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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche
Autoren: Jeff Somers
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Polizei rufen, aber statt eines Interface habe ich bloß ein Standbild zu sehen bekommen, in dem sich die Polizei darüber beschwert, wie viele Beschwerden sie gerade bearbeiten müsse. Ohne Zweifel beschweren sich die Leute über deren Service! Stundenlang habe ich im Bett gelegen und bloß geschwitzt und gehustet. Bei jedem Atemzug fühlt es sich an, als würde mir jemand ein Messer in die Brust rammen. Das Letzte, was ich jetzt gebrauchen kann, das ist so ein verwünschter Halbaffe aus Downtown, der mich mit seinem Gebrüll die ganze Nacht vom Schlafen abhält, wo Ruhe doch genau das ist, was ich am dringendsten brauche! Und es kann nur so ein Downtown-HaWaffe sein – niemand aus meinem Gebäude hier läuft durch die Straßen und schreit herum. Ich sehe aus, als wäre ich zwanzigfahre älter, und ich habe dunkle Ringe unter den Augen und, igitt, auch rings um den Hals.
    Jetzt muss ich wohl in den sauren Apfel beißen und in Killicks Praxis warten, so unhöflich der Erfolg den Mann auch gemacht haben mag. Und wenn ich schon da bin, kann ich mich auch gleich hier und dort ein wenig straffen lassen. In letzter Zeit scheint die Haut unter dem Kinn ein wenig schlaff zu werden.
    Samstag, 02:09: Na endlich, der Mann hat mit der Schreierei aufgehört! In der letzten Stunde oder so konnte man ihn fast überhaupt nicht mehr verstehen – als würde der beim Sprechen mit dickflüssigem Öl gurgeln. Ich habe kein bisschen schlafen können. Mit diesem ganzen Schleim im Hals kann ich nicht atmen, und mir ist so heiß! Ich fasse einfach nicht, dass die Polizei diesen Kerl die ganze Nacht einfach hat herumbrüllen lassen. Die müssen wirklich alle Hände voll zu tun haben. Ich frage mich, ob diese wilden Tiere Downtown wieder die Stadt in Brand gesteckt haben.
    Samstag, 11:03: Eigentlich habe ich mich heule Morgen gar nicht so schlecht gefühlt. Deswegen habe ich schon gedacht, ich hätte das Schlimmste vielleicht hinter mir - als hätte der Schlaf tatsächlich geholfen. Ich habe mich ziemlich okay gefühlt, bis ich ins Bad gekommen bin und in den Spiegel geschaut habe. Da habe ich dann wirklich geschrien! Mein ganzer Hals sieht aus, als wäre er geschwollen, und er scheint überall Prellungen zu haben. Als ich das gesehen habe, da habe ich mich gleich wieder hundeelend gefühlt.
    , Wild entschlossen habe ich einen Schweber bestellen wollen, aber niemand hat sich gemeldet. Ich habe fast das Gefühl, die meisten haben letzte Nacht die Stadt verlassen. Aber niemand hat sich die Mühe gemacht, mir etwas davon zu erzählen. Ich war ganz wacklig auf den Beinen, als ich zum zweiten Mal in zwei Tagen auf die Straße gegangen bin. Und das war ein mächtig großer Fehler! Es gab keine Pedicabs! Nirgends war auch nur ein einziges Pedicab zu sehen! Ich hätte einem dieser verschwitzten Penner eine Million Yen dafür gezahlt, mich die sieben Häuserblocks weit zu fahren. Aber es gab einfach keine Cabs, also musste ich laufen – in meinen Pierre-Olivier-Stilettos für sechzigtausend Yen. Und die haben sich dann nach dem dritten Häuserblock komplett verabschiedet. Wie ein ausgetrockneter Ast ist einer der Absätze einfach abgebrochen! Da habe ich schon geschwitzt, gekeucht und gehustet, aber niemand wollte mir helfen. Tatsächlich sind mir sogar alle extra aus dem Weg gegangen, die haben sogar die Straßenseite gewechselt! Einige von denen trugen lächerliche Masken: weiße Stofftücher, die sie sich vor das Gesicht gebunden haben.
    Ach, und das Beste war noch: Killicks Praxis hatte geschlossen. Einfach geschlossen. Scheiße.
    Samstag, 19:33: Allein schon der Heimweg war die totale Hölle. Die Stadt fühlt sich völlig leer an – es sind zwar überall Leute, aber dennoch erscheint einem alles wie ausgedünnt. Und jeder Dritte trägt eine von diesen Masken. Als ob das etwas helfen würde! Endlich bin ich dazugekommen, mir die Vids anzusehen. Und dort heißt es, das sei bloß eine Grippe – die gute altmodische Grippe. Und ich bin zu spät dran, um mich noch zu den anderen aus New York zu gesellen, mit denen Händchen zu halten und zu singen. Die Grippe! Na klar. Ich weiß ja auch, dass die Vids nicht allzu viel wert sind, aber halten die uns wirklich für so blöd?
    Sonntag, 12:45: Scheiße, ich denke wirklich, der Augenblick ist da, um eine Zeit lang die Stadt zu verlassen – einfach ein bisschen auf Reisen gehen. Mir geht’s schlechter denn je, und das muss an der schlechten Luft hier in der Stadt liegen, verpestet von dem ganzen
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