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Sommermond

Titel: Sommermond
Autoren: M. Hart
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auf seinen Schoß, legte seine linke Hand um ihren Hals und seine rechte auf die Saiten.
    „Irgendwas?“, hakte er noch einmal nach.
    „Los jetzt!“, rief Max von hinten.
    „Okay, okay!“, gab Ben zurück. „Ihr habt’s so gewollt …“
    Er begann die Saiten zu stimmen und versuchte sich in der gewonnen Zeit einen passenden Titel zu überlegen. Allerdings fielen ihm kaum Lieder ein. Auf die Schnelle kam ihm nur ein einziges in den Sinn. Allerdings wusste er nicht, wie er es spielen sollte und nahm sich deshalb vor, einfach zu improvisieren. Er schaute noch einmal in die Runde, spürte die vielen Blicke und atmete tief durch.
    Dann legte er seine Finger auf die Saiten, schloss seine Augen und begann eine langsame Melodie zu zupfen. Er musste sich erst in den Song einfühlen, bevor er mitsingen konnte. Als er schließlich so weit war und glaubte, ein gutes Gefühl zu haben, öffnete er seine Augen. Seine Freunde starrten ihn an. Einige wirkten verträumt. Isabelle stand noch neben ihm.
    „Wow!“, flüsterte sie. „Du machst da ja ‘ne ganz eigene Version draus.“
    Ben lächelte als Antwort. Er zupfte die Melodie weiter und begann leise mitzusingen.
    „Wenn man so will … bist du das Ziel einer langen Reise, die Perfektion der besten Art und Weise in stillen Momenten leise … die Schaumkrone … der Woge der Begeisterung, bergauf … mein Antrieb und Schwung …
    Ich wollte dir nur mal eben sagen, dass du das … Größte für mich bist … Und sicher geh'n, ob du denn dasselbe für mich fühlst … Für mich fühlst…“
    Er senkte den Blick und zupfte einen Moment nur die Melodie - langsam und gefühlsvoll. Emotionen stiegen in ihm auf, und Erinnerungen, die er nicht länger ausschalten konnte. Er dachte an Alex, dachte an alles, was er mit dem Blonden erlebt hatte. Er sah ihn weinen, sah ihn lachen, sah ihn schreien.
    Als er seinen Blick wieder hob, sah er, wie sich die meisten Paare aneinander geschmiegt hatten. Schweigend sahen sie ihm zu, fasziniert lauschten sie seiner Musik. Sie schienen – wie Isabelle – überrascht zu sein, was für ein sentimentales Cover er aus dem Lied machte.
    „ Wenn man so will, bist du meine Chillout-Area … meine Feiertage in jedem Jahr, meine Süßwarenabteilung im Supermarkt … die Lösung wenn mal was hakt … so wertvoll, dass man es sich gerne aufspart … Und so schön, dass man nie darauf verzichten mag …“
    Er pausierte, senkte kurz den Blick, ließ sich unter die Musik fallen und wollte gerade weitersingen, als er jedoch aufsah und im selben Moment erstarrte. Sein Herzschlag beschleunigte sich, seine Hand ruhte reglos auf den Saiten. Er traute seinen Augen nicht und glaubte, einer alkoholbedingte Halluzination zu unterliegen. Doch dann tippte ihm Isabelle in die Seite.
    „Ist er das?“, fragte sie so leise, dass er sie kaum verstand.
    Ben nickte abwesend. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er zwischen den vielen Studenten hindurch und musste kräftig schlucken.
    „Spiel weiter!“, rief Anna, die neben Max stand. „Bitte! Das war so schön!“
    „Ja, aber echt!“, bestätigte Max. „Mittendrin aufhören, gilt nicht!“
    Bens Mund wurde trocken. Er nahm die Worte seiner Freunde nur beiläufig auf. Wie gebannt starrte er in Alex‘ Richtung. Der Blonde stand regungslos im Türrahmen und blickte nachdenklich zurück.
    „Los jetzt, Alter!“, rief Max noch lauter.
    Wie in Trance gehorchte Ben. Am liebsten hätte er sich in Luft aufgelöst oder wäre zu Alex gegangen. Doch sein Körper war wie gelähmt, sein Verstand wie betäubt. Erneut begann er die Melodie zu zupfen und wandte den Blick dabei keine Sekunde von Alex ab - als hätte er Angst, er könnte sonst plötzlich verschwinden.
    „Ich wollte dir nur mal eben sagen, dass du das … Größte für mich bist … Und sicher geh'n, ob du denn dasselbe für mich fühlst … Für mich fühlst …“, sang er weiter. Dann beendete er das Zupfen, griff die Akkorde fester und strich nun über die Saiten. „ Ich wollte dir nur mal eben sagen, dass du das … Größte für mich bist … Und sicher geh'n, ob du denn dasselbe für mich fühlst …“ Er hielt inne, um dem Lied ein würdiges Ende zu bereiten und beendete schließlich in ruhiger Stimme: „Für mich fühlst ...“
    Er ließ die Saiten noch etwas ausschwingen, bevor er sie mit der flachen Hand anhielt. Noch immer starrte er in Alex‘ Richtung. Den Applaus seiner Freunde nahm er kaum wahr. Ebenso wenig, dass Max die Musik wieder
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