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Sommermond

Titel: Sommermond
Autoren: M. Hart
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gehabt. Er wünschte, er könnte Alex noch ein letztes Mal in seine Arme schließen, ihm in die Augen sehen, ihn riechen und seine Nähe fühlen. Immer stärker wurde ihm bewusst, dass nicht Alex daran Schuld war, dass er sich gegen ihn entschieden hatte. Es war nur das verfluchte Stipendium – seine größte Chance zum falschen Zeitpunkt. Er glaubte nicht daran, dass Alex heute Abend hier auftauchen würde. Was sollte der Blonde für einen Grund haben? Damit würde er sich nur selbst verletzen.
    „Ben?“, hörte er Isabelle fragen.
    Er reagierte verzögert, musste sich erst aus dem Sumpf an Gedanken zerren. Irritiert blickte er auf und sah Max und Isabelle abwechselnd in die Augen.
    „Hilfst du uns nun, oder nicht?“, fragte Isabelle.
    „Ja, ich … Entschuldige …“, nuschelte Ben.
    Er seufzte kaum hörbar und folgte den beiden schließlich in Richtung Küche.
    Er musste seinen Kopf dringend frei bekommen. Der Abend war noch jung. Bald würden die ersten Gäste eintreffen und spätestens dann musste er gute Laune verbreiten, statt allen die Stimmung zu vermiesen. Er musste endlich damit aufhören, die ganze Zeit an Alex zu denken.
    In der Küche griff er nach einem Bier, öffnete es und nahm ein paar Schlucke.
    „Du fängst ja früh an“, schmunzelte Isabelle.
    Ben setzte die Flasche ab und atmete laut aus. „Sorry … Ich brauch‘ das gerade.“
    „Schon gut“, lächelte Isabelle. „Manchmal ist Alkohol einfach der bessere Freund. Da kann ich nicht mithalten.“
    Ben sah sie an, sie starrte zurück, und gleich darauf mussten beide lachen.
    „Siehst du!“, lachte Isabelle. „Es wirkt schon!“
    „Gott sei Dank!“, erwiderte Ben. „Ich dacht‘ schon, ich würd‘ jeden Moment in ‘ne tiefe Depression verfallen.“
    „Ach, Quatsch!“, erwiderte Isabelle.
    Max stellte sich dazu und legte einen Arm um seine Freundin.
    „Du hast zwar keinen Alex mehr“, warf er ein. „Aber dafür hast du uns.“
    „Genau!“, fügte Isa hinzu. „Und wir lassen dich nicht im Stich.“
    Ben blickte die beiden an und musste lächeln. Er war dankbar, so gute Freunde zu haben. Bislang hatten die drei immer zusammengehalten. Egal, was war. Es war ein merkwürdiger Gedanke, seine engsten Freunde bald nicht mehr um sich zu haben. Merkwürdig und trotzdem aufregend. Er hatte keine Ahnung, was ihn in New York erwartete. Er ließ es einfach auf sich zukommen. Vermutlich machte er sich ohnehin zu viele Gedanken. Das war typisch für ihn. Doch insgeheim wusste er, dass es gut laufen würde. Es musste gut laufen. Die USA waren sein Traum, und den ließ er sich durch nichts zerstören – so schwer das auch unter den gegebenen Umständen war.
    Irgendwann würde er sich neu verlieben und dann würde all das, was ihn jetzt quälte, der Vergangenheit angehören. Das war es, das er sich ständig vor Augen hielt. Mit diesem Gedanken tankte er neue Kraft. Kraft und Hoffnung.
    ***
    Es war kurz nach elf. Die Lichterketten tauchten das Wohnzimmer in ein wohliges Licht. Bunte Luftballons schimmerten an der Raumdecke. Das Buffet war fast leer. Nur ein paar Scheiben Brot lagen noch im Körbchen. Überall in der Wohnung standen leere Flaschen. Auf dem Boden lagen Bierkronen. Die Chipstüten hatten sich unter den Leuten verteilt. Eine von ihnen lag geöffnet auf Bens Schoß. In seiner rechten Hand hielt er ein Glas Wodka-Orange. Neben ihm auf der Couch saß Peer. Im Hintergrund lief irgendein Partysong.
    Ben wippte mit dem Bein. Er war ziemlich angetrunken. Die Gedanken an Alex bohrten sich nach wie vor in seinen Verstand. Doch er versuchte sie zu verdrängen. Noch immer hoffte er, der Blonde würde plötzlich auftauchen. Daran glauben tat er allerdings nicht mehr.
    Das Wohnzimmer war überfüllt. Ein paar Freunde hielten sich im Flur und in der Küche auf, ein paar sogar im Garten. Auf einem Tisch in der hinteren Ecke hatten sich die gutgemeinten Abschiedsgeschenke gestapelt. Ben wusste, er würde fast nichts davon mit in die USA nehmen können. Nur das Geschenk von Isabelle und Max hatte einen Platz in seinem Koffer verdient. Die beiden hatten ihm ein Fotoalbum mit Bildern ihrer gemeinsamen Zeit der letzten Monate geschenkt. Klassisch, aber persönlich.
    „Ich hab‘ übrigens auch noch was für dich“, riss ihn Peer aus den Gedanken – wie immer, als ob er in Bens Hirn blicken konnte.
    Ben wandte sich zu ihm. Peer hielt ihm etwas Flaches entgegen.
    „Danke“, sagte Ben und nahm es an.
    Er tastete um das Geschenk und begann zu
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