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Sommer der Entscheidung

Sommer der Entscheidung

Titel: Sommer der Entscheidung
Autoren: Emilie Richards
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umgehen zu lernen. Meistens, wennsie an Robert Owens dachte, wünschte sie sich, dass er weiterhin auf dem richtigen Weg blieb und niemals wieder einem Menschen etwas zuleide tun würde. Das Letzte, was sie von ihm gehört hatte, war, dass es seiner Mutter wieder besser ging und dass er nicht zurück ins Gefängnis musste. Wenn sie ihm schon nicht Glück wünschen konnte, so wünschte sie ihm jedoch nicht länger etwas Böses.
    Sie hatte noch nicht mit ihrer Wut abgeschlossen, und sie war sich auch im Klaren darüber, dass ihr Schmerz nie ganz verschwinden würde. Aber sie machte Fortschritte. Nicht zuletzt gehörte dazu, dass sie zu Mack zurückgekehrt war und ihrer Beziehung wieder vertraute. Sie war dabei zu begreifen, dass sie kein Recht hatte, länger an ihrem eigenen Schmerz festzuhalten, um sich dadurch von Mack zu distanzieren. Sie und Mack hatten eine Zukunft, auf die sie sich freuen konnten. Sie dachte, sie beide könnten es zusammen schaffen.
    „Hast du die Schachtel mitgebracht?“, fragte sie.
    „Du hattest mich doch darum gebeten, oder?“
    Sie berührte leicht seine Wange. „Ja, habe ich.“
    „Hübsch siehst du aus.“
    Sie freute sich, dass er es bemerkte. Ihre Mutter hatte dieses lindgrüne Kleid auf einem Einkaufsbummel mit Helen entdeckt. Es passte perfekt zu dem Anlass.
    „Bist du sicher, dass du ihn verschenken willst?“, fragte Mack, als er sich bückte, um ein großes Geschenkpaket vom Boden aufzuheben.
    „Natürlich“, sagte sie. Das Geschenk kam auch von ihrer Mutter und ihrer Großmutter. Sie hatten ursprünglich geplant, es Cissy bei dem Hochzeitsempfang zu geben. Aber als Tessa gesehen hatte, wie viele Gäste gekommen waren, hatte sie sich dagegen entschieden. Heute würde es kaum eine zweite Gelegenheit gegeben, Cissy das Geschenk in Ruhe übergeben zu können. Jetzt war der richtige Zeitpunktgekommen, denn das Präsent war sehr persönlich.
    „Ich warte mit deinem Vater auf dich auf der Brautseite der Kirche“, sagte er.
    „Wir werden viel Spaß auf dem Empfang haben“, versprach Tessa. Zekes Band sollte spielen. Sie zweifelte nicht daran, dass Mack sich amüsieren würde.
    Er küsste sie noch einmal, und sie sah ihm nach, wie er am Büro vorbeiging, wo er noch einmal anhielt, um dem nervösen Zeke alles Gute zu wünschen. Tessa nahm das Geschenkpaket und ging wieder in das Brautzimmer zurück. Sie wartete einen Moment, bis es ruhig war und sie Cissys Aufmerksamkeit hatte.
    Das Mädchen stand auf und betrachtete sich noch einmal im Spiegel, dann drehte sie sich zu Tessa um. Helen, die ein sandfarbenes Kostüm trug, das sie gemeinsam mit Nancy ausgesucht hatte, sah das Paket und nickte Tessa zu. Nancy hörte auf, an dem Brautstrauß herumzufummeln, und legte ihn vorsichtig auf den Tisch.
    „Wir haben etwas für dich. Es ist von uns dreien.“ Tessa hielt Cissy das Paket hin.
    Cissy lächelte. Tessa wusste, dass die junge Frau in ihrem Leben bisher nicht viele Geschenke bekommen hatte und dass sie dieses Präsent sehr zu schätzen wusste.
    „Soll ich es jetzt aufmachen?“
    „Wir wären enttäuscht, wenn du damit noch warten würdest. Aber du hast nicht mehr viel Zeit.“
    Das war das Stichwort, das Cissy brauchte. Sie zerriss das Geschenkpapier mit der Freude eines Kindes, das seinen Geburtstag feiert. Tessa spürte den Kloß in ihrem Hals, als sie sah, wie viel Fröhlichkeit Cissy ausstrahlte. Tessa würde nie wieder einen solchen Moment mit Kayley haben, aber sie würde sich nie wieder selbst einen Moment verderben, den sie miterlebte. Dieser Augenblick war auf andere Weiseein besonderer. Sehr sogar.
    Cissy hob den Deckel von der Schachtel und starrte den restaurierten Wedding-Ring-Quilt an. Einen Moment lang rührte sie sich nicht, dann sah sie in die Runde. Tränen standen in ihren Augen. „Das kann ich nicht annehmen!“
    „Aber sicher wirst du das annehmen“, sagte Helen, die Situation beherrschend. „Es ist unser Quilt. Wir haben ihn gemacht. Wir bestimmen, wer ihn als Nächstes bekommt.“
    „Ihr wollt wirklich, dass ich ihn habe?“ Cissy war vielleicht noch jung, aber sie verstand völlig, was dieser Quilt für die anderen bedeutete.
    „Wir wissen, dass du gut mit ihm umgehen wirst, vielleicht wirst du ihn irgendwann einmal selbst flicken müssen“, sagte Tessa. „Wir finden, du bist die Nächste, die ihn haben soll.“
    Cissy fiel Tessa in die Arme, und Tessa strich ihr übers Haar. Auch ihr standen die Tränen in den Augen, und als sie aufschaute, sah
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