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Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)

Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)

Titel: Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)
Autoren: Wendy Alec
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Kopf.
    Es war unbestreitbar.
    Sein älterer Bruder war in diesem Augenblick der einflussreichste Mann der gesamten zivilisierten Welt.
    Nick hatte Adrian versprochen, er würde auf dem Weg zurück von Ägypten bei ihm vorbeischauen.
    Er würde seinen Flug nach Paris heute noch buchen.
     
    Lorcan de Molay sah auf den Fernsehschirm. Sein Gesicht ließ nichts von dem erkennen, was in seinem Innern vorging.
    »Wenn der Pakt der Menschen geschlossen ist …« , murmelte er, »und wenn Zions Tore fest stehen … dann wird das Erste Siegel geöffnet werden … und die Zeit der großen Drangsal wird beginnen …«
    Er zog tief an seiner Zigarre.
    »Drei Wochen noch, bis das Abkommen in Babylon unterzeichnet wird.«
    Er drückte auf die Fernbedienung. Adrian De Veres Gesicht verschwand vom Bildschirm.
    »Drei Wochen, bis das Erste Siegel der Offenbarung geöffnet wird«, sinnierte er und wandte sich den Präsidenten von Iran und Syrien zu.
    Kester van Slagel erschien an seiner Seite.
    »Alles verläuft nach Plan, Exzellenz. Bald wird dieser verdorrte Streifen Staub kein Dorn in Ihrer Seite mehr sein.«
    De Molay trat hinaus auf den Balkon der Präsidentensuite des King-David-Hotels. Sein nachtschwarzes Haar peitschte in dem eisigen Wind, der von Westen nach Jerusalem hinaufzog, um seine Wangen.
    Er hüllte sich fester in seinen Hausrock und blickte über die Westmauer, Ost-Jerusalem sowie die Altstadt hinweg – nach Norden in Richtung eines unscheinbaren felsigen Hügels.
    Golgatha.
    Er würde den Nazarener zum großen, letzten Kampf stellen und ihn vernichtend schlagen – an dem gleichen Ort, an dem er selbst vor fast zweitausend Jahren eine bittere Niederlage erlitten hatte.
    Ein dünnes, hartes Lächeln umspielte seine Lippen.
    In Jerusalem.

III
BRÜDER
     
     
     
    2021 Lincoln Memorial –
Washington, D.C.
     
     
    M ichael zog den jadegrünen Mantel um seine königliche Gestalt, und sein scharfer Blick suchte zum mindestens achten Mal in dieser Stunde den Horizont ab. Sein Gesicht mit den edlen Zügen war ernst und gefasst. Gabriel stand nur wenige Schritte hinter ihm. Seine hellen grauen Augen waren von einem seltsamen Glanz erfüllt. Seine weißblonden Locken flatterten im böigen Wind.
    Ein intensiver Geruch nach Weihrauch lag in der Luft.
    Michael runzelte die Stirn.
    Über die große Treppe, die zu dem Monument hinaufführte, vorbei an den monolithischen dorischen Säulen, die rechts und links den Umgang säumten und auch den Eingang schmückten, kam ein Priester auf sie zu. Sein Haar war im Nacken zu einem Zopf zusammengebunden, und er trug die schwarze Soutane eines Jesuiten.
    Lucifer hob die Hand, als er seiner Brüder ansichtig wurde.
    »Ich bin konvertiert«, erklärte er und bleckte die Zähne. »Ein Soldat Christi.«
    Michael funkelte ihn grimmig an.
    Lucifer blieb unmittelbar unter der fast sechs Meter großen Statue des sitzenden Abraham Lincoln stehen. Das Standbild aus weißem Georgia-Marmor ließ selbst seine hochgewachsene Gestalt winzig erscheinen.
    Sein ganzer Körper begann sich in etwas zu verwandeln, das ein Schauer aus Milliarden von Atomen zu sein schien, die sich mit Lichtgeschwindigkeit bewegten. Gleichzeitig wuchsen ihm sechs monströse Seraphenflügel aus den Schultern. Er streckte sich, über menschliches Maß hinaus. Lucifer. Einer der Seraphim. Ein gefallener Erzengel.
    Michael betrachtete seinen älteren Bruder. Der ehemalige Sohn des Morgens hatte immer noch etwas Ehrfurchtgebietendes an sich.
    Lucifers wie aus Alabaster gemeißelte Züge waren in dem sengenden Inferno bei seiner Verbannung aus dem Ersten Himmel fast zur Unkenntlichkeit versehrt worden. Doch heute Nacht, in dem sanften Mondlicht von Washington, D.C., war die berückende Schönheit aus vergangenen Zeiten auf seltsame Weise deutlich sichtbar: die hohe, klare Stirn, die hohen aristokratischen Wangenknochen, die gerade, edle Nase. Seine tiefschwarzen Locken hingen lose herab, ohne die darin verflochtenen Goldfäden von einst. Sie waren länger geworden und fielen ihm nun weit den Rücken hinunter.
    Lucifers stahlblaue Augen fingen Michaels Blick ein. Abrupt strich er sich die lange schwarze Mähne aus dem Gesicht, drehte sich um und sah hinauf zu dem sechzehnten Präsidenten der USA , der gedankenverloren nach Osten auf das langgezogene Reflexionsbecken starrte.
    Lucifer vollführte eine dramatische Verbeugung in Richtung Lincoln und reckte die Arme zu dem morgendlich geröteten Himmel über der Stadt empor. Die
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