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Soldatenehre

Soldatenehre

Titel: Soldatenehre
Autoren: Mike Moscoe
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Vorgebirge. Ein Frühlingsgewitter hätte die Straße meterhoch überschwemmt, doch es hatte seit über einer Woche nicht mehr geregnet. Wenigstens lieferte ihnen der Staub eine gewisse Vorwarnung, auch wenn die Trockenheit es den Banditen leichter machte, die Straße zu verlassen.
    Grace hob den Spiegel, den sie um den Hals trug, und ließ ihn hinüber ins Tal zu Chato blitzen. Zwischen dem Gebüsch und dem Falschgras tauchte jemand auf und wedelte zur Antwort mit einem Hemd.
    Jetzt zog Grace die Gurte stramm. Eine kurze Überprüfung bestätigte, dass der Neurohelm saß und keiner der Kühlschläuche eingeklemmt war. Sie holte Pirats Motor aus dem Leerlauf und schwenkte ihn mit gewissenhafter Betätigung der Pedale auf dem linken Absatz zu den anderen Mechs und den fünfzig bewaffneten Männern und Frauen herum. Diese hielten Gewehre und improvisierte Raketenwerfer in der Hand, die Mick Bazookas nannte.
    Sie konnte ziemlich laut schreien - das hatte ihr Vater ihr einst beigebracht. Diese Fähigkeit ermöglichte ihr jetzt, sich der Crew zwei Stockwerke tiefer und den Fahrern der im Leerlauf donnernden Indust-rieMechs verständlich zu machen. »Was haltet ihr davon, wenn wir etwas auffächern?« Selbst brüllend achtete sie darauf, keine Befehle zu erteilen. Chato nannte sie vielleicht Falkirks Kriegsführer, aber diese Leute waren keine Soldaten. Sie war nur deshalb ihre Anführerin, weil sie ihren Vorschlägen meistens folgten. Wenn sie sich jedoch zu sehr aufspielte, würden sie einen anderen Bürgermeister wählen.
    »Klingt gut«, stellte Jim Wilson fest, dem etwa die Hälfte der Bewässerungskreise um Falkirk gehörte. Er hatte den neuesten AgroMech in der Stadt, dessen Lackierung allerdings unter der vorne frisch angeschweißten Panzerung gelitten hatte. Wilson stampfte zu einem Haufen Felsbrocken einen Kilometer südlich los, und sein Sohn folgte ihm in einem ähnlich panzerverstärkten AgroMech, der nicht viel älter war als Pirat. Für die Revolverkanonen an beiden aufgerüsteten Maschinen hatten die Wilsons ihren Waffenschrank leer geräumt. Ein Dutzend Pachtbauern folgten ihnen mit Luftgewehren und zwei Raketenwerfern.
    Owen McCallester, der Grace nie verziehen hatte, dass sie ihn nach dem Tod seines alten Herren bei der Wahl für den Bürgermeisterposten besiegt hatte, nickte Dennis Brady zu, und die beiden Störenfriede stiefelten zusammen mit den meisten ihrer Minenarbeiter einen Kilometer weiter nach Norden. Die Motoren ihrer Mechs hatten schon dabei hörbare Mühe: Beide Männer hatten darauf bestanden, dass Mick Panzerplatten an die Vorder- und Rückseiten ihrer hundert Jahre alten Maschinen schweißte.
    Damit blieb Grace noch Dans AgroMech mit seinem Flammenwerfer sowie zwanzig Handwerker und Kaufleute, die sich mit allem bewaffnet hatten, was gerade zur Hand gewesen war. Die meisten Gewehre waren außer zum Ballern auf Karnickel und Taschenratten beim Scharfschützenwettbewerb der jährlichen Highland Games kaum benutzt worden. Und die Leistungen dort lieferten wahrlich keinen Grund zum Prahlen. Der Wettbewerb fand grundsätzlich am frühen Abend statt, nach den Rennen, dem Baumstammwerfen und einer verschärften Sauferei. Grace hielt von dieser Mischung aus Alkohol und Schusswaffen gar nichts, es handelte sich jedoch um eine heilige, seit Jahrhunderten unveränderte Tradition.
    Heute waren alle nüchtern. Bis auf Greg McDou-gall, der noch kein Glas getroffen hatte, das er nicht mehr liebte als seine bedauernswerte Frau.
    »Bleibt in Deckung!«, brüllte Grace. »Sie kommen die Straße herauf. Wir schlagen zu, wenn sie aus der Kurve kommen.«
    »Wir werden ihnen eine Überraschung servieren«, erklärte Dan und grinste durch die Sichtscheibe seines sperrigen Helms. Die anderen lachten. Grace zog Pirats Kanzeldach zu und drehte den Mech in Position.
    Wir wollen schwer hoffen, dass es eine Überraschung für sie wird, dachte sie. Falls nicht, sind wir geliefert.
    Die Betonstraße trug Flaggführer Loren J. Hansens Koshi problemlos. Heute Morgen verlief der Vormarsch gut. Er hatte bequeme Marschgeschwindigkeit angesetzt. Nach einer Woche Einsatz wollte er am letzten Tag keine Schäden mehr riskieren. Sein Stellvertreter hatte durchgegeben, dass das Landungsschiff die Beute von Allabad geladen hatte und bereit war, zum sekundären Aufnahmepunkt zu springen. Ihre Mission hier lautete: Plündern und Angst verbreiten. Der Colonel hatte deutlich gemacht, dass er keine größeren Verluste der Rauhreiter
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