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Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Titel: Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)
Autoren: William Boyd
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auf.
    Die gaffende Menge reagierte dermaßen verblüfft, dass es fast schon komisch war. Drei Zementsäcke wurden aus dem Sarg gezogen und in einer Reihe auf dem ausgetrockneten Rasen abgestellt.
    Felix machte ein ernstes Gesicht und trat gegen einen Sack, als könnte der auf diese Weise doch noch menschliche Gestalt annehmen. Er warf Bond einen fragenden Blick zu.
    »Ich sehe bloß drei Zementsäcke«, sagte Bond.
    »Ich fass es nicht.« Felix war offensichtlich nicht zum Scherzen aufgelegt. »Du hattest recht.«
    Bond zuckte lediglich die Achseln.
    »Und wo steckt nun der wahre Gabriel Adeka, wenn unser Mann Solomon Adeka ist?«
    Bond zündete sich eine Zigarette an. »Wenn ich dich in ein kleines Ladenlokal in Bayswater führte und du den Betonboden aufreißen würdest, dann würdest du dort wohl seine sterblichen Überreste finden.« Er hielt nachdenklich inne. »Ein bis ins kleinste Detail ausgefeilter Plan.«
    Felix sah Bond durchdringend an.
    »Weißt du, was da läuft, James?«
    »Ungefähr achtzig Prozent.« Bond lächelte. »Die restlichen zwanzig kannst du sicher beisteuern.«
    Ganz in Gedanken versunken, trat Felix erneut gegen einen der Zementsäcke. Dann hob er den Kopf.
    »Lass uns irgendwo was trinken gehen«, sagte er.
    Das Grand Central Hotel von Port Dunbar hatte im Lauf seiner kurzen Geschichte bereits eine Menge Namen gehabt: Schloss Gustavberg, Relais de la Côte d’Or, Royal Sutherland. Nachdem das Hotel während des Bürgerkriegs von der dahumischen Junta als Verwaltungszentrum requiriert worden war, hieß es nun ganz schlicht Grand Central – als sollte seine Vergangenheit durch diese Umbenennung ausgelöscht werden. Das Grand Central kündete von einer neuen und besseren Zukunft.
    Im Erdgeschoss gab es eine Bar mit einer geräumigen Terrasse, die auf die ebenfalls kürzlich umbenannte Hauptstraße hinausging: Victory Boulevard. Die Terrasse war so voll, dass Bond und Felix Leiter sich an einen Ecktisch im dunklen Innenraum setzten, direkt unter einem surrenden Deckenventilator. Bond nahm die Kundschaft in Augenschein – ein halbes Dutzend Schwarze, alle anderen waren weiß, und ausschließlich Männer, lauter Anzugträger, die über ihren kühlen Bieren schwitzten.
    Bond winkte einen Kellner zu sich.
    »Haben Sie Gin?«, fragte er.
    »Ja, Sah. Jetzt haben wir alles. Gordon’s oder Gilbey’s.«
    »Gut. Bringen Sie mir eine Flasche Gordon’s, zwei Gläser, einen Kübel Eis und ein paar Limetten. Sie haben doch Limetten?«
    »Ganz viele Limetten, Sah.«
    Als ihnen das Gewünschte serviert wurde, füllte Bond die Gläser bis zum Rand mit Eiswürfeln und übergoss sie großzügig mit Gin. Zum Schluss presste er je eine halbe Limette über die Drinks aus.
    »Das nennt man einen afrikanischen Dry Martini«, sagte Bond. »Zum Wohl, Felix.«
    Sie stießen an und tranken den ersten Schluck. Der Gin war genau richtig gekühlt, und der frische Limettensaft nahm dem Alkohol die Schärfe. Sie zündeten sich beide eine Zigarette an, Felix hielt seine behutsam zwischen den zwei Scheren seines Titangreifers.
    Bond sah ihm in die Augen. »Und nun, Felix – da wir uns so gut kennen: Raus mit der Wahrheit. Das gilt für uns beide. Einverstanden?«
    »Nichts als die reine, ganze«, sagte Felix.
    »Soll ich mit der Inquisition anfangen?«
    »Nur zu, Torquemada.«
    Bond ließ sich Zeit mit der ersten Frage.
    »Warum hat Massinette Linck getötet?«
    Felix blinzelte leicht – er hatte offensichtlich nicht damit gerechnet, dass die Rekonstruktion der Geschehnisse dort ansetzen würde. Er zog an seiner Zigarette, nickte, schürzte die Lippen, spielte auf Zeit.
    »Weil Linck dich töten wollte, James.«
    »Das stimmt nicht. Linck hatte sich gerade ergeben. Er hatte seine Waffe abgelegt.«
    »Er hatte noch eine andere Waffe. Er wollte dich reinlegen.«
    »Massinette hat ihm den Revolver untergeschoben«, sagte Bond. »Ich habe es mit eigenen Augen gesehen.« Er dachte kurz nach. »Massinette hatte den Auftrag, Linck kaltzustellen, egal, was passierte. Linck musste sterben. Warum?«
    Felix seufzte. »Wenn du die ganze Wahrheit hören willst – ich weiß es nicht. Und Brig weiß es ebenso wenig. Massinette wurde der Milford-Plaza-Operation zugeteilt. Er gehört nicht zur Stammbesetzung der CIA .«
    »Ist er dann eine Art Auftragskiller der CIA ?«
    »So was wie eine Doppel-Null? Vielleicht. Die Sache ist nicht astrein, das gebe ich gern zu. Massinette bleibt aber bei seiner Aussage. Er hat Linck getötet, damit
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