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Sommernachtsgeflüster

Sommernachtsgeflüster

Titel: Sommernachtsgeflüster
Autoren: Katie Fforde
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Pass noch gültig ist, oder?«
 
    »Ich muss gestehen«, bemerkte Thea, die ganz schwach war vor Erleichterung, dass niemand an ihrem Pass und ihrem Ticket etwas auszusetzen gefunden hatte, »dass ich mich darauf freue, unserem Führer wie ein Schaf ohne jeden eigenen Gedanken folgen zu dürfen. Es war in letzter Zeit alles so hektisch. Es wird mir gut tun, gesagt zu bekommen, was ich zu tun habe.«
    Molly folgte nie jemandem wie ein Schaf und ließ sich auch nicht gern vorschreiben, was sie zu tun hatte. Aber sie brauchte auch gut vierzehn Tage, um zu packen, um sich das Haar machen und sich maniküren, zupfen und verschönern zu lassen, und es wäre ihr schlechthin unmöglich gewesen, in der kurzen Zeit reisefertig zu sein, die Thea zur Verfügung gehabt hatte. »Es war eine furchtbare Hetze für dich. Aber mach dir keine Sorgen, ich kann dir wahrscheinlich alles leihen, was du vergessen hast.«
    »Danke«, murmelte Thea matt, der einfiel, dass sie keine Zahnpasta eingesteckt hatte.
    »Sollen wir jetzt Kaffee trinken oder erst, wenn wir beim Parfüm waren?«, fragte Molly.
    »Ich muss mir noch ein Buch kaufen ...«
    »Oh nein. Du hast auf diesen Reisen niemals Zeit zu lesen, du wirst viel zu sehr auf Trab gehalten.«
    »Du hast also schon oft solche Reisen unternommen?«
    »Ja, und unser Reiseleiter ist ein sehr netter Kerl. Man könnte fast sagen, dass ich eine Art Gerald-Groupie bin.« Molly kicherte viel sagend.
    Thea liebäugelte kurz mit dem Gedanken, eine plötzlich auftretende Erkrankung vorzuschützen und wieder heimzufahren, aber das wäre ihr selbst sowohl feige als auch undankbar erschienen. Außerdem hätte Molly in diesem Falle herausgefunden, dass sie keine Reiserücktrittsversicherung abgeschlossen hatte. »Na, wenn es dir so gut gefallen hat, dass du es wiederholst, dann wird es für mich wohl auch das Richtige sein.« Sie versuchte es sich zumindest einzureden. »Was ist denn der Dozent über Cézanne für einer?«
    »Keine Ahnung. Nie von ihm gehört. Ich glaube nicht, dass er fest für Tiger Tours arbeitet.« Das stufte ihn in Mollys Buchführung definitiv einige Klassen zurück. »Aber ich würde doch sagen, dass er in Ordnung sein sollte. Sie achten sehr auf fähige Mitarbeiter. Komm jetzt, ich will mir eine Augencreme besorgen.« Sie musterte Thea mit einem prüfenden Blick. »Ich denke, du könntest auch eine gebrauchen. Es ist unklug, gegen die Fältchen erst dann etwas zu unternehmen, wenn sie sichtbar werden.«
    Thea, die inzwischen selbst an der Idee des zollfreien Einkaufs Gefallen gefunden hatte, lächelte. »Ich denke, ich werde erst mal in den Buchladen schauen. Wir können uns dann später hier wieder treffen.«
 
    Als sie am Flughafen von Marseille an der Gepäckausgabe standen, hatte Molly sich inzwischen das unverwechselbare gestreifte Tiger-Tours-Namensschild angeheftet. Nach undnach entdeckte Thea weitere dieser Namensschilder; sie zierten samt und sonders Frauen eines bestimmten Alters und Typs. Langsam gewann Thea den Eindruck, dass sie das Nesthäkchen der Gruppe sein würde. Selbst Molly mit über fünfzig war jünger als die meisten anderen. Es tauchten auch einige Männer mit diesen Namensschildern auf, und zaghaft wurde hie und da ein erstes Lächeln getauscht.
    »Da siehst du, warum ich dich mitnehmen wollte.« Mollys Bühnenflüstern erreichte todsicher die letzten Ränge. »Die meisten dieser guten Leute gehören eigentlich in die Geriatrie. Ich wäre vielleicht von irgendeiner lieben alten Dame mit Inkontinenzeinlagen, die gar nicht mit mir mithalten kann, mit Beschlag belegt worden.«
    Thea hoffte, dass die lieben alten Damen alle stocktaub waren. Hatte nicht jeder, der noch genug Unternehmungsgeist besaß, im Ausland Urlaub zu machen, das gewisse Etwas? Sie lächelte einige der Mitreisenden an, um sich von Mollys unfreundlichen Bemerkungen zu distanzieren.
    »Gut, Leutchen«, meinte ein großer, dunkelhaariger Mann von Anfang fünfzig. »Bildet mal eine Runde, damit ich ein paar Anweisungen loswerden kann. Ich sehe schon einige vertraute Gesichter, und das ist gut so, weil ihr mir dann helfen könnt, die Neulinge auf Vordermann zu bringen.«
    Thea warf Molly einen Blick zu und sah, dass sie wohlwollend lächelte. Es gab noch ein paar andere lächelnde Gesichter. Das waren offensichtlich alles Geralds Groupies. Gut, wenn er mit Molly fertig wurde, musste er schon über besondere Fähigkeiten verfügen. Der gute alte Derek dagegen stand eindeutig unter dem
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