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Soldatenehre

Soldatenehre

Titel: Soldatenehre
Autoren: Mike Moscoe
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Zeit bis fast zurück zu den Erstsiedlern hatte sich das Tal kaum verändert. Es war rot und braun, wo sich einheimische Pflanzen noch behaupteten, und grün, wo sie die mitgebrachte terranische Fauna langsam verdrängte. Gelber Besenginster zeichnete in der Frühlingsluft die Straße von Süden nach und leuchtete auch noch an verschiedenen anderen Stellen. Auf den Hängen der Cragnormberge, nur zehn bis fünfzehn Kilometer entfernt, sprenkelte der Besenginster das Lila des Heidekrauts. Hätte sich Grace in der Kanzel umgedreht, hätte sie auf dem Vorgebirge des Galtymassivs dieselben Farben gesehen. Doch statt-dessen blickte sie nach Norden, das Tal hinauf bis zu den grauen Häusern Falkirks im Windschatten des Wilson Crag. Rund um die Klippen erstreckten sich die weiten grünen Kreise aus bewässertem Ackerland, auf dem die Einwohner der Stadt das terrani-sche Getreide für den Verkauf anbauten: Weizen, Gerste, Mais und Hafer. Kleine Gärten an den Häusern lieferten das Gemüse für den täglichen Bedarf. Falkirk genoss eine bequeme Autarkie - oder zumindest war das bis zur letzten Woche so gewesen.
    Jetzt brauchte Falkirk Hilfe, und vor zwei Tagen hatte Grace eine entsprechende Bitte an alle Höfe in den Bergen und Ortschaften der Umgebung geschickt. Sie war mehr als dankbar für die Spuren von Grabarbeiten neben der Straße, vor der sie stand. Gestern war Chato Blaues Wasser mit zwei Dutzend Navajos aus dem Weißflusstal auf der anderen Seite der noch schneebedeckten Hebridenberge gekommen. Nun arbeiteten sie an einer Verteidigungsstrategie, von der Chato Grace versichert hatte, sie werde funktionieren, auch wenn sie bis jetzt noch nicht wusste, wie diese Strategie eigentlich aussah.
    Gestern, während Pirat in der Werkstatt war und seine Revolverkanone erhielt, hatte der Navajo, unterstützt von allen, die dazu bereit waren, Löcher gegraben, Schnüre gespannt und noch andere seltsame Vorkehrungen getroffen. Grace hatte ihm nur zugeschaut und sich am Kopf gekratzt. »Wie wollt ihr mit einem Seil einen Mech aufhalten?«, rief sie.
    Chato lächelte milde. »Sie kämpfen nach Art des weißen Mannes. Wir folgen dem Kriegspfad im Geiste des Coyoten. Wir werden sehen, wem sich die MechKrieger wünschen werden, nie begegnet zu sein.«
    Grace hatte Chato noch nie Begriffe wie »weißer Mann« verwenden hören. Allerdings war sie auch noch nie mit ihm auf dem »Kriegspfad« gewesen.
    Mit einem gewissen Unbehagen antwortete sie: »Es sind Banditen, keine Krieger. Und ich bin kein weißer Mann. Ich bin eine schottisch-irische Frau.«
    »Sie sind die Bürgermeisterin von Falkirk. Das reicht, Sie für mich zum >weißen Mann< zu machen.«
    Er lachte, als Grace konterte: »Nur Donnerstag abends auf der Bürgerversammlung.«
    Doch Chato wurde schnell wieder ernst. »Diese sturen Bergleute akzeptieren Sie als ihren Kriegsführer. Legen Sie Kriegsbemalung an, Häuptling, und wir werden sehen, woraus Ihre Krieger gemacht sind.«
    Grace knurrte ihn an. Sie hatte in ihrem ganzen Leben noch kein Make-up getragen. Bei ihrer milchweißen Haut und den feuerroten Haaren hatte sie das nie nötig gehabt.
    »Staubwolke am Horizont.« Dan McLeods Stimme riss sie aus diesen Gedanken. Er saß links von ihr in seinem AgroMech, der sich unter dem Gewicht des Brandroders unter dem linken Arbeitsarm etwas zur Seite neigte. Normalerweise diente der Brandroder dazu, die einheimische Vegetation auf Feldern zu entfernen, die für terranische Pflanzen vorgesehen waren. Jetzt war der Brenner mit einer Hochleistungspumpe aufgerüstet worden, und hinter Dans offener Kanzel ragte ein Zweitausend-Liter-Tank in die Höhe. Grace hatte sich sagen lassen, dass BattleMechs im Kampf schnell heißliefen. Dans Brenner würde das ganz enorm beschleunigen.
    Sie drehte sich nach Süden und beugte sich weit vor. Pirats Kreiselstabilisator protestierte laut gegen die Gewichtsverlagerung. Die neue Frontpanzerung machte ihm ohnehin zu schaffen. Grace streckte die rechte Hand zurück in die Kanzel und bewegte mit dem Steuerknüppel den Bohrer am rechten Arm der Maschine auswärts, um sich an dem fünfzehn Meter hohen Granitpfeiler abzustützen, hinter dem sie sich versteckte.
    Danach richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Hauptstraße. Und tatsächlich sah jetzt auch sie eine Staubwolke. Die Straße verlief in etwa fünf Kilometer Entfernung vor dem Gebirge in gerader Linie über die Ebene. Unterhalb von Graces Position aber zwang sie eine Schlucht dichter an das
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