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Sommermond

Titel: Sommermond
Autoren: M. Hart
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Augen hielt er geschlossen.
    „Wow …“, nuschelte Alex.
    Ben musste lächeln. Behutsam löste er sich von Alex, lehnte sich etwas zurück und sah ihm verliebt in die Augen. Er konnte seine Gefühle nicht länger leugnen. Nicht nach allem, was Alex für ihn getan hatte. Er vergaß die Abschiedsparty, vergaß das Stipendium und alles, was davon abhing. Plötzlich zählte nur noch dieser Moment und die Erkenntnis, dass Alex ihm zu viel bedeutete, als dass er ihn allein zurücklassen konnte.
    „Lag das gerade am Alkohol, oder …“, begann Alex, stockte aber, als Ben den Kopf schüttelte.
    „Nein“, unterbrach Ben ihn. „Nein, das lag daran, dass ich dich liebe.“
    Alex‘ Augen zogen sich kritisch zusammen.
    „Und dein Stipendium?“, fragte er.
    „Keine Ahnung …“, erwiderte Ben.
    Und das war die Wahrheit. Er wusste nicht, wie er die Tatsache, mit Alex zusammen sein zu wollen, mit seinem Auslandsaufenthalt verbinden konnte. Er wusste nur, dass er Alex nicht allein lassen konnte. Er wollte bei ihm sein, neben ihm einschlafen und neben ihm aufwachen. Er hatte eingesehen, dass er machtlos gegen seine Gefühle war – auch wenn er sie mit rationalem Denken zu überdecken versucht hatte.
    Er seufzte, wandte sich von Alex ab und fuhr sich mit der flachen Hand über die Lippen. Überfordert schritt er zum Bett und setzte sich. Alex blieb noch einen Moment in der Zimmermitte stehen. Das blasse Mondlicht erhellte seine Wangen. Seine blauen Augen waren das Einzige, was dem Bild Farbe verlieh. Sein weißes Hemd leuchtete, seine dunkle Jeans verschwamm mit der Dunkelheit.
    „Du kannst nicht hier bleiben“, brach Alex das Schweigen. „Nicht wegen mir.“
    Ben sah zu ihm auf. Alex‘ Worte kränkten ihn.
    „Und wenn es das ist, was ich will?“, fragte er.
    „Nein“, erwiderte Alex, schritt auf ihn zu und setzte sich neben ihn. „Du würdest das bereuen … es mir vermutlich beim nächsten Streit vorwerfen.“
    Ben senkte den Blick. Abwesend starrte er auf seine Beine. Ein unangenehmes Gefühl zog durch sein Inneres. Ein Gefühl von Angst und Unsicherheit. Er verstand nicht, was Alex von ihm verlangte. Wieso war er hergekommen, wenn er Bens Entscheidung längst angenommen hatte?
    Alex legte seine Hand auf die von Ben und warf ihm einen durchdringenden Blick zu.
    „Danke, dass du noch immer zu mir stehst“, sagte er dann und sprach sehr leise. „Danke, dass du so viel für mich getan hast.“
    „Du hast viel mehr getan“, erwiderte Ben und sah zu ihm auf. „Du bist entführt worden, hast dich quälen lassen, hast um dein Leben gekämpft …“ Er stockte kurz. „Und das alles, damit mir nichts passiert.“
    Alex blickte ihm tief in die Augen und schwieg.
    „Eigentlich ist es das Mindeste, dass ich hier bleibe“, fuhr Ben fort. „Ich war so ein Idiot …“
    Alex schüttelte den Kopf und umschloss Bens Hand fester. „Wir waren beide Idioten.“
    Die Worte entlockten Ben ein zaghaftes Lächeln. Er blickte auf ihre ineinander verschlungenen Hände und schloss die Augen, um die Berührung intensiver spüren zu können. Als er sie anschließend wieder öffnete, sah er zu Alex auf.
    „Ich will dich nicht verlieren“, sagte er. „Das ist mir in den letzten Tagen bewusst geworden.“
    Alex lachte leise. „Vielleicht musst du das ja gar nicht“, erwiderte er.
    Ben verstand nicht ganz.
    „Ich hab‘ nämlich ein Geschenk für dich“, erklärte Alex, hob sein Becken und zog einen in der Mitte geknickten Umschlag aus der Hosentasche. Er faltete ihn auseinander und reichte ihn Ben. „Na ja“, fügte er dann hinzu, „eigentlich ist’s ein Geschenk von Jo. Aber das spielt wohl keine Rolle.“
    „Was …“
    „Mach ihn einfach auf“, unterbrach ihn Alex.
    Ben saß einen ganzen Moment regungslos da. Wie gebannt starrte er auf den Umschlag. Dann drehte er ihn um und klemmte seine Daumen hinter das Papier. Vorsichtig öffnete er ihn und zog den Inhalt heraus. Die ganze Zeit konnte er Alex‘ erwartungsvollen Blick auf sich spüren.
    „Was ist das?“, fragte Ben und sah zu Alex auf, während er das längliche Papier in seinen Händen wendete.
    „Lies doch einfach!“, lachte Alex.
    Ben warf ihm einen skeptischen Blick zu, bevor er selbigen senkte und sofort erstarrte. Sein Mund klappte auf und sein Herz begann wie wild gegen seine Brust zu hämmern. Er konnte nicht glauben, was er in seinen Händen hielt.
    „Ein Flugticket?“, brachte er heiser hervor. „Heißt das, du kommst mich besuchen?“
    Alex
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