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Sommernachtsgeflüster

Sommernachtsgeflüster

Titel: Sommernachtsgeflüster
Autoren: Katie Fforde
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sagst du da? Habt ihr gestritten?«
    »Nein, nicht wirklich. Ich konnte ihm einfach nicht klar machen, dass er etwas getan hatte, das falsch war. Es hatte keinen Sinn zu streiten. Ich glaube nicht, dass man mit Menschen streitet, die einem gleichgültig sind. Ich war ihm immer gleichgültig, und mir ging es mit ihm plötzlich genauso. Und jetzt reicht es mir mit Männern zunächst mal.«
    »Gibt es in Cheltenham denn keine Männer?«, erwiderte Elizabeth.
    »Nein, ich glaube nicht. Deswegen habe ich mich ja gerade dafür entschieden.«
    Alle lachten, aber sie schafften es nicht, im Verlauf des Abends Theas Entschluss ins Wanken zu bringen, und sie stimmten alle darin überein, dass sie für den Fotojournalismus viel zu naiv sei.
    »Also gut«, erklärte Magenta, »du kannst jederzeit herkommen und hier wohnen, wenn du wieder in die Welt zurückkehren willst.«
    »Und du kannst bei mir wohnen, wenn du ihr den Rücken kehren willst.«
    »Danke schön, Schätzchen. Das klingt himmlisch«, gab Magenta völlig unbeeindruckt zurück.
 
    Eine ganze Weile genoss Thea den neuen Lebensstil. Sie setzte ihre ganze Arbeitskraft ein, um ihr Haus herzurichten, gewann dabei Freunde und erklärte jedem, der es wissen wollte, dass sie keinen Mann wollte, vielen Dank, nie mehr. Jetzt, beinahe zwei Jahre später, war ihr Haus komplett eingerichtet und voller Logiergäste, und diese Gäste brachten sie um den Verstand.
    Meistens hatte sie ihre Freude an den jungen Leuten. Sie war gelassen und gutmütig, und es machte ihr nicht viel aus, für die Studenten die Wäsche aufzuhängen und sieauch wieder abzunehmen, wenn es regnete. Und nur eine wirklich dumme Ziege hätte sich geweigert, irgendein Kleidungsstück zu bügeln, wenn jemand »total spät« dran war und verzweifelt eine weiße Bluse brauchte, vor allem, wenn dieser Jemand sie »für die Arbeit« brauchte. Aber sie spielte mit ihren fünfunddreißig Jahren die Ersatzmutter für Menschen, die viel zu alt waren, um ihre eigenen Kinder zu sein. Ihre Mieter waren oft das erste Mal von zu Hause fort und nur allzu glücklich, eine freundliche, hilfsbereite Vermieterin zu finden, die sich ihre Probleme anhörte und ihnen im Notfall auch mal einen Knopf annähte. Wenn sie die Studenten gelegentlich damit nervte, dass sie nicht überall im Haus ihr schmutziges Geschirr herumstehen lassen sollten, ignorierten sie sie meist. Zumindest knöpfte sie sie sich nicht vor, um herauszufinden, mit wem sie ausgingen.
    Thea hatte das Gefühl, dass sie den Schritt heraus aus dem Leben einer potenziell erfolgreichen Fotojournalistin und hinein in das einer Teenagermutter zu abrupt getan hatte. Dazwischen hätte es noch irgendetwas anderes geben müssen, ein drittes Leben. Aber im Nachhinein ist man immer schlauer, und als London gerade hinter ihr lag, hatte sie das, erschöpft und seelisch verletzt, wie sie war, als Allerletztes gewollt. Es war ihr nur noch darum gegangen, sich zurückzuziehen, ihre Verhältnisse zu ordnen und sich nicht jeden Morgen beim Aufwachen fragen zu müssen, in welcher Stadt sich ihr Hotelzimmer eigentlich befand. Sie hatte nicht länger ihre Abende damit verbringen wollen, die Annäherungsversuche von Fotografen zurückzuweisen, die ihre Minibar leer tranken und versuchten, es sich in ihrem Doppelbett gemütlich zu machen.
    Es war nicht ihre Absicht gewesen, die Männer völlig aufzugeben - wenigstens nicht für immer. Selbst wenn Conrad ein Mistkerl war, wusste sie sehr wohl, dass es eineMenge ehrenwerter und vertrauenswürdiger Männer gab. Sie war seit ihrer Flucht aus London sogar mit einigen Männern ausgegangen. Leider war es aber so, dass sich diese Kardinaltugenden anscheinend immer bei Langweilern und Liebhabern klassischer Musik fanden.
    Sehr zu Petals Missfallen hatte Thea ihre Beziehung zu einem dieser Exemplare erst kürzlich beendet. Petal war entsetzt gewesen: »Aber Thea, ich weiß, dass er nicht sehr aufregend ist, aber immerhin ist es jemand, und du solltest nicht mit einem Jungen - Mann, meine ich natürlich - Schluss machen, bevor du einen anderen hast. Sonst stehst du allein da. Kein Mann, keine Verabredung!«
    Thea verkniff sich angesichts von Petals Entrüstung ein Lächeln. »Ich dachte, ich nehme mal alles, wie es kommt, wie die Frauen in Sex and the City.« Diese amerikanische Serie gehörte zu Petals Lieblingssendungen.
    »Thea! Du bist doch nicht wie die! Du könntest gar nicht so herumbumsen, wie sie es tun!«
    Thea war erleichtert, das zu hören.
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