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Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht

Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht

Titel: Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht
Autoren: Melissa Marr
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sie nicht weiter auf Keenan einstach.
    Dann blies sie – indem sie heiß dachte – in Keenans Gesicht.
    Ihr Atem wärmte nicht nur Keenan, sondern sorgte auch dafür, dass ihre eigene Haut sich erhitzte, bis Beiras Arme zu qualmen anfingen. Bald erfüllte der Dampf, der von ihr aufstieg, das ganze Zimmer.
    Keenan zwinkerte ein paarmal mit den Augenlidern; dann umfasste er Beiras Gesicht mit beiden Händen. »Du hast Recht, Mutter . Es wird niemals funktionieren, solange wir beide atmen.«
    Während Ashlyn weiterhin Beiras Arme festhielt, beugte Keenan sich vor, bis seine Lippen Beiras Mund fast berührten. Dann blies er einfach. Sonnenlicht ergoss sich über sie wie eine klebrige Flüssigkeit. Sie versuchte, ihren Kopf zu drehen, doch es gelang ihr nicht; Keenans leuchtende Hände hielten sie fest, während sie an dem Sonnenlicht erstickte. Die Hitze bahnte sich brennend ihren Weg durch Beiras Kehle, und Dampf erhob sich zischend von der Wunde an ihrem Hals.
    Als sie schließlich leblos in ihren Armen lag, trat Keenan einen Schritt zurück, und Ashlyn legte Beiras toten Körper auf dem Boden ab.
    »Du bist noch weitaus königlicher, als ich es mir hätte wünschen können«, murmelte er und streichelte Ashlyns Wange.
    Keenan schritt über die leere Hülle seiner Mutter hinweg. Einst hatte er gehofft, sie würden nie an diesen Punkt kommen, sondern eine Möglichkeit finden, friedlich zusammenzuleben, aber er empfand kein Bedauern.
    Die Hexen standen beisammen und tuschelten miteinander. Sie hatten Beiras Befehl nicht befolgt, aber sie war nicht mehr da, um sie zu bestrafen.
    Bleich vor Schreck und Sorge kauerte Ashlyn sich auf den nassen Boden, um Seth hochzuheben.
    Eine der Hexen hielt ihr ein Stück Stoff hin, und Ashlyn nahm es stumm entgegen, um Seths blutende Rippen zu verbinden. Er sah nicht gut aus, aber die Ebereschenmänner waren eingetroffen und hatten bereits nach Heilern ausgeschickt – sowohl nach Elfen als auch nach Sterblichen.
    Keenan eilte zu Donia, die immer noch reglos auf dem Boden lag. Ihr würden keine Heiler mehr helfen können.
    Er wiegte sie weinend in seinen Armen.
    Als Donia die Augen aufschlug, merkte sie, dass Keenan sie hielt. Zum ersten Mal seit viel zu langer Zeit lag sie in seinen Armen.
    Sie musste husten, bevor sie sprechen konnte. »Ist Beira tot?«
    Da lächelte er und sah aus wie in all den Träumen, die sie sich so lange zu träumen verboten hatte. »Ja, sie ist tot.«
    »Und Seth?« Das Sprechen tat weh, ihre Kehle war wund von den gezackten Eisstücken, die sie geschluckt und wieder erbrochen hatte.
    »Verletzt, aber nicht tot.« Er streichelte ihr Gesicht, als wäre sie etwas Zartes und Kostbares. Tränen liefen über seine Wangen, tropften auf sie herab und schmolzen das Eis, das noch an ihr hing. »Ich dachte, ich hätte dich verloren. Ich dachte, wir wären zu spät gekommen.«
    »Und wennschon. Du hast ja deine Königin.« Ihren Worten zum Trotz drückte sie ihr Gesicht fester in seine Hand und empfand mehr Frieden als all die Jahrzehnte zuvor.
    »Es ist anders, als du denkst.« Er blies ihr ins Gesicht und schmolz die letzten Reste von Beiras Eis, die noch in ihren Haaren klebten.
    »Sie hält an Seth fest und betrachtet das hier als eine Art Job.« Er lachte, ganz leise, aber immerhin lachte er. »Sie wird mit mir zusammen regieren, aber sie wird mir nicht gehören. Wenn es dir bessergeht …«
    Eine der Hexen unterbrach ihn, indem sie sich neben Donia kniete.
    »Meine Königin«, krächzte sie. »Dein Zepter.«
    Die Hexe hielt ihr das Zepter der Winterkönigin hin, den Stab, der die ganze eisige Wucht des Winters enthielt.
    Keenans Augen weiteten sich. »Nein!«
    Die Hexe lächelte ihr fast zahnloses Lächeln und wiederholte: » Meine Königin. Nicht deine, Sommerkönig. Diese hier«, sie zeigte stumm auf Donia – »trägt die Kälte des Winters. Und die Kälte wächst.«
    Keenan zeigte den Hexen knurrend die Zähne und sah in diesem Moment tatsächlich aus wie ein wildes Tier. »Ihr habt es gewusst!«
    »Beiras Zeit war abgelaufen.« Die Hexen wechselten stumme Blicke. »Sie kannte Irials Bedingungen und hätte voraussehen müssen, was passiert, wenn sie sich einmischt: ihre Entscheidung, ihr Versagen.«
    Dieselbe Hexe fuhr fort: »Donia wird eine starke Königin werden. Wir haben darauf gewartet, dass eine den Kuss des Winters überlebt. Sie …«, die Hexe betrachtete Donia mit so etwas wie Ehrfurcht im Blick, »gehört jetzt zu uns.«
    Sie verneigten sich
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