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Sommernachtsgeflüster

Sommernachtsgeflüster

Titel: Sommernachtsgeflüster
Autoren: Katie Fforde
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sein konnte. Sie stand sofort auf. »Was ist los? Irgendetwas mit Toby?«
    Er schüttelte fast unmerklich den Kopf und bat: »Nehmen Sie Ihre Tasche und Ihre Jacke mit.«
    Thea blickte zu Molly hinüber, die Bens Erscheinen nicht bemerkt zu haben schien. Rory überschüttete eine von Theas Freundinnen mit Schmeicheleien und hatte es ebenfalls nicht bemerkt. Thea nahm ihre Jacke, die über der Lehne ihres Stuhles hing.
    Draußen auf der Straße legte er ihr eine Hand auf die Schulter. Plötzlich war sie hellwach und wurde wütend. »Das wird langsam eine schlechte Angewohnheit, mich auf der Straße herumzustoßen! Erzählen Sie mir, was los ist, und lassen Sie mich dann zu meinen Freunden zurückgehen.«
    Seine Finger drückten sich in ihr Fleisch, und er sah sie fest an. »Es tut mir Leid. Ich hoffe, ich tue Ihnen nicht weh. Aber ich muss es wissen: Wollen Sie wirklich die ganze Nacht bei dieser Horde sitzen und sich »voll laufen« lassen, wie Sie es so elegant formuliert haben?«
    »Warum sollte ich nicht?«
    »Ich möchte Ihnen etwas zeigen.« Er machte Anstalten, sie die Straße entlangzuschieben.
    Sie blieb einfach stehen, sodass er innehalten musste, obwohl er seinen Griff nicht lockerte. »Worum handelt es sich? Ich kann nicht einfach alle sitzen lassen. Ich habe Verpflichtungen.«
    »Die meisten sind schon betrunken, und Molly wird sich um die kümmern, die es noch nicht sind.«
    »Aber ich will sie nicht sitzen lassen!«
    Diesmal drehte er sich zu ihr herum, fasste sie an den Schultern und sah ihr eindringlich in die Augen. »Wirklich nicht? Haben Sie noch nicht genug von wiehernden Frauen und scharwenzelnden Männern, die alle in Ihrem Privatleben herumschnüffeln wollen, um herauszufinden, ob dort etwas für sie zu holen ist?«
    Sollte sie ehrlich sein oder stolz? Ehrlich. Sie zuckte die Schultern.
    »Dann kommen Sie mit. Ich verspreche Ihnen, Sie werden es nicht bereuen.«
    »Aber wo ist Ihre Freundin? Püppchen - Poppy?«
    »Ich habe sie in ein Taxi gesetzt. Kommen Sie jetzt mit oder nicht?« Er wartete ihre Antwort gar nicht ab, sondern nahm ihr Handgelenk und zog sie mit zu seinem Wagen, der am Straßenrand im Halteverbot stand.
    Thea blieben etwa zwei Minuten, um zu entscheiden, ob sie mit ihm gehen wollte oder nicht. Sie brauchte nur fünf Sekunden. Als er ihr die Wagentür aufhielt, stieg sie ein. All das Lärmen und Treiben hinter sich lassen zu können, schien allein schon Belohnung genug für ihre Duldsamkeit. Jetzt, da sie dem erregten Stimmengewirr erst einmal entkommen war, wäre eine Rückkehr wie der Wiedereintritt in die Hölle gewesen.
    Ben startete den Wagen; er fuhr aus der Stadt und zu einem Tal, das Thea nicht kannte. Sie bewunderte die Schönheit der sommerlichen Nacht. Der Mond war aufgegangen, tauchte alles in weißes Licht und warf geheimnisvolle Schatten. Die Bäume zeichneten sich schwarz gegen den Himmel ab. Die Hügel nahmen die Gestalten gewaltiger, mythischer Ungeheuer an, und in den nach Geißblatt duftenden Hecken leuchteten weiß die einzelnen Blüten der Ackerwinde. Es war eine Nacht wie die, in der die Jungfrauen vergangener Zeiten geheimnisvolle Rituale vollführt und ihre Leinenhemden auf dem Gras ausgebreitet hatten, um sie im Mondlicht zu bleichen. Sie wollte gar nicht daran denken, wo sie hinfuhren oder warum, sie hoffte einfach, dass die Fahrt noch ewig dauern würde. Im Augenblick stimmte alles: Sie brauchte nicht zu sprechen, und sie war bei Ben. Sobald sie wieder redeten, würden sie sich auch schon missverstehen und wieder miteinander streiten.
    Er nahm die Einfahrt zu einem Haus, dessen Silhouette sich im Zwielicht abzeichnete. Kein Fenster war erleuchtet, und das Haus wirkte verlassen. Rosen, die dringend geschnitten werden mussten, überwucherten eine etwas schiefe, hölzerne Veranda. Ein Schild Zu verkaufen mit einem roten Band Verkauft quer darüber stand am Gartentor.
    Ben hielt an und stieg aus. Dann ging er um den Wagen herum und hielt ihr die Tür auf. »Kommen Sie.« Er öffnete das Tor, damit sie hindurchgehen konnte.
    Widerstrebend zwar, da sie alles verderben würde, wenn sie zu sprechen begann, musste sie gleichwohl protestieren. »Ben, wir können zu dieser nachtschlafenden Zeit bei niemandem hereinschneien. Jedenfalls nicht, wenn ich die Leute nicht kenne und sie gerade erst eingezogen sind. Oder wollen sie gerade ausziehen?«
    Er gab ihr keine Antwort; er führte sie einfach den Pfad entlang zur Eingangstür. Sie standen dicht beieinander, und
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