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Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)

Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)

Titel: Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)
Autoren: Wendy Alec
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Scheidung störrisch all ihren Versuchen widersetzt hatte, an seinem Image herumzubasteln. Doch selbst er musste zugeben, dass Adrian dank der Bemühungen Julia De Veres nun der Inbegriff des modernen Fernsehstars war.
    »Ost und West haben den Tag herbeigesehnt, an dem unsere Familien und die künftigen Generationen sicher davor sind, dass ein Atomkrieg sie bedroht … oder Selbstmordattentäter … oder dass sie als Geiseln von Fanatikern ermordet werden …« Adrian zögerte. »Dass die Söhne des Ostens und die Söhne des Westens im sinnlosen Kampf fallen.«
    Jason schüttelte den Kopf. Es musste hervorgehoben werden. Nie in der Geschichte des Fernsehens war ein einzelner Politiker, Nachrichtensprecher oder Fernsehstar auch nur im Entferntesten in der Lage gewesen, eine so intensive persönliche Verbindung herzustellen, wie es Adrian mit jedem einzelnen Zuschauer gelang.
    Er war spontan. Er war direkt. Und er zog jeden in seinen Bann … mühelos.
    Adrian De Vere war der Liebling der Fernsehzuschauer. Während seiner zwei Amtszeiten als britischer Premierminister war es genauso gewesen. Ob sie ihm im Irak, in Syrien, in Deutschland, England, Amerika, China oder in Frankreich zusahen – er war ihr Sohn, ihr Vater, ihr Bruder, Nachbar und Freund. Ja, er war … Jason schüttelte den Kopf und konnte es nicht fassen.
    »… genau der, den sie ihn ihm sehen wollen.«
    Er lehrte sein Whiskyglas in einem Zug. Sein Blick fiel auf den Ticker der Business-News der New York Times . Die Headline lautete: EU -Bruttosozialprodukt 2021 doppelt so hoch wie das der USA .
    »Oh … mein kleiner Bruder …«, murmelte er, die Augen fest auf den Bildschirm geheftet. »Du bist der mächtigste Mann der westlichen Welt.«
     
     
    Dezember 2021 Soho, London
     
    Nick De Vere lehnte sich in den Sessel aus rotem Krokodilleder zurück. Er war gutaussehend, beinahe hübsch, mit intelligenten, tiefliegenden grauen Augen über einer Adlernase und hohen Wangenknochen. Sein feines, sonnengebleichtes Haar umspielte den Kragen seines Lederjacketts.
    Er trank seinen Espresso, umgeben von dem Lärm des nicht enden wollenden Stroms von A&R-Mitarbeitern, Plattenproduzenten, Künstlern und Nullachtfünfzehn-Möchtegern-Rockstars, die um die Bar herumstrichen.
    Soho. London bei Nacht.
    Wieder in vollem Schwung nach dem Ende des Dritten Weltkriegs.
    Acht nervenzerfetzende Monate lang hatte London unter der Drohung der atomaren Vernichtung durch Iran und Russland gestanden. Die Atomwaffenfabrik in Aldermaston, vierzig Kilometer außerhalb von London, war durch eine russische Mini-Kernbombe, das Gegenstück einer B 61 - 11 , ausradiert worden, ebenso wie die Atom-U-Boot-Basis Faslane im Firth of Clyde – mitsamt einem Großteil von Glasgow … Nick seufzte.
    Alle warteten mit Spannung darauf, dass das Ischtar-Abkommen ratifiziert wurde. Doch davon abgesehen liefen die Geschäfte wieder wie früher: In der letzten Woche waren die Theater erneut geöffnet worden, und Dutzende von Künstleragenturen, Plattenfirmen und Aufnahmestudios hatten ihre Arbeit wieder aufgenommen.
    Das Leben ging weiter in Soho.
    Nick strich die immer wieder herunterfallende dunkelblonde Strähne aus der Stirn und ließ die Augen mit dem scharfen Blick des Archäologen, dem keine Einzelheit entging, durch die Lounge schweifen. Das Boutique-Hotel war durch den Umbau von zwei benachbarten Wohnhäusern entstanden, die einmal dem MI 6 als Quartier gedient hatten. Es gab ein Privatkino und einen Dachgarten, klassische Sitzbänke aus Metall und mit Lederpolstern und gold-rosa Textiltapeten von Altfield.
    Er hielt Ausschau, ob er irgendwo den Mann ausmachen konnte, mit dem er verabredet war. Doch Klaus von Hausen schien sich zu verspäten. Von Hausen war ansonsten, wie man es von einem Menschen deutscher Herkunft erwartete, immer die Pünktlichkeit in Person. Und detailversessen. Er war der jüngste Leitende Kurator der Nahost-Abteilung in der Geschichte des Britischen Museums, verantwortlich für die weltweit umfassendste Sammlung von assyrischen, babylonischen und sumerischen Altertümern. Klaus war bei ihrem Telefonat ungewöhnlich zugeknöpft gewesen. Den Grund dafür würde Nick beim gemeinsamen Drink sicher herausfinden.
    Er schloss einen Moment die Augen, und eine seltene Ruhe senkte sich über seine Züge.
    Keinerlei Anzeichen von aufdringlichen britischen Paparazzi, die sonst jeden seiner Schritte verfolgten. Heute hatte er sie abgehängt. Vor vier Jahren war Nick De Vere –
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