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Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Titel: Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)
Autoren: Maja Schulze-Lackner
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Lächeln überzog ihr liebes Gesicht.
    »Aber es wäre nie passiert, wenn Ida noch leben würde, verstehst du? Er war nur in diesem Zug, um zu Ida und Alberts Beerdigung zu fahren. Er war schon auf dem Rückweg nach Indien, als ihn in Berlin die Nachricht von ihrem Tod erreichte.« Feodora brach jetzt in lautes Schluchzen aus. »Ida hat immer gesagt, eines Tages wirst auch du dein Glück finden. Und nun ist es so nah, und Ida erlebt es nicht.« Händeringend lief sie hin und her. »Ich weiß nicht, ob ich mich schämen soll. Neben meiner unendlichen Trauer empfinde ich ein solches Glücksgefühl, wie ich es noch nie erlebt habe. Findest du das verwerflich, Grete? Ich kann es kaum erwarten, ihn wiederzusehen.« Plötzlich stockte sie und sah Grete entsetzt an. »Aber was mache ich bloß, wenn er wieder nach Indien fährt, ohne sich mir zu erklären? Ich kann ihm doch nicht hinterherreisen.«
    Grete lachte laut auf. »Du schon, wie ich dich kenne.« Aber dann wurde sie wieder ernst. »Nun hör mir mal gut zu. Im Leben hat alles einen Sinn. Es kommt, wie es kommt. Und Ida wäre die Letzte, die dir dein Glück nicht gönnen würde.«
    Es klopfte leise, und Hermann steckte seinen Kopf zur Tür herein. »Es wird Zeit. In einer halben Stunde beginnt die Trauerfeier.«
     
    Der Saal der Loge war überfüllt. Nicht alle Trauergäste hatten einen Platz gefunden, viele mussten stehen. Auch für die unzähligen Kränze und Blumengestecke war drinnen nicht genug Raum, und so säumten sie den langen Weg bis zum Tor. Die Särge waren bedeckt mit weißen Lilien, Idas Lieblingsblumen, deren betörender Duft sich mit dem Wachs der brennenden Kerzen und den Parfüms der anwesenden Damen vermischte.
    Als Feodora zusammen mit der engsten Familie in der ersten Reihe Platz nahm, sah sie hinten Hajo von Orlov, der sie mit einem leichten Kopfnicken begrüßte. Ihr Puls raste. Ida, meine geliebte Freundin, wärest du doch nur hier , dachte sie unter Tränen.
    Die Trauerfeier war erhebend. Idas Bruder Johann, der sie vor zehn Jahren mit Albert getraut hatte, hielt eine ergreifende Rede, und als der Oratoriumsverein Bachs Wenn ich einmal soll scheiden anstimmte, brach auch der Hartgesottenste in Tränen aus.
    Nach der Feier bewegte sich der Trauerzug in Richtung des nahe liegenden Friedhofs. Die Zeitungen berichteten später von Trauernden aus allen Ständen und Schichten der Bevölkerung, die zu Tausenden die Straßen säumten. AmFriedhof habe die Polizei eine Absperrung vornehmen müssen, so groß sei der Andrang gewesen. »Eine Trauerkundgebung, wie sie noch nie stattgefunden hat «, schrieb tags darauf das Ostpreußische Tageblatt .
    Von all dem bemerkte Feodora kaum etwas. Ihre Augen waren blind von Tränen, und es zerriss ihr das Herz, Idas kleine Söhne Walter und Alfred Hand in Hand hinter den beiden Särgen hergehen zu sehen. Plötzlich spürte sie, wie jemand leicht ihren Arm fasste und flüsterte: »Wie gern würde ich Sie trösten. Ich habe meine Abreise verschoben. Ich logiere im Gasthaus Zum Hirschen. Ich werde warten, bis Sie kommen. Egal wann, ich werde da sein.« Ein kurzer Händedruck, dann war er verschwunden.
    Er liebt mich auch, Ida . Feodoras Herz machte einen Sprung. Und nur durch dich … Sie wollte den Gedanken nicht zu Ende denken!
    Es war spät am Abend, als sie zu ihm kam. Wortlos drückte er sie an sich. Sie wurde ganz klein in seinen Armen. »Ich hatte Angst, du könntest nicht kommen«, sagte er leise. Und dann begann er sie zu küssen. Ganz zart auf die Stirn, ihre Augen, dann suchte er ihre Lippen. Er öffnete ihr Mieder, ohne Hast, er hatte keine Eile. In allem, was er tat, spürte sie sein zärtliches Verlangen. Sie ließ sich davontreiben, fallen. Er streichelte ihre Brüste, liebkoste sie mit den Lippen. Mit sanfter Begierde glitten seine Hände weiter über ihren Leib, ihre Hüften, hinab zwischen ihre Schenkel, immer näher, näher … Heiße Wellen durchströmten ihren Schoß, und dann liebte er sie, wie nur Klaus sie geliebt hatte. Sie verging vor Wonne. Es war eine nicht enden wollende Nacht sinnlicher Leidenschaft. Sie liebten sich, bis der Morgen graute und die ersten Sonnenstrahlen durch die Vorhänge drangen.Aber auch dann fanden sie keinen Schlaf. Eng aneinander geschmiegt lagen sie da. Jeder hing seinen Gedanken nach.
    »Wo warst du nur so lange?«, fragte er nach einer Weile.
    »Ich habe nach dir gesucht, nur wusste ich es nicht«, sagte Feodora lächelnd.
    »Liebste«, flüsterte er, »nach
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