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Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Titel: Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)
Autoren: William Boyd
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empfohlen.« M deutete ein Lächeln an. »Zu Recht, wie sich nun herausgestellt hat. Ich weiß, dass Sie einiges durchmachen mussten, aber wir werden schon einen Weg finden, Sie dafür zu entschädigen, James, keine Sorge.«
    Bond fiel auf, dass M ihn absichtsvoll beim Vornamen genannt hatte. Die Stimmung wurde also wieder entspannter, aber er wollte dennoch seine Meinung äußern.
    »Ende gut, alles gut«, sagte er. »Für uns beide.«
    »Uns?«
    »Die Briten und die Amerikaner. Wir haben uns offenbar einen Platz an der Sonne gesichert.«
    »Und was wäre daran verwerflich?« M stand auf, was das Ende der Besprechung bedeutete. Bond stand ebenfalls auf, als M auf ihn zukam. »Lassen Sie’s gut sein«, sagte M mit dem Hauch eines drohenden Untertons. »Damit haben wir nichts zu tun. Wir dienen der Regierung Ihrer Majestät, ungeachtet ihrer Couleur. Wir gehören dem Geheimdienst an. Wir sind im reinsten Sinne des Wortes Staatsdiener.«
    »Selbstverständlich«, sagte Bond. »Wie Sie wissen, Sir, bin ich nur un paysan écossais – bei dieser ganzen multinationalen, makroökonomischen Vorausschau komme ich einfach nicht mit.«
    »Was für eine artige Verlogenheit.«
    Sie lächelten beide. M begleitete Bond bis zur Tür und legte ihm kurz die Hand auf die Schulter.
    »Sie haben außergewöhnlich gute Arbeit geleistet, 007. Haben uns Ehre gemacht.«
    Das war ein gewichtiges Kompliment. Und auf einmal wurde ihm bewusst, wie viel auf dem Spiel gestanden hatte. Seine obskure Mission in einem kleinen afrikanischen Land war von einer geopolitischen Brisanz gewesen, die er niemals für möglich gehalten hätte. Umso besser, dass er davon nichts ahnte, als er sich darauf eingelassen hatte.
    M klopfte ihm noch einmal onkelhaft auf die Schulter.
    »Schauen Sie Montagmorgen bei mir vorbei. Kann sein, dass ich einen interessanten kleinen Auftrag für Sie habe.«
    Nie hat man seine Ruhe, dachte Bond.
    »Bis Montag, Sir.«
    »Haben Sie am Wochenende schon was vor?«
    »Ich muss eine Leihgabe zurückbringen.«

2. Im Verborgenen
    Bond klopfte an Vampirias Tür. Er war beim Friseur gewesen, hatte sich eine Massage gegönnt und trug seinen dunkelblauen Kammgarnanzug, ein cremefarbenes Seidenhemd und eine hellblaue Seidenstrickkrawatte. Nun hatte er den Eindruck, wieder ganz der Alte zu sein – so wohl hatte er sich seit Monaten nicht gefühlt.
    Bryce Fitzjohn öffnete die Tür ihres Wohnwagens. Sie trug einen zweireihigen Hosenanzug aus rotbrauner Gabardine mit einem weißen Kaschmirpolohemd, und ihre Haare waren zu einem lockeren Knoten aufgesteckt.
    »Bin ich zu früh?«, fragte Bond.
    »Nein – genau richtig. Vampiria hat sich in Rauch aufgelöst, von den Höllenflammen verzehrt.« Sie musterte ihn anerkennend von Kopf bis Fuß. »Sie sehen ja topfit aus, Mr Bond. Kommen Sie rein. Ich mag dich nicht küssen, solange die halbe Crew zusieht.«
    Er trat ein, und sie küssten sich, erst sanft, dann leidenschaftlich. Für Bond kam das einer Erlösung gleich. Vielleicht könnte er die nächsten 24 Stunden alles loslassen und einfach er selbst sein, in den Armen dieser wundervollen Frau.
    »Wie war’s in Americay?«
    »Recht … interessant.«
    »Keine neuen Narben?«
    »Ein narbenfreier Aufenthalt, wie ich zu meiner Freude berichten kann.« Bond lächelte, um sie zu beruhigen, insgeheim dachte er jedoch: jedenfalls keine sichtbaren Narben.
    Bond fuhr Bryce mit seinem Interceptor II nach Richmond.
    »Ist das ein neues Auto?«, fragte sie.
    »Auf Probe. Ich bin nicht sicher, ob ich ihn mir leisten kann.«
    »Ist wirklich alles in Ordnung, James?«
    »Jetzt ja«, sagte er vollkommen aufrichtig. »Es ging mir tatsächlich nicht so gut – bis ich dich wiedergesehen habe.«
    »Wir tun unser Bestes«, sagte sie und strich ihm mit den Fingerknöcheln über die Wange. Zwischen ihnen herrschte ein stilles Einverständnis. Bryce schien ihn bereits zu kennen, sie respektierte seine gelegentliche Wortkargheit, seine Tabuzonen, während er für ihre unausgesprochenen Sehnsüchte empfänglich war, ihre Zuneigung und Wärme. Ihr unterschwelliger Austausch war von großer Intensität.
    Als sie Bryce’ Haus erreicht hatten, erklärte sie ihm, dass er beim Essen ein Déjà-vu erleben würde: Champagner, Steak mit Tomatensalat und eine Flasche exzellenten Rotweins. Während sie in die Küche ging, um den Wein – einen Chateau Cantemerle 1955 – zu dekantieren, schlüpfte Bond in ihr Arbeitszimmer und legte ihren Pass wieder in die oberste
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