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Sommerkind

Sommerkind

Titel: Sommerkind
Autoren: Diane Chamberlain
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seine Beine sinken. Er kraulte sie hinter den Ohren.
    “Meine Kleinen werden dich vermissen, wenn der Sommer vorbei ist”, sagte Linda zu Rory. Sie saß ihm gegenüber und hatten einen Arm um Jackie gelegt.
    “Und ich habe mir schon überlegt, mir in Kalifornien vielleicht auch so einen anzuschaffen.” Rory blickte in Melissas freundliche Augen.
    “Wann fährst du denn?”, fragte Ted.
    “Am dritten September.”
    “Tut mir leid, dass du wieder weg musst. Ich freue mich so für dich und Daria.”
    Ellen stellte ihren leeren Teller auf den Steinring vor dem Feuer. “Dann war das für euch zwei also nur so ein Der-Sommer-ist-zu-Ende-Abenteuer, was?”, fragte sie unverhüllt. “Was passiert denn als Nächstes?”
    Rory nahm Darias Hand. “Nein”, sagte er ruhig. “Es ist nicht nur ein Sommerabenteuer. Wir müssen uns noch überlegen, wie wir alles regeln. Ich fände es schön, wenn Daria und Shelly zu mir nach Kalifornien kämen, aber Daria glaubt, das funktioniert nicht.”
    “Shelly würde in Kalifornien nicht überleben”, erklärte Daria. “Und sie braucht mich zu sehr, als dass ich einfach meine Sachen packen und dreitausend Meilen weit wegziehen könnte.”
    “Oh, um Petes willen”, sagte Ellen. “Wann fängst du endlich mal an, dein eigenes Leben zu leben, Daria?”
    Rory spürte, wie es in Daria brodelte. Ellen sprach weiter. “Es ist, als wärst du mit ihr verheiratet.”
    “Ellen, das ist wirklich nicht fair”, sagte er. Er verstand nicht, wie Ellen so von Daria sprechen konnte – von der Frau, die Ellens ungewolltes Kind so liebevoll aufgezogen hatte.
    “Besser als Daria hätte sich niemand um Shelly kümmern können”, mischte sich jetzt auch Chloe ein.
    “Das finde ich auch”, stimmte Grace entschlossen zu. “Nach allem, was ich mitbekommen habe, ist sie das Beste, was Shelly passieren konnte.”
    “Bitte nicht alle auf einmal”, sagte Ellen zynisch. “Wenn überhaupt, dann hat sie Shelly nur verkorkst.”
    Die Luft rund um das Lagerfeuer knisterte plötzlich vor Spannung. Mrs. Wheeler bat ihre Enkeltöchter, zum Picknicktisch zu gehen und etwas Nachtisch zu holen. Jill studierte ihre Fingernägel, und Jackie streichelte geflissentlich einen ihrer Hunde.
    “Tut mir leid, Daria”, raste Ellen weiter, “aber das ist nun mal die Wahrheit. Und es ist an der Zeit, dass dir das jemand sagt. Du hast Shelly so von dir und diesem Fleckchen Erde abhängig gemacht, dass das Leben an einem anderen Ort für sie eine unüberwindbare Hürde darstellt. Aber so langsam sollte sie diese Hürde endlich einmal nehmen. Nur musst du es auch zulassen.”
    “Wag du es nicht, mir Ratschläge zu Shelly zu geben.” Darias Stimme war ruhig,
zu
ruhig, und im Schein des Feuers sah Rory das Spiel ihrer Kiefermuskeln. “Du siehst sie hin und wieder für ein paar Tage, und dann kehrst du zurück in dein eigenes, egozentrisches Leben und beschwerst dich darüber, was ich mit ihr gemacht habe. Das ist keine große Hilfe, Ellen. Und überhaupt – du hast doch noch nie etwas getan, um uns mit Shelly zu helfen, stimmt's?”
    Chloe langte an Rory vorbei und griff nach Darias Arm. “Daria”, warnte sie leise. “Nicht hier, Süße.”
    “Du hättest einen Vorschlag von mir doch gar nicht erst angehört. Meiner Meinung nach solltest du mit Rory nach Kalifornien gehen. Lass Shelly hier, wenn es das ist, was sie möchte. Sie ist jetzt erwachsen. Sie wird es schon irgendwie schaffen.”
    Daria löste sich aus Chloes Griff. “Hast du das auch gedacht, als du sie vor zweiundzwanzig Jahren am Strand zurückgelassen hast?”, blaffte sie. “Dass sie es schon irgendwie schaffen wird?”
    Das Lagerfeuer knisterte, die Wellen brachen sich und fauchten am Ufer, die Teenager lachten. Aber an diesem Lagerfeuer sagte niemand ein Wort. Die Leute sahen von Daria zu Ellen und wieder zurück. Ellens Mund stand offen, was Rory als Vortäuschung eines Schocks interpretierte.
    “Wovon zum Teufel sprichst du da?” Ellen sprach die Wörter abgehackt aus.
    “Ich habe genug von deiner Gleichgültigkeit Shelly gegenüber”, sagte Daria.
    Rory streichelte über Darias Rücken und wünschte, er könnte ihren Zorn irgendwie dämpfen. Dies war weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt für eine persönliche Auseinandersetzung. Doch Daria schien die Anwesenheit der Nachbarn, die jedes Wort gespannt verfolgten, überhaupt nicht wahrzunehmen.
    “Shelly braucht besonders viel Aufmerksamkeit”, fuhr Daria fort, “und die
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