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Some like it heiß

Some like it heiß

Titel: Some like it heiß
Autoren: Gayle Tufts
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und ich war mir nicht so sicher, ob meine High School der richtige Ort war, meine sexuelle Entdeckungsreise anzutreten.
    Die Brockton High School war nicht wirklich cool: ein Plattenbau für viertausend Schüler und für damalige Verhältnisse sehr modern, was sich unter anderem daran festmachte, dass sich kein Fenster öffnen ließ. Die klimatisierte Luft schaffte eine Atmosphäre wie in einem Hochsicherheitstrakt. Jeder versuchte auf seine Art die Schule zu überleben, als Sportass, völlig angepasst oder als Drogenhändler. Als pummeliger Teenager fiel ich in keine dieser Kategorien und musste andere Wege finden, mich zu behaupten und nicht unterzugehen. Ich lernte, witzig und schlagfertig zu sein, und wurde verdammt ehrgeizig. Mein Ziel war ganz klar: Brockton verlassen, New York erobern, berühmt werden und endlich Anerkennung finden – aber wie? Meine Rettung war der »Drama Club«, die Theatergruppe der High School, die jedes Jahr ein großes Musical präsentierte. Über zweihundert Mitwirkende inklusive der ganzen Footballmannschaftpräsentierten Klassiker wie »Hello, Dolly!«, und ich tanzte und sang die Hauptrollen.
    Erst jetzt begreife ich, welch ein Glück ich hatte. Heute gibt es fast kein Geld mehr für extracurricular activities in amerikanischen Schulen. Schon für die Basisausbildung an öffentlichen Schulen ist zu wenig Geld da. Die Bildung war das Erste, an dem in den Wirtschaftskrisen der letzten vierzig Jahre gespart wurde. Wenn die Politik ganze Generationen für ihre Kriege rekrutieren musste, waren Musik-, Kultur- und Sportprogramme nicht mehr so wichtig.
    Zum Glück hatten wir noch Carol Thomas. Die rigorose Leiterin des Drama Club hatte die Ausstrahlung der Oberschwester aus »Einer flog über das Kuckucksnest« in Verbindung mit der Freundlichkeit von Felix Magath, das aber auf der Basis des nimmermüden Engagements für und eines unerschütterlichen Glaubens an unser Talent – wenn wir uns nur endlich anstrengen würden. Sie nannte uns immer »clods« – Klumpen. »You CLODS!!!«, schrie Miss Thomas in ihr Megafon während unserer Proben für »Hello, Dolly!«. »Strengt euch an!«
    Sie hatte recht. Wie würde ich sonst nach New York kommen? Ein Stipendium war meine einzigeMöglichkeit, mein Ticket in die Welt. Unis in den USA sind sündhaft teuer, und ohne ein Vollstipendium – damals schon achttausend Dollar pro Semester, und das nur für das Schulgeld – würde ich mir die Uni in New York niemals leisten können. Stattdessen würde ich in Brockton versauern und wahrscheinlich als wassermelonenscheißendes bad girl enden, ganz allein mit fünf Kindern von vier Vätern, die sich alle auf ihren Motorrädern davongemacht hatten. Ich machte also in der Theatergruppe mit, und schon bald erfüllten sich meine Träume von Ruhm und Anerkennung. Als Sechzehnjährige hatte ich die erste Hauptrolle, in Cole Porters »Anything Goes«. Fünfundsiebzig stepptanzende Cheerleader wackelten bei meinem Solo hinter mir mit ihren Pos. Es war großartig!
    Durch das Theater fand ich auch mein Prom Date: Fred Sullivan, der Schauspielstar seiner Schule. Wir hatten uns bei einem Wettbewerb der Schulen kennengelernt, beide hatten wir Hauptrollen in Shakespeare-Aufführungen gespielt. Er wurde bester Schauspieler von New England, ich wurde beste Schauspielerin. Wir waren füreinander geschaffen. Er war ein ruhiger Typ, groß und dünn, und er hatte traurige braune Augen. Er sahein wenig aus wie James Taylor, und er war ein bisschen verrückt.
    »Shall I take you to your Prom?«, fragte Fred, auf einem Knie vor mir hockend, etwas dramatisch und Shakespeare-betont. Ich war skeptisch. Wir kannten uns erst seit zwei Wochen, und er sollte mich jetzt auf meinen Abschlussball begleiten? Den wichtigsten Termin im Leben einer fast volljährigen Theaterstudentin? Warum auf einem Knie? Aber seine Augen leuchteten, es war total romantisch und praktisch – der Ball kam bald, ich war immer noch Jungfrau, die Uhr tickte. Warum nicht?
    So ein Ball war ein teurer Spaß. Das meiste musste Fred bezahlen, der mich »ausführte«. Er übernahm die Ballkarten und die Gebühr für die weiße Stretch-Limousine, mit der wir vorfuhren, nachdem er mich zu Hause abgeholt hatte. Ich trug ein lila Kleid aus Satin, am Ausschnitt gerafft, eine Schulter blieb frei. Dazu hatte ich silberne Schuhe an. Fred trug einen Smoking mit lila Hemd, passend zu mir. Er hatte mir eine Orchidee überreicht, die ich nun am Handgelenk trug. Trotz aller
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