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Sommermond

Titel: Sommermond
Autoren: M. Hart
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hinterließ dabei eine Woge der Erleichterung. Als Ben seine Augen dieses Mal öffnete, blickte er in das betroffene Gesicht Nicks. Ben ignorierte ihn, schlug stattdessen die Bettdecke zur Seite und tastete seinen Körper ab. Er trug ein hässliches Krankenhaushemd, in dem er sich sofort älter fühlte, als er war. Unter dem Hemd spürte er einen Verband und dahinter einen weiteren, wesentlich voluminöserer Schlauch.
    „Was …“, fragte er, doch weiter kam er nicht.
    Nick schnitt ihm das Wort ab und begann wie von selbst zu erklären: „Die haben dir so ‘n Schlauch gelegt, um Blut und Luft aus deiner Lunge zu saugen ... oder so ähnlich.“
    „Was?“ Bens Herzschlag beschleunigte sich, zeitgleich reihten sich die Zacken der Linien auf dem Monitor dichter aneinander.
    Ein Gefühl von Panik zog durch seine Nervenbahnen, kroch in seine Glieder und lähmte ihn erneut.
    Unzählige Gedanken schossen in seinen Verstand. Er hatte so viele Fragen, die er stellen wollte. Doch Nick schien ihm nicht der richtige Ansprechpartner zu sein.
    „Das ist alles halb so wild … alles Routinemaßnahmen“, fügte Nick hinzu.
    „ Halb so wild? “, wiederholte Ben ihn. „Scheiße, Mann! Was ist mit mir?“
    „Ich hab‘ doch keine Ahnung“, entgegnete Nick und wurde nun ebenfalls lauter. „Du bist angeschossen worden! Was erwartest du? Ist doch klar, dass du nach so ‘nem Unfall nicht putzmunter rumlaufen kannst.“
    Ben schloss seine Augen ein weiteres Mal. Die Worte seines Exfreundes hallten in ihm wider und machten ihm plötzlich außergewöhnlich deutlich, was genau geschehen war. Erst jetzt schien sein Verstand vereinzelte Erinnerungsfetzen zuzulassen: Erinnerungen an den Vorabend und alles andere, was passiert war.
    Er war Alex zum Pinnasberg gefolgt. Von Jo hatte er erfahren, dass der Blonde sich dort mit seinem ehemaligen Kumpel, Diego, treffen wollte. Am Morgen desselben Tages hatte Alex Ben einen Brief anvertraut, in dem er dem Dunkelhaarigen zu verstehen gegeben hatte, dass er sich einen Neuanfang wünschte. Dieser Neuanfang sollte auf einem reinen Gewissen beruhen und aus diesem Grund hatte Alex vorgehabt, zur Polizei zu gehen, um zu gestehen, dass er bei einer älteren Frau eingebrochen und dabei zugesehen hatte, wie Diego einen unschuldigen Studenten zu Tode prügelte. Das alles nur, um an das Geld für seine Schulden zu kommen. Dämliche Schulden, die bei illegalen Pokerspielen entstanden waren. Ben hingegen hatte Alex‘ Vorhaben verhindern wollen. Er liebte Alex, hatte mit großer Mühe und viel Geduld um dessen Herz gekämpft. Sie hatten endlich zueinander gefunden, und genau deshalb hatte Ben sich dieses Glück nicht sofort wieder durch eine unüberlegte Handlung des Blonden zerstören lassen wollen. Deshalb war er Alex gefolgt und hatte ihn sogar binnen weniger Minuten davon überzeugen können, nicht zur Polizei zu gehen. Doch dann war Diego hinzugekommen und hatte zu viel von ihrer Diskussion mitgehört. Von da an war alles ganz schnell gegangen: Diego outete sich als Anhänger des Pokerclans und bedrohte Alex und Ben. Plötzlich zog er eine Waffe und richtete sie auf Alex. Der Blonde ging sofort auf Diego zu, versuchte ihn zu beruhigen. Doch das half nichts. Also stürzte er sich auf ihn und versuchte, ihm die Pistole zu entreißen. Dabei löste sich ein Schuss.
    BUMM
    Erschrocken zuckte Ben zusammen. Er riss die Augen auf und blickte schwer atmend in Nicks Gesicht.
    „Alles klar?“, fragte dieser und klang besorgt.
    Ben brauchte noch einen Moment, bis er seine Stimme wiederfand.
    „Ja, ich …“, stotterte er und musste stark schlucken, „ich …“
    Er wollte weitersprechen, doch er fand nicht die richtigen Worte. Deshalb schloss er seine Lippen und versuchte sich zu beruhigen.
    „Das ist alles ziemlich viel, was?“, fragte Nick. „Alter, ich hab‘ mir echt Sorgen um dich gemacht!“
    Ben schwieg weiterhin, starrte wie gebannt auf den mit klarer Flüssigkeit gefüllten Beutel über seinem Bett und beobachtete, wie sich ein Tropfen nach dem nächsten in einer kleinen Röhre sammelte und von dort aus durch den Schlauch in seinen Arm floss.
    „Deine Eltern sind auch echt fertig.“
    Ben schluckte. Die Erinnerungen an den Schuss wollten seinen Verstand erneut erobern, doch dieses Mal wies er sie ab. Er konnte sie kein weiteres Mal zulassen. Ihm fehlte die nötige Kraft, und mit jedem neuen Schwall Panik begannen sich die Schmerzen in seiner Brust zu verschlimmern. Das war ein deutliches
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