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Sokrats für Manager

Sokrats für Manager

Titel: Sokrats für Manager
Autoren: Andreas Drosdek
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macht?« Das gilt für Unternehmen genauso wie für Gut ist nur das, was dich zu einem guten Menschen macht. Wenn das Resultat guten Handelns nicht eine Selbstverbesserung ist, dann war die jeweilige Entscheidung langfristig nicht gut.
    Selbst als Sokrates zum Tode verurteilt wurde und seine Freunde ihn zur Flucht überreden wollten, ließ er nicht von seinen Werten und Lebenszielen ab. Bis zum bitteren Ende tat er das, was er für tugendhaft hielt: Als Bürger Athens hatte er sich immer dem Gemeinwesen verpflichtet gefühlt, und er gab diese Loyalität auch dann nicht auf, als sie seinen eigenen Tod bedeutete. In seinen Augen konnte der Mensch nur dann sinnvoll und zielge-richtet leben, wenn er sich Klarheit über seine letzt-endlichen Ziele und Motive verschaffte.  Im Gespräch mit dem jungen Adligen Lysis er-klärte Sokrates: »Alle solche Sorgfalt geht eigentlich gar nicht auf dasjenige, was um eines andern willen herbeigeschafft wird, sondern auf jenes, um deswillen das andere alles herbeigeschafft wird. Wenngleich wir öfters sagen, wir machen uns viel aus Gold und Silber, mag das dennoch nicht das Wahre sein; sondern woraus wir uns viel machen, das ist jenes, was sich als das zeigt, um dessentwil-len wir das Gold und alles andere Erworbene er-werben.« Selbst Geld und Macht sind für die meisten Menschen also keine Endzwecke, sondern lediglich Mittel, die sie einsetzen, um etwas zu erreichen, das ihnen wichtig ist. Die meisten von uns wünschen sich zum Beispiel Geld nicht um des Geldes willen, sondern um mit dem Geld etwas erwerben zu können. Ebenso streben viele Menschen nach Macht nicht etwa, weil sie diese über andere ausüben wollen, sondern weil sie sich von den damit verbundenen Privilegien auch andere Vorteile versprechen. Im Dialog mit Gorgias fragte Sokrates: »Denkst du denn, dass die Menschen dasjenige wollen, was sie jedesmal tun? Oder vielmehr jenes, um deswillen sie dasjenige tun, was sie tun? Wie etwa, die Arznei einnehmen von den Ärzten, denkst du, dass die dasjenige wollen, was sie tun, Arznei nehmen und Schmerzen haben, oder jenes das Genesen, um deswillen sie sie nehmen?« Sokrates glaubte, dass alle Menschen ein geglücktes Leben anstrebten. Um dieses zu erreichen, ist aber ein holistischer Ansatz erforderlich: Wir müssen unsere einzelnen Handlungen auf ein gemeinsames Ziel ausrichten, wenn wir dieses wirklich erreichen wollen. Auf einfacherer Ebene trifft das auch im Management zu. Sie sollten sich immer fragen: Was soll die jeweilige Maßnahme bewirken? Geht es nur um kurzfristige Erfolge oder verfolge ich damit auch langfristige Ziele? Nutzt diese Maßnahme nur mir selbst oder meiner Abteilung und dem Unternehmen als Ganzes auf Dauer? 
    Auch bei der Mitarbeiterführung treffen unterschiedliche Ziele aufeinander. So kann eine Aufgabe an einen Mitarbeiter vergeben werden, damit sie gut erledigt wird. Es kann aber gleichzeitig auch darum gehen, dass der Mitarbeiter daraus wertvolle Erfahrungen sammeln soll, weil er langfristig für höhere Aufgaben vorgesehen ist. Als Manager, der auch Verantwortung für die Zukunft seiner Mitarbeiter trägt, sollten Sie sich in dieser Hinsicht immer Klarheit über Ihre eigenen Motive verschaffen. Geht es Ihnen vor allem darum, dass die Ihnen an-vertrauten Aufgaben erledigt werden, oder sind Sie auch bemüht, die Karriere Ihrer Mitarbeiter zu fördern? Sokrates mahnt uns, unsere Motive und Ziele genauer zu untersuchen und sicherzustellen, dass alle Entscheidungen am Ende den höheren Zwecken dienen, die wir angeblich anstreben. Gerade dort, wo viel Macht im Spiel ist, sieht Sokrates aber auch besondere Gefahrenstellen. So erlebte er oft, wie Menschen, die allzu ehrgeizig nach Erfolg strebten, charakterlich Schaden litten. Er konnte das selbst an seinen Schülern beobachten, von denen sich einige später mit rabiaten Mitteln politisch durchsetzten und dadurch in Gegnerschaft zu Sokrates gerieten. Dem Kallikles, der vehement für den Machterwerb eintritt und darauf verweist, dass Macht ja dann auch die Macht, Gutes zu tun, bedeutet, hält Sokrates entgegen: »Die meisten aber unter den Mächtigen, o Bester, werden böse.«
    Schon zur Zeit des Sokrates gab es das Phänomen der Blender zuhauf. Viele Sophisten verdienten sich einen guten Lebensunterhalt damit, dass sie jungen Männern beibrachten, wie man sich mit allerlei Schlichen und Manipulationen ins rechte Licht rückte und Karriere machte. Eigensüchtige Motive hielten viele nicht davon
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