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Sommermond

Titel: Sommermond
Autoren: M. Hart
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leise.
    „Das müssen Sie auch gar nicht“, sagte er dann.
    „Also hab‘ ich eigentlich alles gut überstanden, ja? Und kann bald hier raus?“ Ben stockte einen Moment lang. „Nehmen Sie’s mir nicht übel, aber ich hasse Krankenhäuser.“
    Der Arzt lachte erneut. „Ja, wenn alles gut geht, können Sie bald nach Hause. Aber Sie müssen sich dringend schonen. Mit der Rippenfraktur ist nicht zu spaßen.“
    „Das heißt was?“
    „Mindestens zwei bis drei Wochen keinen Sport und keine anstrengenden körperlichen Aktivitäten“, antwortete Dr. Bendfeldt.
    „Verstanden“, gab Ben zurück.
    Er wusste nicht, was er sonst darauf hätte erwidern sollen.
    Der Arzt nickte bekräftigend und schritt dann zur Tür. Der weiße Kittel wehte dabei wie ein kitschiger Umhang. An der Tür angekommen, die Klinke schon in der rechten Hand, blieb er noch einmal stehen und wandte sich erneut an Ben und dessen Eltern.
    „Da Sie wach sind und es Ihnen besser geht, wird die Polizei vermutlich noch heute vorbeikommen und Ihnen ein paar Fragen stellen.“ Er machte eine kurze Pause. „Ich weiß, dass das unangenehm ist. Aber die müssen nun mal Ihre Arbeit machen.“
    Ben nickte und tat unbeeindruckt. Innerlich hingegen brachte ihn diese neue Information noch zusätzlich durcheinander.
    „Weiterhin gute Besserung!“, wünschte ihm der Arzt noch, bevor er das Zimmer schließlich verließ.
    Kaum, dass er verschwunden war, traten seine Eltern und Nick zurück an sein Bett, als würden sie wie Magneten angezogen werden.
    „Hörst du, Schatz!“, begann seine Mutter sofort. „Du musst dich schonen.“
    Ben nickte. Er konnte sich kaum auf ihre Worte konzentrieren. Sie rauschten an ihm vorbei und hinterließen nur grobe, inhaltliche Züge.
    „Brauchst du noch irgendetwas?“, fragte sein Vater dann. „Können wir dir irgendetwas Gutes tun?“
    Ben schwieg. Er hatte keine Bitte, aber eine Frage. Nick war zwar noch immer anwesend, aber in diesem Moment konnte er keine Rücksicht mehr auf ihn nehmen.
    „Was ist mit Alex? Geht’s ihm gut?“ Die Fragen hatten sich wie von selbst gestellt, seinen Mund verlassen, als ob es nichts Wichtigeres gab.
    Er blickte erwartungsvoll zu seinen Eltern. Seine Mutter schaute seinen Vater flüchtig an und senkte dann ihren Blick. Statt zu antworten, begann sie an ihrer Handtasche herumzuspielen.
    „Ja … äh …“
    „Antwortet mir mal jemand?“
    „Alex ist nichts passiert“, antwortete seine Mutter knapp. „Du brauchst jetzt sicher noch ein wenig Schlaf“, lenkte sie dann ab. „Du hast viel durchgemacht.“
    „Das war aber nicht meine Frage!“, fuhr Ben sie an.
    „Wir sind erst einmal bei Johannes untergekommen. Er hat uns erzählt, in welchem Hotel du zuletzt warst. Wir werden deine Sachen gleich von dort abholen“, fuhr nun sein Vater fort, nachdem seine Mutter sich von ihm abgewandt hatte.
    Ben wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Seine Eltern verhielten sich fragwürdig, indem sie seine Frage nach Alex‘ Befinden einfach ignorierten. Das machte ihn wahnsinnig. Doch er kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie nicht weiter auf ihn eingehen würden – egal, wie sehr er sie noch nerven würde.
    „Tz …“, machte er deshalb und schüttelte fassungslos den Kopf.
    Sein Vater zog den Reißverschluss seiner Jacke zu und ging zur Tür.
    „Kommst du?“, fragte er Nick.
    „Ich bleib‘ noch kurz“, erwiderte dieser.
    „In Ordnung.“ Bens Vater seufzte und hielt seiner Frau die Tür auf. „Wir schauen dann später noch mal nach dir, ja?“
    Dieses Mal ignorierte Ben sie.
    Seine Eltern ließen sich zunächst nicht davon irritieren. Sie tauschten einen weiteren kurzen Blick und verabschiedeten sich schließlich. Als sie gingen, wirkten sie allerdings doch wie zwei sprichwörtlich begossene Pudel. Diese Erkenntnis ließ Ben sich erhaben fühlen. Zwar hatte er keine Antwort erhalten, aber im Grunde doch über die unausgesprochene Auseinandersetzung gesiegt.
    Jetzt war er schon wieder mit Nick allein. Zu sagen gab es noch immer nicht viel. Deshalb versuchte er die eingebrochene Stille damit zu überbrücken, etwas zu trinken. Doch auch bei diesem Versuch des Aufrichtens begannen die Schmerzen ihn von innen heraus zu zerreißen. Er konnte ihnen nicht lange standhalten, gab schließlich nach und ließ sich ächzend zurück in das Bett sinken.
    „Warte! Ich helf‘ dir!“, meinte Nick sofort und trat auf ihn zu. Er griff nach der Wasserflasche, schenkte Ben etwas ein und
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