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Sommernachtsgeflüster

Sommernachtsgeflüster

Titel: Sommernachtsgeflüster
Autoren: Katie Fforde
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das, dass Petal ihre Kunstwerke endlich mit nach Hause nimmt?«
    Das war eine so gute Nachricht, dass Theas Stimmung sich unwillkürlich hob. Der Gedanke, bald wieder ins Dachgeschoss, in ihr Schlafzimmer und Bad gehen zu können, ohne über die in Müllbeutel verpackten Einzelteile eines Drachens, einer Prinzessin und einer Burg aus Pappmaschee zu stolpern, zauberte ein breites Lächeln auf ihr Gesicht. »Sie sollten auch eine Tasse Tee trinken. Sie wird noch ewig telefonieren.« Und wir wären beschäftigt und brauchten nicht die ganze Zeit zu reden, dachte sie.
    Vielleicht war ihr Stimmungsumschwung doch ein wenig zu plötzlich gekommen - eben noch die grantige, unleidliche Frau, der er aus der Mülltonne geholfen hatte, und jetzt eitel Sonnenschein. Der Mann jedenfalls reagierte mit einem Stirnrunzeln. »Ich kann nicht lange bleiben. Ich muss heute Abend noch zurück.«
    »Ganz wie Sie wollen. Aber wenn ich jetzt nicht etwas trinke, wird mir die Zunge für alle Zeiten am Gaumen festkleben.«
    »Wenn das so ist, dann bitte sehr«, erklärte er mit leicht überraschtem Blick.
    Ihre Euphorie flaute etwas ab. Petals Onkel Ben schien nicht recht zu wissen, wie man sich in Gesellschaft verhielt. Warum machte er keine Bemerkung zum scheußlichen Wetter oder etwas in der Art?
    »Müssen Sie denn noch weit fahren?«
    »Wenn ich Petals Sachen abgeliefert habe, muss ich noch zurück nach London.«
    Dafür würde er zu dieser Tageszeit mindestens drei Stunden benötigen. Thea fand eine noch nicht angeschlagene Tasse und legte einen Teebeutel hinein.
    In diesem Augenblick klingelte das Telefon. Thea bahnte sich einen Weg durch die Küche und nahm den Hörer ab. Es war eine gute, alte Freundin, deren Anrufe mindestens eine halbe Stunde dauerten - wenn sie in Eile war. Thea sprach ein paar Minuten mit ihr und leitete dann ein Notmanöver ein. Sie nahm eine Schachtel Streichhölzer und eine Kerze, die zu diesem Zweck immer bereitlagen, und zündete die Kerze an. Dann hielt sie sie mit ausgestrecktem Arm unter den Rauchmelder im Flur. Die Vorrichtung begann gehorsam zu kreischen. »Du«, sagte sie ihrer Freundin, »ich muss Schluss machen. Hier brennt irgendwas!«
    »Entschuldigen Sie«, wandte sie sich an Petals Onkel, der sie mit fassungslosem Erstaunen ansah. »Das funktioniert immer. Allerdings bin ich etwas besorgt, dass es hier eines Tages zur Strafe wirklich brennen wird. Also, wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, der Tee!«
    »Ich kann wirklich nicht lange bleiben. Und ich sollte auch noch bei Molly - äh, Petals Tante - vorbeischauen.«
    »Sie werden ja nicht gezwungen. Aber ich lechze geradezu nach einem Tee.«
    Der Mann seufzte. »Ich eigentlich auch.«
    Während sie kochendes Wasser in die Teetassen goss, warf sie einen Blick über die Schulter. »Meinen Sie Molly Pickford? Ich kenne sie. Ihr habe ich Petal zu verdanken.« Jetzt war es an Thea zu seufzen, während sie sich die Frage stellte, warum sie sich darauf eingelassen hatte, Petal als Untermieterin aufzunehmen. Hoffentlich nicht einfach, weil sie zu schwach war, um Molly etwas zu verweigern. Doch wahrscheinlich war genau das der Fall. Molly hatte versichert, dass ihre Patentochter und Nichte ruhig und zuverlässig sei und ihre Miete würde bezahlen können. Letzteres entsprach zwar der Wahrheit, und das war wichtig, aber Molly hatte leider nicht erwähnt, dass Petal außerordentlich anspruchsvoll war. Thea dachte oft, dass die junge Frau auch dann noch ein Verlustgeschäft darstellen würde, wenn sie den doppelten Preis bezahlte.
    »Milch? Zucker?« Sie reichte ihrem Gast das nötige Zubehör. »Sind Sie auch mit Molly verwandt? Petal meinte, Sie seien ihr Onkel, doch das bedeutet ja nicht zwingend Verwandtschaft mit Molly.«
    Normalerweise hätte Thea inzwischen ihre Verlegenheit darüber, dass er sie gerade zum ungünstigsten Zeitpunkt in ihrer Küche angetroffen hatte, überwunden. Aber da der Fremde sich immer noch umsah wie ein Mann in einem Sciencefiction-Film, den man auf einen unbekannten Planeten gebeamt hatte, fühlte sie sich verpflichtet, ihn mit Fragen abzulenken, auf die sie die Antworten gar nicht hören wollte.
    »Wir sind so etwas wie Cousin und Cousine. Welchen Grades, müssen Sie Molly fragen. Sie liebt solche Einzelheiten.«
    Thea erwärmte sich ein wenig für ihn. Sie nahm einen Stapel Blätter von einem Stuhl und forderte ihn auf, sich zu setzen. »Verzeihen Sie, ich habe Ihren Familiennamen nicht verstanden.«
    »Wahrscheinlich weil
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