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Some like it heiß

Some like it heiß

Titel: Some like it heiß
Autoren: Gayle Tufts
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causes«, dem Schutzpatron für hoffnungslose Fälle – und ein winziges Stück der Berliner Mauer, das ich vor Jahren nach Hause mitgebracht hatte, waren bei jedem Bingospiel dabei und bildeten ihren imposanten Altar mit Glücksbringern für jede Gelegenheit. Jede der hundert Seniorinnen hatte ihre Amulette dabei. Ich war fasziniert von dieser Mischung aus Familiengeschichte, Spiritualität und Glücksspiel – wann hörte das eine auf, und wann fing das andere an?
    »B-14! You wanna win or what?«
    Wenn ich hier mithalten wollte, musste ich das Spiel schon ernst nehmen.
    In Rente, hatte sich meine Mutter endgültig zu einer Hardcore-Bingospielerin entwickelt. Als sie einzog in das Seniorenwohnheim (»Don’t call it that, it’s
assisted living
!«), wurde es der wichtigste Teil ihres Soziallebens. Fünfmal in der Woche machte sie sich fein im dress casual look – Polyesterhose, Pullover mit etwas Glitzer, Pumps, eine dezente Kette aus Perlenimitat. Sie war Julia Roberts in »Ocean’s Eleven«, genau wie in Las Vegas, nur viel früher am Tag: Um sechzehn Uhr Einlass für ein Viertel-nach-sechs-Spiel. Und alkoholfrei. Aufregung lag in der Luft, zusammen mit dem besonderen Parfüm des Altersheims: einer Mischung aus Desinfektionsmittel, Chanel N o 5 und Kolostomiebeutel. Das Spiel war auch ein Teil der Beschäftigungstherapie der Senioren – es trainiert die Auge-Hand-Koordination, das Kurzzeitgedächtnis und die Feinmotorik und war daher von der Heimleitung gern gesehen. Die Heiminsassen kamen unter Leute und machten sich fein. Abgesehen von den Donuts, die wirklich lecker waren, kannten alle den wahren Grund, warum das Spiel jeden Abend wieder so beliebt und das ganze Heim versammelt war: dieMöglichkeit, auf einen Schlag eintausendzweihundert Dollar zu gewinnen.
    Ma hatte schon immer Bingo gespielt, es war so selbstverständlich wie der wöchentliche Besuch in der Bibliothek oder die Fahrt zum Strand im Sommer. Es war ihr Ausgleich nach einer harten Arbeitswoche – fünfmal achteinhalb Stunden ununterbrochen auf den Beinen als Kassiererin im Supermarkt und dann das Haus, der Ehemann und drei Kinder. Beim Bingo hatte
sie
alles unter Kontrolle. Ma ging immer mit Auntie Kay, und die beiden genossen es, zu rauchen, zu spielen und zu gewinnen. Sie hat sehr oft gewonnen – fünfzig Dollar hier, fünfundsiebzig da –, Bingo war ein harmloses, von der Kirche organisiertes Wohltätigkeitsspielchen, um Geld für den Chor oder irgendein Sportprogramm zu sammeln. Als der Gouverneur von Massachusetts, Francis Sargent, 1971 einen größeren Gewinn erlaubte und die ersten eintausendzweihundert Dollar sogar steuerfrei waren, nahm das Spiel eine neue Dimension an. Für Ma wurde es ein Nebenjob, eine neue reguläre Einkommensquelle. It was her selbstgewählte Belohnung im selben Jahr, als The Change anfing. Ihr persönliches Motto war der neue Lotto-Werbespruch: »You gotta be init to win it.« Nur wer wirklich dabei ist, kann gewinnen.
    Ich finde, jede Frau sollte einen Jackpot gewinnen, wenn sie in die Wechseljahre kommt. Sie hat schließlich eine lange Strecke hinter sich. Ich kriege jedes Jahr zu meinem Geburtstag ein Brillenputztuch von meinem Optiker, warum nicht etwas von der Frauenärztin, wenn es so weit ist – einen schicken Ventilator, eine Flasche prickelnden Champagner oder einen Swarowski-Kristall-Fächer mit den Worten:
Glückwunsch, Girlfriend! Es wird heiß!
    In der westlichen Welt gibt es für jedes wichtige Lebensereignis ein Ritual – die Taufe, den Schulabschluss, Hochzeit, Geburtstag, Richtfeste. I have been to a jüdische Beschneidungszeremonie, einer Adoptionsparty und mehreren Housewarmings. Everybody’s got something to feier. Aber die Menopause? Vergiss es! Augen zu und durch, Ladys. Wo ist die goldene Uhr, der Urlaub auf Hawaii, wo ist das Porsche-Cabriolet?
    Vielleicht sollten wir eine neue Castingshow ins Leben rufen: Germany’s Next Top … Frau in the Wechseljahre? Miss Menopause! Eine Jury voller wonderful women – die Kessler-Zwillinge,Senta Berger, Rita Süssmuth und natürlich Bruce Darnell. Jede Teilnehmerin gewinnt! Es ist persönlich und bewegend, Maren Gilzer überreicht eine Goldmedaille und eine Tiara und eintausendzweihundert Dollar – steuerfrei. Wir weinen, Bruce weint, es wird toll.
    Wir brauchen nicht nur Anerkennung, wir brauchen eine Belohnung! Für ein Leben voller Großzügigkeit, Selbstlosigkeit, Einfühlungsvermögen, Aufmerksamkeit, Fürsorge, Ausdauer und Geduld.
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