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Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht

Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht

Titel: Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht
Autoren: Melissa Marr
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alle und sahen trotz ihrer ausgezehrten Körper würdevoll aus. »Wir dienen der Winterkönigin. Das ist die Ordnung der Dinge.«
    Donia setzte sich mühsam auf und berührte mit den Fingerspitzen Keenans Gesicht. Die Ewigkeit mit Keenan zu verbringen – das war eine Fantasie, die sie schon seit Jahrzehnten heimlich mit sich herumgetragen hatte.
    Er sah ihr in die Augen. »Nein, Don … Es gibt einen anderen Weg. Die Heiler sind gleich hier und …«
    »Das hier ist nichts, was geheilt werden kann. Der Winterhof gehört jetzt mir. Ich spüre es; ich spüre die Winterelfen.«
    »Die Hexen können irgendwas machen … mir ganz egal, was. Bleib bei mir, Don. Bitte.« Er zog sie fester an sich und sah die Hexen und Wolfselfen, die ins Zimmer gekommen waren, finster an. Hinter ihnen warteten einige Weißdornmänner.
    Heiler des Winter- und des Sommerhofes traten vor. Ein paar von ihnen nahmen sich unter Ashlyns strenger Aufsicht Seths Verletzungen an.
    Donia schaute kurz zu Ashlyn hinüber, und die Sommerkönigin erhob sich. Wenigstens sie verstand die Unvermeidlichkeit dessen, was jetzt passieren musste.
    »Keenan.« Donia zog ihn zu sich herab. »Die Kälte ist bereits in mir. Wenn ich dagegen ankämpfe, dauert es nur länger, bis sie wächst, aber ändern wird es nichts.«
    Sie verspürte das überwältigende Bedürfnis, das Entsetzen aus Keenans Augen zu wischen, aber davon abgesehen war Donia keineswegs bestürzt. Sie hatte erwartet, an diesem Tag zu sterben. Zu herrschen war demgegenüber alles andere als ein schlechter Tausch.
    Bevor es zu spät war, schlang sie ihre Arme um Keenan und küsste ihn so hingebungsvoll, wie sie und Keenan sich schon viel zu lange nicht mehr geküsst hatten.
    Als sie sich von ihm zurückzog, weinte der Sommerkönig, und seine Tränen zischten wie warmer Regen, als sie auf ihr Gesicht fielen.
    Dann zog Ashlyn Keenan fort und hielt ihn fest, während die Hexen Donia halfen, zu Beiras Leiche zu gelangen.
    Schwarze Wolken zogen auf und regneten auf sie herab, als Keenan von seinen Gefühlen übermannt wurde.
    Das Zepter fest in der Hand, drückte Donia ihren Mund auf Beiras leblosen Körper und atmete ein. Die restliche Kälte der Winterkönigin floss in sie hinein und rollte durch sie hindurch wie eine eisige Welle, brodelte noch eine Weile und kam schließlich zur Ruhe – ein unergründlicher gefrorener See, umgeben von eisbedeckten Bäumen und unberührten weißen Feldern.
    Die Worte kamen aus dieser weißen Welt zu ihr, wehten durch ihre Lippen wie ein Winterwind: »Ich bin die Winterkönigin. Ebenso wie die vor mir werde ich den Wind und das Eis in mir tragen.«
    Damit war sie geheilt und stärker als jemals zuvor. Anders als Beira zog Donia keine Eisspur hinter sich her, als sie zu Keenan hinüberging.
    Seine von der Sonne geküssten Tränen fielen schimmernd in die Pfützen auf dem Boden.
    Sie zog ihn an sich, vorsichtig, um ihre Kälte nicht ausströmen zu lassen, und beglückt, dass sie das jetzt konnte. Dann flüsterte sie: »Ich liebe dich. Ich habe dich immer geliebt. Das hier ändert nichts daran.«
    Er starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an, sagte aber nichts. Er erwiderte ihre Liebeserklärung nicht.
    Dann hob Donia Beira in ihre Arme und ging, die Hexen im Schlepptau, zur Tür hinaus. Auf der Schwelle blieb sie noch einmal stehen und sah Ashlyn an. »Wir sprechen uns bald.«
    Nach einem raschen Blick auf den immer noch sprachlosen Keenan nickte Ashlyn.
    Ungeduldig, dem hellen Glanz des Paares zu entkommen, legte Donia ihre Finger um das Zepter und verließ den Sommerkönig und seine Königin.

Epilog
    Der erste Schnee
    Das seidenweiche Holzzepter der Winterkönigin in der Hand – mein Zepter  – trat Donia aus ihrem Haus in den Schatten der kahlen Bäume.
    Draußen wartete ihr Elfenvolk; Keenans Wachmänner waren verschwunden – alle bis auf Evan, der nun ihre neue Leibgarde anführte. Es gab Gemurre deswegen – ein Sommerelf, der die neue Leibwache der Winterkönigin leitete –, aber niemand hatte das Recht, ihre Entscheidungen anzuzweifeln.
    Nicht mehr.
    Sie lief den gewundenen Weg zum Flussufer hinab, gefolgt von sechs Wachmännern, die Evan als die vertrauenswürdigsten aus dem Volk der Winterelfen ausgewählt hatte. Sie redeten nicht. Winterelfen plapperten ohnehin nicht so viel, im Gegensatz zu den naiven Sommermädchen.
    Als hätte sie nie etwas anderes getan, klopfte sie beim Gehen mit dem Zepter auf den Boden und sandte so kurze Adern aus Eis
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