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Sommerhitze

Sommerhitze

Titel: Sommerhitze
Autoren: Natalie Rabengut
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vollkommen richtig benutzt. Ich hätte nicht gedacht, dass das noch passiert.“
    Connor erwidert trotzig: „Sehr witzig.“ Doch sein zufriedenes Grinsen, das Malte im Außenspiegel erkennen kann, spricht eine andere Sprache.
    „Ich glaube, ihr zwei werdet mir ganz schön fehlen.“ Laras Stimme ist leise und leicht brüchig.
    „Hey!“, ruft Connor sofort. „Nicht melancholisch werden!“
    Lara schluckt. „Das sagst du so leicht.“
    „Immer mit der Ruhe, Süße“, schaltet sich nun Eve ein. „Wer weiß, was noch kommt.“
    Interessiert blickt Connor zu ihr hinüber und streichelt ihren Oberschenkel. „Was soll das denn heißen? Planst du etwa konkrete Dinge? So richtig, ohne irgendetwas aufzuschieben?“
    „Mag sein“, erwidert Eve trocken. „Offenbar bekommt mir die Sommerhitze.“
    „Ich glaube, sie bekommt uns allen“, lacht Malte. „Der Urlaub ist zwar vollkommen anders verlaufen, als ich gedacht hätte, aber vielleicht macht genau das einen guten Urlaub aus.“
    Kurz kehrt wieder Schweigen ein. Der Motor des VW-Busses knattert ruhig, aus den Boxen kommt leise Blues-Rock.
    Schließlich sagt Eve: „Wenn Connor kein Problem damit hat, halte ich es nicht für ausgeschlossen, dass wir wirklich endlich nach Deutschland ziehen.“ Sie greift hinter sich, ertastet Laras Bauch und streicht liebevoll darüber. „Dann musst du uns nicht so vermissen, Süße.“
    „Als ob ich damit ein Problem hätte!“ Connor klingt enthusiastisch und strafft seine Körperhaltung.
    „Langsam habe ich das Gefühl, niemand von uns hat mit irgendetwas ein Problem“, meint Malte.
    „Ist das schlimm?“, fragt Lara.
    „Ganz im Gegenteil.“
    Connor kratzt sich am Kopf und rutscht nervös im Sitz herum.
    „Was ist, Connor?“, fragt Eve sofort, ohne ihn überhaupt richtig ansehen zu müssen. „Beschäftigt dich irgendetwas?“
    „Vielleicht.“
    Sofort braust Lara amüsiert auf: „Jetzt werd’ bitte nicht wie Malte und lass’ dir jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen!“
    Kurz zögert der Brite, dann sagt er: „Ich frage mich nur gerade, ob das funktionieren würde.“
    „Ob was funktionieren würde?“ Eves Stimme klingt wissend und sie hebt die Augenbraue.
    „Eine Beziehung zu viert.“
    Wieder sagt keiner der vier etwas, nur das Krächzen eines Möwenschwarms über ihnen begleitet ihre Gedanken. Mit langen Flügelschlägen schweben sie so hoch über dem Bully, dass sie wie Details in einem Gemälde wirken.
    Dann ergreift Eve das Wort: „Wir werden sehen. Ich glaube, wir sollten das einfach auf uns zukommen lassen – offensichtlich hat das bisher doch auch sehr gut geklappt. Einverstanden?“
    Einstimmig sagen die anderen: „Einverstanden.“
    Lara blickt in den Himmel; ihr Gesichtsausdruck ist verträumt und entspannt. Die Möwen steuern langsam auf das Meer zu und entfernen sich vom Bus; der leichte Wind scheint sie endlos hoch bis direkt in die Sonne zu tragen. Als die Vögel direkt unter der leuchtenden Scheibe am blauen Himmel entlang fliegen, blinzelt Lara nach unten.
    Der rauschende Wind zeichnet ein weiches Muster auf die Wellen. Es ist so heiß, dass die Konturen des Bullys wabernd mit denen der Straße verschwimmen. Das fast organische Pochen des Motors wird immer leiser, bis der Wagen nur noch ein kleiner, blauer Punkt auf einem grauen, unruhig gezogenem Strich ist.

    ENDE
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