihre Logiergäste und ihren langweiligen Halbtagsjob gegen ein paar Frühlingstage in der Provence einzutauschen, außerordentlich attraktiv. Und selbst wenn Molly bestimmend und herrisch war, war es mit ihr doch auch ganz lustig.
    Thea nahm einen guten Schluck Wein und entschied, dass Molly Recht hatte: Er war nicht besonders gut. Der Wein in der Provence war bestimmt besser. Dann zog sie sich einen Stuhl heran und warf ihren Lappen in die Spüle. »Wir haben im Moment nicht besonders viel zu tun, und ich bekomme ohnehin keinen bezahlten Urlaub oder so was. Ich glaube nicht, dass es ein Problem wäre.«
    »Super! Du wirst bequeme Schuhe, einen Schirm und einen Sonnenhut brauchen.«
    Genau in diesem Augenblick öffnete Petal die Küchentür und rief hinein: »Ben bedankt sich für den Tee und entschuldigt sich, dass er nicht selbst Auf Wiedersehen sagen kann, aber er muss den Wagen beladen. Und, Tante Molly, er wird dich anrufen, da er jetzt keine Zeit mehr hat vorbeizuschauen. Ciao!« Die Küchentür fiel zu und wurde dann noch einmal geöffnet. »Ach, Thea, es sind noch ein paar Sachen von mir im Trockner. Könntest du ein Engel sein und sie für mich zusammenlegen?« In der Annahme, dass Thea ein Engel sein würde, entfernte sich Petal.
    Thea blickte Molly an. »Einen Sonnenhut?« Der kalte Frühlingsregen prasselte gegen das Fenster, und im Trockner warteten Petals Sachen. »Klar komme ich mit, Molly.«
 
    Theas Teilzeitarbeit bei einem Fotografen an der Hauptstraße war nichts, was ihr jemals eine gewisse Befriedigung verschaffen würde. Die Urlaubsfotos anderer Leute einzuschicken und sie ihnen vierundzwanzig Stunden später wieder auszuhändigen, riss sie nicht gerade vom Hocker. Als sie zum ersten Mal Kaffee für alle kochte, hatte sie bereits begriffen, dass es ein Fehler gewesen war, speziell diesen Job anzunehmen. Aber ihr als ehemaliger Fotografin war es nahe liegend erschienen, in einem Fotogeschäft zu arbeiten; inzwischen allerdings wusste sie, dass es wesentlich amüsanter gewesen wäre, Bohemiens und Hippies der zweiten Generation preiswerte, importierte Kleider zu verkaufen.
    Aber obwohl sie oft die Aushänge in den Schaufenstern anderer Läden und die Stellenanzeigen in der Lokalzeitung durchsah, brachte sie einfach nicht die Energie auf, sich irgendetwas Anspruchsvolleres zu suchen. Es musste mit der Mattigkeit zusammenhängen, die sie in letzter Zeit so oft befiel;
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