Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sommermond

Titel: Sommermond
Autoren: M. Hart
Vom Netzwerk:
besagten Hotels angekommen. Er schritt weiter geradeaus auf der rechten Straßenseite entlang. Schon von dem kurzen Weg konnte er die Folgen der letzten, schlaflosen Nacht spüren. Seine Muskeln brannten. Er fühlte sich schwach und ausgelaugt. Während er die letzten Meter hinter sich ließ, schweifte sein Blick über die Parkplätze. Dabei erinnerte er sich nur zu gut daran, wie er Ben das erste Mal in dem Hotel aufgesucht und ihm seine Liebe gestanden hatte. Die Bilder jener Szenen schwammen wie Scherben an seinem inneren Auge vorbei.
    Als er das Hotel erreichte, streckte er seine Hand nach der kalten Türklinke aus und trat ein. Im Eingangsbereich roch es nach Nagellack. Alex rümpfte seine Nase und ließ die Tür hinter sich zufallen. Sofort spähte die Rezeptionistin über den Empfangstresen in seine Richtung. Sie schien ihn zu erkennen. Alex schritt auf sie zu und konnte sehen, wie sie den Pinsel in das dazugehörige Gläschen roten Nagellack steckte. Dann streckte sie ihre Hände mit gespreizten Fingern aus und begann sich den Lack trocken zu pusten.
    „Guten Morgen“, sagte sie dazu, „Sie wissen ja, wo’s lang geht.“
    „Haben Sie vielleicht auch ‘ne Karte für mich?“, fragte Alex.
    „Nicht nötig“, erwiderte die Brünette, „Herrn Richters Familie ist bereits im Zimmer.“
    Die Worte klangen unhöflicher als sie vermutlich gemeint waren. Alex verstand nicht ganz, nickte aber trotzdem dankend und machte sich dann auf den Weg in Bens Zimmer. Am liebsten wäre er die Treppen hinaufgeeilt, um sich so möglichst schnell mit der ungewohnten Situation auseinander zu setzen. Doch seine Beine gehorchten ihm nicht und schleppten ihn die einzelnen Stufen nur sehr langsam aufwärts. In der oberen Etage angekommen schritt er bis zum Zimmer 201, blieb davor stehen und streckte seine Hand nach der silberfarbenen Türklinke aus. Kaum, dass er sie hinunterdrückte, ließ die Tür sich schon öffnen. Gleich darauf vernahm er neben fremden Stimmen den Geruch verschiedener Parfüms. Irritiert schob er die Tür auf und konnte nicht glauben, was ihn daraufhin erwartete. Eine braunhaarige Frau, etwa Mitte vierzig, machte sich gerade an Bens Tasche zu schaffen. Direkt daneben ein Mann im gleichen Alter. Alex wusste, dass die beiden Fremden Bens Eltern sein mussten. Sie wirkten durch sein plötzliches Eindringen nicht weniger irritiert. Bens Vater legte sofort einen schützenden Arm um seine Frau, die unterdessen von Bens Tasche abließ. Direkt hinter ihnen stand Nick. Alex spürte eine enorme Wut in sich aufkochen. Bens Exfreund kramte verschiedene Utensilien auf der Fensterbank zusammen, darunter der Brief, den Alex Ben vor seinem eigentlich geplanten Geständnis am Tag des Unfalls hinterlassen hatte. Erst mit dem Papier in beiden Händen, den Brief bereits auffaltend, drehte Nick sich um und warf Alex einen erhabenen Blick zu.
    Sofort packte Alex der blanke Zorn. Er konnte nicht länger an sich halten und stürmte auf den Schwarzhaarigen zu. Bens Eltern wichen erschrocken zur Seite. Bens Mutter stieß dabei ein unartikuliertes Stöhnen aus. Doch Alex ignorierte sie. Stattdessen packte er Nick am Arm und riss ihm den Brief aus den Händen.
    „Schon mal was von Briefgeheimnissen gehört?“, fragte er abfällig.
    Nick zuckte daraufhin nur mit den Schultern und blickte ihn missachtend an.
    „Die haben dich laufen lassen?“ Er schüttelte fassungslos den Kopf. „Die hätten dich besser wegsperren sollen.“
    Alex schnaubte wütend. Er konnte Nick nicht ausstehen. Er hatte ihn noch nie ausstehen können. Als er ihm das erste Mal begegnet war, war er bereits in Ben verliebt gewesen, hatte diese Gefühle nur noch nicht erkannt. Aufgrund dieses Fehlers wäre es beinahe zu einem intimen Techtelmechtel zwischen Ben und Nick gekommen. Alex unerwartetes Hinzustoßen hatte noch gerade rechtzeitig Schlimmeres verhindert. Zu jenem Zeitpunkt hatte Alex nicht gewusst, dass seine Wut purer Eifersucht entsprang. Deshalb hatte Nicks Verhalten als Vorwand für seinen Zorn herhalten müssen.
    „Wegen dir wäre Ben fast gestorben!“, fauchte Nick.
    „Du hast keine Ahnung …“, gab Alex wütend zurück und stopfte den Brief in seine Jackentasche.
    Im gleichen Moment räusperte sich Bens Vater und zog damit erfolgreich jegliche Aufmerksamkeit auf sich.
    „Alexander, richtig?“, fragte er.
    Alex wandte sich an ihn und nickte. „Ja, richtig. Und Sie?“
    „Peter Richter, Bens Vater.“ Er pausierte rhetorisch, bevor er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher