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Sommernachtsgeflüster

Sommernachtsgeflüster

Titel: Sommernachtsgeflüster
Autoren: Katie Fforde
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Scheuermitteln im Schrank unter der Spüle stand, der einzigen Stelle, an der ihre Untermieter niemals suchen würden, wie verzweifelt sie auch immer nach etwas Trinkbarem lechzten. Sie würde Molly nichts davon anbieten, wenn sie denn kam. Molly war eine Vertreterin der Philosophie: »Das Leben ist zu kurz, um billigen Wein zu trinken.« Thea hingegen fand, dass das Leben zu lang war, um es nicht zu tun.
    Petal, die die Schärfe in Theas Stimme nicht wahrgenommen hatte, sah sich ängstlich in der Küche um. »Findest du nicht, du solltest ein bisschen aufräumen, falls Tante Molly kommt?«
    Thea stand der Sinn nach Mord, doch sie beherrschte sich. Ein Mord würde die Unordnung nur vergrößern. »Ich bin gerade damit beschäftigt, ein Essen zuzubereiten, Petal. Und darf ich davon ausgehen, dass du nicht mit uns essen wirst?«
    »Oh ja! Habe ich das nicht gesagt? Tut mir Leid.«
    In diesem Augenblick klingelte es an der Tür. »Öffnest du bitte?«, bat Thea.
    »Aber es wird Tante Molly sein, für dich.« Petal war überrascht, dass Thea so etwas von ihr verlangen konnte. »Ich bin wirklich beschäftigt.«
    »Das bin ich auch!«, erklärte Thea, die die Arbeitsflächen mit einem Lappen abwischte.
    »Ich werde öffnen«, erbot sich Ben.
    Das war freundlich, und wenn er noch freundlicher sein wollte, würde er Molly oben im Flur in ein Zeit raubendes Gespräch verstricken und Thea auf diese Weise zu einigen wertvollen Extrasekunden zum Saubermachen verhelfen.
 
    Thea hatte Molly an ihrem ersten Tag in Cheltenham durch die Vermittlung einer entfernten Verwandten ihrer Mutter kennen gelernt. Molly konnte sehr freundlich sein und hatte diese sehr indirekte Verbindung sofort aufgegriffen und Thea zum Kaffee eingeladen. Thea war erfreut gewesen, den Männern des Umzugsunternehmens den Rücken kehren zu können, und hatte sich in ihren alten Jeans und einem abgewetzten Hemd auf den Weg gemacht. Molly, wie immer makellos gepflegt und gekleidet, hatte sie mit Sherry statt mit Kaffee bewirtet. Sie hatte vermutet, Theas nachlässige Kleidung bedeute, dass sie im weitesten Sinne zu den Künstlern gehörte, und hatte sie unter ihre Fittiche genommen. In den zweieinhalb Jahren, die Thea in Cheltenham wohnte, hatten die beiden Frauen ziemlich viel Zeit miteinander verbracht. Jetzt trat Molly in Theas Küche, die Güte selbst, gut fünf Minuten, nachdem sie an der Tür geläutet hatte.
    Ich danke Ihnen, Petals Onkel, dachte Thea.
    »Thea, Schätzchen!« Molly war liebevoll, aber direkt.
 
    »Ich hoffe, ich komme nicht völlig ungelegen, doch ich wollte es dir selbst sagen.«
    »Mir was sagen, Molly?«, fragte Thea, nachdem sie sich geküsst hatten.
    »Das von der Reise.« Molly zog sich einen Stuhl heran, beäugte misstrauisch den Sitz und nahm dann Platz. »Nach Aix. In der Provence. Soll zu dieser Jahreszeit sehr schön sein. Hat Petal es dir ausgerichtet?«
    »Sie erzählte etwas davon, dass du am Mittwoch nach Frankreich fahren würdest.«
    »Liebes, die Provence liegt in Frankreich. Das weißt du doch? Aber nicht nur ich werde fahren. Du auch.«
    Thea, die in der kurzen Zeit mehr Oberflächen abgewischt hatte, als sie gewöhnlich in einer ganzen Woche schaffte, drehte sich um. »Was?«
    »Thea, nun hör doch zu! Ich sagte, ich möchte, dass du mit mir in die Provence fährst. Am Mittwoch.«
    »An diesem Mittwoch, dem kommenden?«
    »Ja. Ich wollte mit meiner Freundin aus dem Töpferkurs fahren, aber sie hat sich ein Bein gebrochen. Wenn ich allein fahre, muss ich den Einzelzimmerzuschlag bezahlen. Komm mit«, sagte sie aufmunternd, als weigerte Thea sich, schwimmen zu gehen, weil ihr das Wasser zu kalt war. »Es sind nur sechs Tage.«
    »Nimm Derek mit.«
    »Derek hasst Kunst und Sehenswürdigkeiten und alles, was damit zu tun hat. Er ist doch so ein Kulturbanause.«
    »Aber Molly - es ist furchtbar kurzfristig.«
    »Ach, ich weiß, dass es etwas plötzlich kommt, aber denk doch bloß mal, wie himmlisch es wäre. Anfang April finde ich die Provence am schönsten. Dann sind all die Touristen noch nicht da.« Molly war es offensichtlich entgangen, dass sie selbst zu den Touristen zählte.
    »Außerdem kann ich es mir nicht leisten.« Das war nureine Vermutung, aber Molly war nach Theas Maßstäben unglaublich reich und hatte wahrscheinlich eine sehr kostspielige Reise gebucht. »Und eigentlich ...«
    »Ach, komm schon, Thea. Sei mal ein bisschen spontan. Mach dir keine Gedanken um das Geld, Derek wird bezahlen. Es war eigentlich
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