Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommerhitze

Sommerhitze

Titel: Sommerhitze
Autoren: Natalie Rabengut
Vom Netzwerk:
die Kopfstütze sinken. Mit der anderen Hand steuert sie lässig den Bully und beobachtet durch ihre Sonnenbrille, wie die ursprüngliche Natur von Portugals Norden vorbeizieht.
    „Ihr seid ja so niedlich“, merkt Malte an.  
    Mit einem Gesichtsausdruck, der selbst ihrer großen Sonnenbrille zum Trotz eindeutig strafend ist, dreht Lara ihren Kopf zu Malte. „Wie meinst du das und vor allem: Wen meinst du? Immer muss man dir alles aus der Nase ziehen, du wortkarge Sphinx!“
    Connor lacht. „Wortkarge Sphinx! Das gefällt mir! Ist das auch eins von euren gesagten Worten – wie heißt das noch gleich?“
    Grinsend klopft Malte ihm auf die Schulter. „Nah dran, mein Freund – dein Durchhaltevermögen gefällt mir.“
    Fragend zuckt Connor mit den Achseln, dann kommt ihm Lara zur Hilfe, ohne ihren maßregelnden Blick von Malte zu nehmen. „Wir sagen Sprichwort, Connor“, antwortet sie. „Und nein, das ist keins davon – Malte ist manchmal einfach nur eine große Nervensäge!“
    Schelmisch blinzelt Malte sie an und spitzt die Lippen zu einem Kussmund.
    „Muss ich dich jetzt wirklich noch einmal fragen, was du damit sagen wolltest?“, braust Lara auf.
    „Ich meinte Eve und Connor – obwohl du selbstverständlich auch entzückend bist, mein Schatz.“
    Lara legt bloß ihren Kopf schief.
    „Meine Güte, ist ja gut“, gibt Malte jetzt nach. „Ich meinte, dass es niedlich ist, wie Eve darüber hinweggehen will, dass sie sich mit Connor offensichtlich schon ein paar Mal darüber gestritten hat, was den Umzug nach Deutschland betrifft und noch offensichtlicher nicht darüber reden will.“ Etwas leiser fügt er noch hinzu: „Dass ich immer alles so explizit sagen muss.“
    „Vielleicht hättest du dann besser überhaupt nichts sagen sollen“, presst Lara   leise zwischen den Zähnen hindurch, dann schweigt sie betroffen und drückt wieder Eves Schulter. Connor sieht währenddessen starr aus dem Fenster und hält seine Hand in den Fahrtwind.
    „Ist schon in Ordnung“, sagt Eve schließlich nach einigen Minuten angespannten Schweigens mit einem Lächeln. „Er hat ja recht – und er hat auch recht damit, dass ich nicht darüber reden will.“
    „Wir haben wohl alle unser Päckchen zu tragen“, murmelt Malte.
    Sofort fragt Connor: „Was?“
    Seufzend versetzt Lara Malte einen kleinen Stoß in die Seite. „Soll heißen, dass wir wohl alle immer von unseren kleinen Problemen begleitet werden.“
    Connor bewegt seine Hand wellenförmig im Fahrtwind und sagt: „Das stimmt wohl.“
    Mit Nachdruck klopft Eve aufs Lenkrad. „So, noch einmal zurück zum Anfang; wir können uns immer noch später über all das Gedanken machen. Gerade sollten wir einfach den Moment genießen – wir sind endlich hier! So lang, wie wir über diesen Trip geredet haben, hätte ich nicht gedacht, dass jemals etwas aus dem Plan wird.“
    „Gut, den Moment genießen sollten wir schaffen“, sagt Connor erleichtert. „Ich fange an: Es ist ganz schön schön hier. Schön und verdammt heiß.“
    Die anderen drei im Wagen lachen.
    „Da hast du dir ja wirklich Mühe gegeben, etwas richtig Ausgefallenes zu bemerken, Connor!“, kichert Eve.
    „Ihr wollt es also alle ausgefallen?“, fragt Connor nun mit gespielt übersteigertem Trotz in der Stimme.  
    Malte lehnt sich grinsend ein Stück nach vorn, indem er seine Arme auf den Oberschenkeln abstützt. „Jetzt bin ich aber gespannt.“
    „Nur Geduld, nur Geduld“, scherzt Connor und macht eine denkerische Geste. „In Ordnung, mir ist etwas eingefallen: Das Meer sieht gerade so aus, als hätte jemand Glasscherben bis zum Horizont verstreut.“
    Kurz kehrt Stille im Inneren des Autos ein und alle blicken kurz nach rechts, wo der Atlantik glitzert; selbst Eve wagt einen kurzen Blick.
    „Gar nicht übel“, sagt sie. „So poetisch kenne ich dich ja gar nicht.“
    Anstatt zu antworten, lehnt sich Connor zu ihr und küsst ihre Schläfe.
    „Ich mag diese Hitze übrigens sehr“, merkt Lara an. „Ganz anders als bei uns in Deutschland, nicht so klamm und schwer – so trocken und trotzdem mit klarer Luft, dazu dieses leichte Lüftchen, das ist doch toll! Ich bin total entspannt.“
    „Connor muss doch immer ein wenig an irgendetwas herummeckern“, sagt Malte. Als Connor sich empört in seinem Sitz umdreht, zwinkert Malte ihm zu und klopft ihm freundschaftlich auf den Oberarm. „Nur Spaß, meine Freund, nur Spaß!“
    Etwa eine Viertelstunde lang sagt keiner der vier etwas.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher