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Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Titel: Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)
Autoren: William Boyd
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Hausdurchsuchung.«
    Sie kehrten an ihren Tisch zurück. Felix wirkte verstimmt – er hatte sich gerade einer unbequemen Wahrheit gestellt.
    Bond goss noch einen Schluck Gin in beide Gläser. Felix füllte Eiswürfel nach.
    Bond sah ihn an. »Du sagst ›jedermann‹, in Wahrheit meinst du aber den Westen, Felix.«
    »Na klar. Wir wollen unser Öl doch nicht vom Golf beziehen, wenn es andere Wege gibt«, sagte Felix. »Das reinste Pulverfass: Islam, Palästina, Israel, Schia und Sunna – ein Albtraum. Zanzarim allein könnte schon vierzig Prozent des Ölbedarfs in den USA und Großbritannien abdecken. Vierzig Prozent – und kein einziges Kamel in Sicht. Das ändert alles.« Felix steckte sich eine Zigarette an und breitete die Arme aus. »Das ist der neue Golf, James. Und zwar hier in Westafrika. Das kommt uns sehr gelegen.« Er stand auf. »Ich muss mal eben telefonieren. Neben der Rezeption ist ein Münztelefon. Lass mir noch ein bisschen Gin übrig, bin gleich wieder da.«
    Als Felix gegangen war, lehnte sich Bond in seinem Sessel zurück und dachte über das soeben Gehörte nach. Manchmal waren die Einsätze – die Gewinne – so hoch, dass es vollkommen vernünftig, um nicht zu sagen logisch schien, gegen jedes menschliche Gesetz und moralische Gebot zu verstoßen, ja selbst vor einem Mord nicht zurückzuschrecken. Da ruhten diese reichen Ölvorkommen unter dem Zanza-Delta – und ein Mann – Hulbert Linck – wusste zu viel, war ein potentieller Störfaktor, drohte die neue Ordnung ins Wanken zu bringen. Wäre nicht alles viel einfacher, wenn dieser Mann einfach verschwände? Dann müsste man ihn gar nicht erst in die Planung einbeziehen. Eine hochgestellte Persönlichkeit aus Regierungskreisen, eine mächtige und einflussreiche Person, würde die Entscheidung treffen: Haben wir für solche Fälle nicht »Leute«, die uns das Problem aus der Welt schaffen? Ja, Sir. Luke Massinette wird sich der Sache bestimmt gern annehmen. Gut – dann sorgen Sie dafür, dass er in die Suche nach Hulbert Linck eingebunden wird und sagen Sie ihm, was er zu tun hat, sobald wir Linck finden. Es darf nichts schiefgehen.
    Bond steckte sich eine Zigarette an. »Schmutzige Tricks« waren so alt wie die Welt. So alt wie die Diplomatie. So alt wie die Spionage. Dennoch musste er einräumen, dass die schiere, unverstellte Härte, die mit absoluter Macht einherging, einen durchaus bis ins Mark erschüttern konnte. Kein Wunder, dass Felix zuvor ein paar Sekunden lang so verstört ausgesehen hatte.
    Da kam sein alter Freund schon zurück. »Man kann von Port Dunbar aus in die USA telefonieren. Das nenne ich Fortschritt.«
    » Realpolitik ist nicht nur ein deutsches Konzept«, sagte Bond. »Es gibt nichts, was sich nicht verwirklichen ließe.« Er lächelte. Felix nickte. Sie kannten nun beide den globalen Subtext, die verborgene Geschichte.
    Bond wechselte das Thema. »Wie wollt Ihr jetzt mit Adeka verfahren?«, fragte er.
    »Ich denke, er fühlt sich wohl in Washington. Und er wird ein reicher Mann sein, sobald die Verträge mit der Regierung von Zanzarim neu ausgehandelt wurden. Wir können ihn im Auge behalten – genau wie Oberst Denga und diesen Dr. Masind, falls nötig. Dank dieser Drogenschmuggelaffäre haben wir das eine oder andere Druckmittel parat. Sie werden bestimmt schön brav sein.«
    »Wird Adeka als Gabriel oder als Solomon auftreten?«, fragte Bond.
    »Ehrlich gesagt, ist uns das völlig schnurz. Jetzt ist ja alles zu unserer Zufriedenheit geregelt.« Mit ernstem Blick stellte Felix sein Glas ab. »Du und ich haben gerade alle Fäden entwirrt, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte Bond. »Wie war dein Ausdruck noch mal? Wir haben die Fliegenscheiße aus dem Pfeffer gepickt.«
    »Tu mir einen Gefallen, James: Das Ganze noch mal, aber in einfachen Sätzen. Ich muss einen Bericht schreiben.«
    »Alles so einsilbig wie gehabt?«
    Felix lächelte. »Das ist eben meine Art. Gönn mir den Spaß. Und lass uns diesen Gin austrinken.«
    Bond goss den Rest in beide Gläser. Dann machte er den Anfang: »Eines Tages entdeckte dieses kleine afrikanische Land – Zanzarim – , dass es über massenhaft Rohöl verfügte. Und alle Welt wollte an dieses Öl ran.«
    »Aber dort herrschte Krieg.«
    »Der musste ein Ende finden. Was er auch tat.« Bond lächelte insgeheim.
    »Aber da gab es noch diesen Mann, der einer sauberen Lösung im Weg stand.«
    »Hulbert Linck«, sagte Bond, dem dieses kleine Hin und Her Spaß machte. »Ihn musste man
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