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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche
Autoren: Jeff Somers
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plötzlich geradewegs in einen von denen hineinstolpere, ein ziemlich gemein aussehender Riese mit roten Haaren. Mit Schwung habe ich mich auf den Hintern gesetzt. Mir war schwindelig, und ich halte das Gefühl, das Fieber sei noch schlimmer geworden, und meine Brust hat sich richtig schmerzhaft zusammengekrampft. Und dann war da dieser Trupp Schweber-Affen – diese Kerle, die nie mit einem reden. Ich war wie betäubt, und die haben mir einfach wieder auf die Beine geholfen, haben mich Ma’am genannt und dann weggeschleppt.
    Ist ja wohl nicht wahr – Ma’am! Ich habe mich gefühlt, als wäre ich hundert Jahre alt! Als meine Lunge schließlich wieder halbwegs funktionierte, musste ich so heftig husten, dass mir beinahe schwarz vor Augen geworden wäre. Währenddessen haben die mich in einen riesigen, stinkenden Schweber geschafft, in dem ich mir meinen schönen neuen Mantel ruiniert habe. Als ich endlich wieder genug Energie beisammen hatte, um zu protestieren, sind die Kerle wieder verschwunden, nicht ohne so ein halbgares Versprechen abzuliefern: Schon bald käme ein Officer, der sich unsere Ausweise anschauen würde und dann entschiede, wie mit uns zu verfahren sei. Eine halbe Stunde später tauchte dann irgendein fettes Arschloch in einem Ledermantel auf. Der hat gehustet und gekeucht, als sei irgendwo tief in seinem Innersten ein kleiner, noch viel kränkerer Mann versteckt. Der ist also aufgetaucht und hat bei jedem von uns einen Hirn-Scan durchgeführt und dabei irgendetwas über unser weiteres Schicksal vor sich hingemurmelt. Er hat uns gesagt, er könne uns einfach festnehmen, weil wir gegen eine Notstandsklausel verstoßen hätten. Aber letztendlich hat er uns einfach nach Hause geschickt und gesagt, er würde von uns erwarten, dass wir da auch blieben. Diese blöden Arschlöcher!
    Echt fantastisch, das alles! Ich fühle mich scheiße. Das fühlt sich an, als hätte mir jemand eine Rasierklinge in die Brust gerammt. Ich werde jetzt so viele E-Tabs einwerfen, bis ich einschlafe.
    Montag, 10:44: So, und jetzt fühle ich mich, als hätte mich jemand aufgeschlitzt, ein paar Pfund dringend benötigter Bauteile herausgenommen und mich dann wieder zugenäht. Ich wage es nicht, in den Spiegel zu schauen. Als ich aufgewacht bin, war da Blut auf meinem Kopfkissen. Ich möchte lieber nicht wissen, wie ich jetzt aussehe.
    Scheiße, ist das still in der Stadt! Ich habe versucht, auf die Straße zu gehen. Aber die haben jetzt doch das Gebäude-Interface umgestellt, und alle Fahrstühle sind deaktiviert. Nicht einmal mein Apartment-Interface lässt sich noch starten. Als würde ich in einem leerstehenden alten Gebäude hausen! Ich schaffe es nicht einmal, meine Wohnungstür zu öffnen! Ich habe überhaupt nichts zu essen in meinem Apartment – wer bewahrt denn schon Lebensmittel in seinem Apartment auf? Wenn dieser Notstand noch lange anhält, brauche ich mir keine Gedanken mehr zu machen, ob ich mir früher oder später die Lunge aus dem Hals huste. Bis dahin bin ich längst verhungert.
    Ich glaube, ich habe hier und da noch ein paar N-Tabs, auch wenn die älter sind als ich selbst – oder zumindest einige meiner Körperleile.
    Freitag, 16:30: Oh Mist, ich habe richtig lange geschlafen und fühle mich jetzt schlimmer denn je. Alles hier ist so ruhig! In den Vids läuft reichlich, aber nach dem, was da gezeigt wird, würde man nie ahnen, was hier eigentlich los ist. Die zeigen irgendwelche Serien, diese EinMinuten-Dramen, nach denen in letzter TAI alle so verrückt sind. Aber Nachrichten gibt es keine. Naja, Nachrichten schon, aber keine Lokalnachrichten. In Tokio wird schon wieder demonstriert, weil alle da so verdammt glücklich sind, und die Polizei hat irgendeinen Mörder gefasst, der schon seit langem gesucht wurde – in Cardiff das muss man sich mal vorstellen! Aber kommt etwas darüber, dass ich mein eigenes Apartment nicht verlassen kann? Dass ich mir hier die Lunge aus dem Hals huste? Nichts. Kein Pieps. Ich
    Montag, 09:33: Immer wieder denkt man, schlimmer kann ’s nicht mehr werden … ich habe Schüsse gehört! Gerade eben war es noch so still, dass ich mein eigenes Keuchen hören konnte, und im nächsten Moment hört es sich an, als würde da draußen richtig Krieg herrschen. Es war bloß ein einziger Feuerstoß, genauso schnell vorbei, wie es angefangen hatte, und dann herrschte wieder völlige Stille. Aber dann fielen weitere Schüsse. Ich habe Angst. Ich habe alle Lampen ausgeschaltet -von Hand!-,
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