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Sommernachtsgeflüster

Sommernachtsgeflüster

Titel: Sommernachtsgeflüster
Autoren: Katie Fforde
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Tante Molly möchte, dass du mit ihr nach Frankreich fährst. Am Mittwoch.«
    Thea ließ den Schneebesen sinken und zog eine Spur von Käsesoße über die Arbeitsplatte. »Denk doch noch mal richtig nach, Petal. Was hat Molly gesagt? Sie bittet michdoch wohl nicht, am Mittwoch mit ihr nach Frankreich zu fahren.«
    »Doch! Mollys Busenfreundin hat sich das Bein gebrochen oder die Hüfte oder sonst was, deshalb braucht sie jemanden anderen, der mit ihr fährt. Ich habe ihr erzählt, dass du vielleicht dafür infrage kämst.« Gelangweilt von einem Thema, das nicht um sie selbst kreiste, wandte sie sich an ihren Onkel. »Ach, Onkel Ben, schön, dass du eine Tasse Tee trinkst. Ich werde eine Ewigkeit brauchen, um auf dem Dachboden alles zusammenzusuchen, in dem ganzen Müll dort.« Sie blickte auf den überfüllten Tisch, die mit Geschirr bedeckten Arbeitsplatten und zu dem unter Papieren versinkenden Küchenschrank. »In diesem Haus herrscht immer so ein Durcheinander.«
    »Das wäre in deinem genauso, wenn es voller Untermieter wäre, die nicht in der Lage sind, eine Tasse in die Spülmaschine zu stellen, mal ganz davon zu schweigen, einen Wasserhahn aufzudrehen und die Tasse abzuwaschen«, entgegnete Thea. »Und ich hoffe, dass du alles wegräumst, was auf dem Treppenabsatz liegt. Die Sachen auf dem Dachboden sieht man wenigstens nicht die ganze Zeit.«
    Flüchtig beschämt erklärte Petal: »Tut mir Leid, Thea, aber du machst uns eben nicht genug Druck. Wenn du nicht an den Leuten herumnörgelst, dann räumen sie auch nicht auf. Eins sage ich dir: Wenn ich eine eigene Wohnung beziehe, dann wird dort niemand seinen Mist überall herumliegen lassen!« Energisch und fest entschlossen marschierte Petal hinaus; Thea blieb lahm und ohne jede Entschlusskraft zurück.
    »Petal bringt Sie also um den Verstand?«, fragte Ben.
    »Ist das so offensichtlich? Also, nur manchmal.« Sie probierte die Soße und griff nach der Muskatnussreibe. »Ich meine, ich mag sie wirklich. Sie macht was her, istimmer sehr lustig, und es ist schön, mit ihr einkaufen zu gehen.«
    Sie wusste selbst, dass ihre Untermieter nicht so auf ihr herumtrampeln würden, wenn sie nur eine energischere und weniger nachsichtige Vermieterin wäre. Aber sie war neu in dem Gewerbe und hatte noch nicht gelernt, wie man Regeln aufstellte und dann eisern durchsetzte. »Sind Sie wohl so lieb und reiben mir etwas Käse?«, bat sie - und versuchte sofort, ihr Kichern hinter einem Lächeln zu verbergen, als sie merkte, dass sie Ben wohl etwas zu vertraulich angesprochen hatte.
    Er zog eine Augenbraue in die Höhe. »Wie könnte ich Nein sagen, wenn Sie mich so freundlich darum bitten?« Er nahm den Käse und die Reibe und machte sich ans Werk.
    »Ich frage mich, was Molly vorhat? Ich kann nicht glauben, dass sie am Mittwoch wirklich mit mir nach Frankreich fahren will. Selbst sie ...« Sie hielt inne. Schon wieder war sie drauf und dran, seine Cousine zu kritisieren.
    »Wäre das denn wirklich völlig undenkbar?«, wollte er wissen, ohne auch nur anzudeuten, was er selbst über Molly dachte.
    »Nein, durchaus nicht. Ich meinte nur, dass sie gewöhnlich alles gut plant. Ich hoffe, sie platzt nicht genau dann herein, wenn sich alle zu Tisch setzen.« Aber genauso würde es wahrscheinlich kommen. Molly, die sich nur um einen Ehemann kümmern musste, hatte wahrscheinlich bis neun Uhr ihr Abendessen längst zubereitet, serviert und wieder abgeräumt. Thea, deren Abendmahlzeit ein bewegliches Fest war, dessen Termin von der Pünktlichkeit oder Unpünktlichkeit ihrer Untermieter abhing, war von diesem glücklichen Zustand weit entfernt.
 
    Petal kam wieder zurück, als Thea gerade das mit allen Zutaten versehene Gericht in den Ofen schob. Aus einem Wust von Plastikbeuteln bemerkte Petal: »Du solltest oben wirklich aufräumen, Thea. Unglaublich, wie viele Pappkartons du hast! Was, um Himmels willen, hast du da überall drin?«
    Ihre sorgfältig katalogisierten Fotos und Negative aus der Zeit vom Beginn ihres Studiums bis zum Ende ihrer Laufbahn als Berufsfotograf in. Thea hatte allerdings nicht die Absicht, Petal das auf die Nase zu binden. »Der Dachboden ist wahrscheinlich viel übersichtlicher geworden, nachdem du deine Kunstwerke weggeräumt hast, Petal«, erwiderte sie und konzentrierte sich darauf, den Korkenzieher zu finden.
    Vielleicht noch eine Minute, und Petal und ihr Onkel würden verschwinden, sodass sie endlich die Flasche Rotwein öffnen konnte, die hinter den
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