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Sommernachts-Grauen

Sommernachts-Grauen

Titel: Sommernachts-Grauen
Autoren: Susan Mennings
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sah nicht einmal Menschen an den offenen Fenstern, Balkone gab es in dieser Gegend nicht, was sie sehr bedauerte. Und doch hörte sie hier und da Musik. Aus einer Wohnung im Erdgeschoss war deutlich Wilhelm Wieben wahrzunehmen, wie er die Tagesschau sprach. Die Musik, die die 20-Uhr-Nachrichten ankündigte, löste in ihr immer ein anheimelndes Gefühl aus. Sie dachte an ihre Kindheit, sah ihren Vater vor dem Fernseher sitzen, wie er seine Uhr anstarrte und voller Stolz feststellte, dass sie lediglich 20 Sekunden nachging. Was für eine Errungenschaft menschlicher Zivilisation. Ein Lächeln legte sich über ihr Gesicht.
    Langsam und mit leicht zitternden Beinen ging sie die Straße hinunter. Beruhige dich, ermahnte sie sich selbst und holte noch einmal tief Luft, als sie hinter sich ein Geräusch hörte. Im Gehen drehte sie sich um, konnte jedoch nichts erkennen, die Straße lag vollkommen still hinter ihr. Ohne stehengeblieben zu sein sah sie nach vorn und erschrak furchtbar. Der Schreck währte jedoch nicht lange, denn augenblicklich stürzte sie zu Boden.
    Es ging so schnell, dass sie den Schlag mit dem Stiel einer Axt nicht spürte, der sie frontal am Kopf getroffen hatte. Ihre Schuhe knickten ein, aber der Absatz hielt. Unter anderen Umständen wäre sie sicher begeistert, so viel Geld für Schuhe ausgegeben zu haben, die einer solchen Belastung standhielten. Unsanft wurde sie an einem Arm über den Asphalt in einen Torweg gezogen, der als Aufbewahrungsstätte für Mülleimer genutzt wurde. Ihr weißes Oberteil hatte bereits deutlich sichtbare Flecken davon getragen. Auf ihrer braunen Haut trat dunkelrot das Blut aus Schürfwunden hervor. Mit grober Gewalt wurde ihr bewusstloser Körper zwischen die Eimer gezogen, sodass man von der Straße lediglich ihre Schuhe hätte sehen können. Beinah lautlos wurde einer der hinteren Mülleimer ein wenig zur Seite geschoben und diente somit als weiterer Sichtschutz für das, was jeden Moment passieren würde.
    Ein großes Kochmesser wurde aus einer Tasche herausgezogen. In der schummrigen Beleuchtung des Torweges wirkte die Klinge beinah schwarz. Mit geschickten Griffen fuhr es über Ankes Kopfhaut, entfernte ihre Haare, wenig darauf achtend, ob ein Frisör später in der Lage wäre etwas an ihrem Aussehen zu retten. Nachdem die mit Unmengen Spray verklebten Haare neben ihr auf den Boden geschmissen worden waren, schnitt das Messer direkt in die Mitte ihres Oberteils einen breiten Ausschnitt. Die Spitze des Messers verletzte dabei die oberste Hautschicht. Es sah aus, als würde jemand einen Braten tranchieren, nur dass statt Bratensaft Blut aus den Schnitten hervortrat. Langsam erwachte Anke.
    Leicht benommen stöhnte sie, hob ihre Hand, um sich an ihren Kopf zu fassen. Als sie ihre teilweise blutverschmierte Kopfhaut spürte, wollte sie anfangen zu schreien. Mit dieser Reaktion hatte man wohl eher nicht gerechnet. Wie aus einem Reflex wurde zugestochen. Das Messer glitt leicht durch ihren Brustkorb – ein paar Rippen knackten – mit Wucht wurde wieder und wieder die blutige Klinge in ihrem Oberkörper versenkt. Anke war schon lange nicht mehr am Leben und doch wurde sie weiter malträtiert. Unter ihrem Körper hatte sich ein See aus klebrigem Blut gebildet. Anstatt endlich von ihr abzulassen, wurde nun ihr Gesicht mit der Klinge bearbeitet. War die Spitze des Messers zuvor mit Gewalt in ihren Körper getrieben worden, so strich sie nun beinah sanft über die Haut und hinterließ blutende Wunden. In gelassener Ruhe wurde Ankes Schönheit aus ihrem Gesicht entfernt.
     
    Als das Messer endlich mit einem Lappen vom Blut befreit wurde, hing Ankes Gesichtshaut in Fetzen. Von ihrem Teint war nichts mehr zu erkennen. Überall war Blut, das anfing sich dunkel zu färben.
    Zufrieden wurden Ankes Überreste am Mülleimer zurückgelassen. Das Verbrechen hatte die Stille der Straße nicht unterbrochen. Niemand ahnte, was am nächsten Tag die Zeitungen füllen und die Bewohner der Stadt in Angst versetzen würde.
    In diesem Moment war es einfach nur ein lauer Sommerabend. Aus einem der vielen geöffneten Fenster drang die Melodie von ‚Major Tom‘ und Peter Schilling sang:
    „Effektivität bestimmt das Handeln. Man verlässt sich blind auf den Andern. Jeder weiß genau, was von ihm abhängt. Jeder ist im Stress, doch Major Tom macht einen Scherz. Und dann hebt er ab und: Völlig losgelöst von der Erde schwebt das Raumschiff völlig schwerelos.“

Kapitel 2: 19. August 1983
    Die
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