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Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht

Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht

Titel: Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht
Autoren: Melissa Marr
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war – und sie war überzeugt, dass sie es auch ohne all die anderen Beweise gewusst hätte. Sie ließ Donias Hand los und ging zu dem Weißdornbusch.
    »Und wenn sie mich abweist, warnst du das nächste Mädchen und das danach« – Keenan schritt ihr, Hitze verströmend, hinterher –, »und erst wenn eine von ihnen trotzdem einwilligt, wirst du von der Kälte erlöst.«
    »Es wird kein anderes Mädchen geben.« Ashlyn griff nach dem Zepter, legte ihre Finger darum und wartete.
    Sie beobachtete die beiden – das letzte Mädchen, das die Prüfung gewagt hatte, und den Elfenkönig, der sie noch immer liebte. Sie wünschte sich – für sie und für sich selbst –, Donia wäre die Richtige gewesen, aber sie war es nicht.
    Ich bin es.
    Das Zepter lag in ihrer Hand, aber sie spürte keine Kälte, die sie in die Knie zwang. Stattdessen ging jenes strahlende Leuchten nun nicht mehr nur von Keenan aus: Auch ihre eigene Haut gleißte hell.
    Die Sommermädchen lachten und wirbelten so schnell herum, dass ihre Weinranken und Haare und Röcke zu verschmelzen schienen.
    Donias weiße Haare hatten ein mattes Blond angenommen und ihre Wangen zeigten eine gesunde Röte. »Du bist es wirklich«, sagte sie, und auch ihre Stimme wirkte klangvoller.
    Ashlyn betrachtete ihre Hände, ihre Arme, den zarten goldenen Schimmer auf ihrer Haut. »Ja, ich bin’s.«
    Es war anders, als sie es sich jemals hätte vorstellen können: Jetzt passte alles zusammen. Sie konnte all die Elfen um sich her spüren , die ihre Freude in sich aufsogen und in dem Gefühl der Sicherheit schwelgten, das sie und Keenan ihnen gaben. Sie jauchzte laut auf.
    Dann nahm er sie in seine Arme, schwang sie durch die Luft und lachte: »Meine Königin, meine liebste, liebste Ashlyn!«
    Und ringsumher sprossen Blumen aus der Erde, erwärmte sich die Luft, und warmer Regen fiel aus dem hellblauen Himmel. Das Gras unter Keenans Füßen wurde saftig und ebenso grün wie seine Augen.
    Einige Augenblicke lang ließ sie sich von ihm herumwirbeln, doch dann erblickte sie einen verwundeten Ebereschenmann, der sich zu ihnen durchkämpfte.
    »Meine Königin«, krächzte er, während er blutend über das Gras zu ihr hinzukriechen versuchte.
    Sie blieb stehen, und ihre Elfen – denn jetzt waren sie wahrhaftig ihre – trugen ihn zu ihr. Alle hörten auf zu tanzen. Keenan legte seine Hand auf ihren Rücken.
    »Wir haben gekämpft«, sagte der Ebereschenmann, und mit jedem seiner Worte floss mehr Blut aus seinem Mund. »Wir haben so gekämpft, wie wir es für dich getan hätten. Der Sterbliche …«
    Wenn Keenan sie nicht aufgefangen hätte, wäre sie zu Boden gesunken. »Seth. Ist er …?« Sie konnte es nicht aussprechen.
    Der Wachmann schloss die Augen. Er atmete schwer, und als er hustete, fielen Eissplitter aus seinem Mund. Er spuckte sie ins Gras. »Sie hat ihn mitgenommen. Beira hat ihn entführt.«
    Donia war heimlich gegangen, da sie es nicht ertrug, Keenan und Ashlyn zuzusehen. Zu wissen, dass er endlich seine langersehnte Königin gefunden hatte, mochte noch gehen; aber den Gefühlen ausgesetzt zu sein, die dieses Wissen begleiteten, war etwas ganz anderes. Das Geschehene war notwendig gewesen und das Beste für alle.
    Trotzdem fühlt es sich an wie eine frisch geöffnete Wunde. Sie war nicht die Richtige, war nie die Eine für ihn gewesen.
    Ashlyn ist es.
    Und Donia konnte nicht bleiben und zusehen, wie sie sich freuten.
    Sie war nicht mehr weit von ihrem Haus entfernt, als Beiras Wache sie aufspürte. Das ging ja schnell .
    Sie hatte gewusst, dass Beira ihre Drohung wahr machen und sie bald nach Ashlyns Thronbesteigung töten würde. Ohne den Schutz der Winterkälte war sie ihr fast ebenso hilflos ausgeliefert wie eine Sterbliche.
    Die Wachen waren nicht so grob wie Dunkelelfen, auch wenn sie sich alle Mühe gaben. Als sie sie Beira vor die Füße warfen, sagte die Winterkönigin kein Wort. Stattdessen trat sie Donia so heftig ins Gesicht, dass sie von der Wucht nach hinten gestoßen wurde.
    »Beira, wie schön, dich zu sehen«, sagte Donia und klang dabei weitaus schwächer, als ihr lieb war.
    Beira lachte. »Fast könnte ich dich gernhaben, Schätzchen. Schade, dass man sich auf dich nicht verlassen kann.« Sie hob eine ihrer blutverschmierten Hände, und um Donias Handgelenke legten sich Fesseln aus Eis.
    Donia hatte Beiras Kälte zuvor immer als eine schmerzliche Last empfunden, aber jetzt, da sie gegen die gefrorenen Fesseln ankämpfte, begriff sie, dass
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