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Sommernachts-Grauen

Sommernachts-Grauen

Titel: Sommernachts-Grauen
Autoren: Susan Mennings
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‚Neue Deutsche Welle‘ war dabei, sich zu verabschieden. Die Auftritte von Trio in der ZDF-Hitparade lagen bereits ein Jahr zurück. Seit Januar versuchte eine Frau mit dem Namen Madonna die internationalen Charts mit dem Song ‚Holiday‘ zu stürmen. Michael Jackson präsentierte zu seinem Hit ‚Billie Jean‘ erstmals den Moonwalk und im April schaffte er den Sprung in die deutschen Single-Charts, während Udo Lindenberg bereits im März seinen ‚Sonderzug nach Pankow‘ bestieg. In den nächsten Monaten rangen David Bowie, Ice House und Michael Jackson um die Gunst der Käufer von Vinyl-Schallplatten.
    Zwei Premieren wurden im April gefeiert: Peter Illmann lockte alle Musikinteressierten mit ‚Formel Eins‘ vor den Fernseher, während Karl Moik das ältere Publikum mit seinem ‚Musikanten Stadl‘ zukünftig einige Sonnabende unter anderem durch Blasmusik erfreute. Ersteres war für alle Menschen, die etwas anderes als deutschen Schlager bevorzugten eine Sensation. Endlich gab es Musikvideos im Fernsehen. In kurzen aussagekräftigen Filmen wurden kleine Welten erschaffen und Geschichten erzählt. Noch immer war die Musikwelt im Radio geprägt von deutschsprachigem Liedgut, das weniger die ‚Neue Deutsche Welle‘ beinhaltete.
    Im Monat April gab es eine weitere Sensation. Der ‚Stern‘ glaubte die Geschichtsbücher umschreiben lassen zu können und brachte die ‚Hitler-Tagebücher‘ heraus. Ein Umstand, der in den folgenden Monaten nicht die Welt veränderte, aber zum Lachen brachte, als sich herausstellte, dass alles eine Fälschung gewesen war.
    Die Menschen zitterten nicht nur vor dem Höhepunkt des Kalten Krieges und der damit  verbundenen atomaren Bedrohung, auch eine tödliche, bis dahin unerforschte Seuche erschütterte die Welt.
    Ein Schauspieler war seit 1981 der mächtigste Mann der USA und in der Bundesrepublik Deutschland regierte seit 1982 Helmut Kohl, der bei vorgezogenen Neuwahlen im März 1983 in seinem Amt bestätigt wurde. Erstmals zogen ‚Die Grünen‘ mit 5,6 Prozent in den Bundestag.
    Sportlich war das Jahr 1983 für einen Teil der Hamburger Bevölkerung ein gutes Jahr, denn der HSV gewann nicht nur die Bundesliga, sondern auch den Europapokal. Und nachdem Boris Becker den Tennis-Sport populär gemacht hatte, erreichte die damals 13-jährige Steffi Graf im Juni bei den French Open die zweite Runde.
     
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    Es war ein unglaublich heißer Tag gewesen und Ella glaubte in der kleinen Boutique in der ABC-Straße zu ersticken. Kein Wunder, dass sich kaum ein Kunde blicken ließ. Die waren mit Sicherheit alle bereits auf dem Weg nach Sylt. Während sie schwitzend hinter einem Tresen stand, sinnierte sie darüber, wie gern sie selbst einmal auf die schönste aller Nordseeinseln gefahren wäre, was für sie jedoch unerschwinglich schien. In ihren Träumen hatte sie sich fest vorgenommen, ihren ersten ernstzunehmenden Urlaub dort zu verbringen. 
    An so etwas wie Ferien war überhaupt nicht zu denken. Obwohl sie sich mitten in der semesterfreien Zeit befand, würde sie nicht die Stadt verlassen können. Bisher hatte sie noch nicht all zu viel von der Welt gesehen. Eine Flugreise wäre ohnehin viel zu kostspielig. In ihrer Jugend war sie ein paar Mal mit Interrail unterwegs gewesen und hatte dadurch immerhin schon einmal an einem Strand in Spanien gelegen und im Mittelmeer gebadet.
    Mittlerweile sparte sie ihr Geld, was sie vermehrt in den Semesterferien verdiente, um sich während der restlichen Zeit mehr auf ihr Studium konzentrieren zu können. An so extrem heißen Tagen allerdings überlegte sie, ob sie nicht doch einen Teil dafür verwenden sollte irgendwo hinzufahren, wo man faul an einem Strand herumliegen konnte.
    Ella hatte schon viel von der Insel Sylt gehört, die im Sommer von Hamburgern bevölkert wurde. Je länger sie darüber nachdachte, desto mehr widerstrebte es ihr jedoch, viel Geld für etwas auszugeben und sich mit Leuten zu umgeben, die sie nicht ausstehen konnte. So wie die meisten Kunden der Boutique, die normalerweise Unmengen an Geld für Kleidung und Accessoires ausgaben und ihr somit das Gehalt finanzierten.
     
    Schwitzend sortierte Ella Pullover und T-Shirts neu. Lagen sie zuvor nach Größen geordnet auf einem Regal, so meinte sie plötzlich eine super Idee zu haben, indem sie alles nach Farben ablegte. So sah es doch viel besser aus, entschied sie. Zwei Stunden hatte sie mit dieser Arbeit überbrücken können.
    „Mal sehen, was draußen los ist“,
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