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Solange es hell ist

Solange es hell ist

Titel: Solange es hell ist
Autoren: Agatha Christie
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Brieftasche, die drei Pfund und zehn Schilling, einige Rechnungen und ein abgegriffenes Foto von Marguerita Clayton enthielt; des Weiteren um ein Taschenmesser, einen goldenen Bleistift und ein klobiges Ding aus Holz.
    Auf Letzteres stürzte sich Poirot. Er schraubte es auf, und mehrere kleine Klingen fielen heraus.
    »Sehen Sie, Hastings, ein Handbohrer und alles, was dazugehört. Ah, man brauchte nur wenige Minuten, um damit einige Löcher in die Truhe zu machen.«
    »Die Löcher, die wir gesehen haben?«
    »Sehr richtig.«
    »Sie meinen, dass Clayton sie selbst gebohrt hat?«
    »Mais oui – mais oui! Auf was lassen sie schließen, diese Löcher? Sie waren nicht, um hindurchzusehen, denn sie waren auf der Rückseite der Truhe. Aber für was waren sie dann? Also für Luft. Aber man macht keine Luftlöcher für eine Leiche, und das heißt, sie wurden nicht von dem Mörder gemacht. Sie lassen nur auf eines schließen, auf eine einzige Möglichkeit: Jemand wollte sich in dieser Truhe verstecken. Und sofort, aufgrund dieser Hypothese, ergeben die Dinge einen Sinn. Mr Clayton ist eifersüchtig auf seine Frau und Major Rich. Er greift zu dem alten, alten Trick, eine Reise vorzutäuschen. Er beobachtet, wie Rich ausgeht, verschafft sich Zugang, wird allein gelassen, um eine Nachricht zu schreiben, bohrt schnell diese Löcher und versteckt sich in der Truhe. Seine Frau hat vor, den Abend hier zu verbringen. Mag sein, Rich wird die anderen Gäste vertrösten, mag sein, seine Frau wird bleiben, wenn die anderen gehen oder vorgeben zu gehen, und dann zurückkommen. Wie auch immer, Clayton wird Gewissheit haben. Alles ist besser als die furchtbaren Qualen des Zweifels, die er leidet.«
    »Sie meinen also, dass Rich ihn getötet hat, nachdem die Gäste gegangen waren? Aber der Arzt sagt, dass das unmöglich ist.«
    »Genau. Sie sehen also, Hastings, er muss während des Abends getötet worden sein.«
    »Aber es waren doch alle im Zimmer!«
    »Sehr richtig«, sagte Poirot ernst. »Sie sehen die Perfektion? ›Alle waren im Zimmer.‹ Was für ein Alibi! Quel sang-froid – welche Unverfrorenheit, welche Dreistigkeit!«
    »Ich verstehe noch immer nicht.«
    »Wer ging hinter den Paravent, um das Grammofon aufzuziehen und die Schallplatten zu wechseln? Vergessen Sie nicht, das Grammofon und die Truhe standen Seite an Seite. Die anderen tanzen – das Grammofon spielt. Und der Mann, der nicht tanzt, hebt den Deckel der Truhe und stößt das Messer, das er soeben in seinen Ärmel hat gleiten lassen, tief in den Körper des Mannes, der sich dort versteckt.«
    »Ausgeschlossen! Der Mann hätte doch geschrien.«
    »Nicht wenn er vorher betäubt wurde.«
    »Betäubt?«
    »Ja. Mit wem nahm Clayton einen Drink um halb acht? Ah! Jetzt verstehen Sie. Curtiss! Curtiss hat Clayton zum Verdacht gegen seine Frau und Rich angestachelt. Curtiss schlägt den Plan vor – die Reise nach Schottland, das Verstecken in der Truhe und als Glanzpunkt das Verrücken des Paravents. Nicht damit Clayton den Deckel ein wenig anheben und sich Erleichterung verschaffen kann – nein, sondern damit er, Curtiss, den Deckel unbemerkt aufklappen kann. Der Plan ist von Curtiss, und beachten Sie die Raffinesse, Hastings. Sollte Rich bemerken, dass der Paravent nicht an seinem gewohnten Platz stand, und ihn wieder dorthin stellen – nun, dann ist nichts verloren. Er kann einen anderen Plan machen. Clayton versteckt sich in der Truhe, das leichte Betäubungsmittel, das Curtiss ihm verabreicht hat, beginnt zu wirken. Er versinkt in Bewusstlosigkeit. Curtiss öffnet den Deckel und sticht zu – und das Grammofon fährt fort, ›Walking My Baby Back Home‹ zu spielen.«
    Als ich meine Stimme wiedergefunden hatte, sagte ich: »Aber warum? Warum?«
    Poirot zuckte mit den Schultern.
    »Warum erschoss sich ein Mann? Warum duellierten sich zwei Italiener? Curtiss hat ein heftiges leidenschaftliches Temperament. Er wollte Marguerita Clayton. Wenn ihr Mann und Rich aus dem Weg geräumt wären, dachte er, würde sie sich ihm zuwenden.«
    Nachdenklich fügte er hinzu:
    »Diese naiven kindlichen Frauen… sie sind sehr gefährlich. Aber mon dieu, welch eine künstlerische Meisterleistung! Es geht mir zu Herzen, einen solchen Mann zu hängen! Ich bin zwar selbst ein Genie, aber durchaus fähig, Genialität in anderen zu erkennen. Ein perfekter Mord, mon ami. Und das sagt Ihnen Hercule Poirot! Ein perfekter Mord. Ép a tant!«

 
    Nachwort
     
    The Mystery of the Baghdad Chest
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