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Soehne & Liebe der Nacht

Titel: Soehne & Liebe der Nacht
Autoren: Christina Cara Wagner
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Familienhotels und sah Gabriel, mit dem er sich in den letzten Monaten angefreundet hatte, neugierig an. Lächelnd ging Gabriel auf Georg zu, um seinen Zimmerschlüssel in Empfang zu nehmen.
    „Ich habe nicht gefunden, wonach ich suche“, erwiderte er enttäuscht.
    „Sie wandeln doch schon drei Monate durch die Nacht und kein weibliches Wesen konnte ihr Herz erobern.“ Georg lachte verschmitzt, dann griff er nach einem Schlüssel, der hinter ihm am Brett hing. „Sie sind offenbar sehr wählerisch“, neckte er Gabriel neugierig und übergab ihm den Schlüssel zu seinem Zimmer.“
    „Ich bevorzuge schwarze Haare und grüne Augen, wir sehen uns später, Georg.“ Gabriel wandte sich ab, bevor Georgs Neugier noch größer wurde.
    Mit einem unguten Gefühl stieg er die Treppe zu seinem Hotelzimmer hinauf. Seit drei Monaten streifte Gabriel Nacht für Nacht durch die Straßen und Gassen der Großstadt und suchte nach den dunklen Söhnen, doch außer einigen Betrunkenen, die den Weg nach Hause nicht mehr fanden, und billig aussehenden Frauen, die sich ihm anboten, war er niemandem begegnet. Gabriel fing an, sich zu fragen, ob der anonyme Anrufer, der ihn vor drei Monaten gebeten hatte, in diese Stadt zu kommen, einen anderen Grund hatte, ihn herzulocken. Das die Söhne der Nacht sich nicht zeigten, war ungewöhnlich. Normalerweise jagen sie jede Nacht und lassen ihre Opfer stets blutleer zurück. Es gab Spezialeinheiten auf dieser Erde, die die Wahrheit von der Menschheit fernhielten und die Leichen spurlos verschwinden ließen. Die Angehörigen wurden mit erfundenen Geschichten, warum sie ihre Liebsten besser lebend in Erinnerung behielten, ruhiggestellt. Tote, blutleere Menschen konnte man nicht in den Acht-Uhr-Nachrichten unterbringen. Die Menschheit erstarrte schon vor Angst, wenn sie Lichter unbekannter Herkunft am Himmel sah. Eine Massenpanik wegen vermeintlicher Vampire würde keinen schönen Anblick bieten.
    Gabriel betrat sein Zimmer, dasselbe Zimmer, das er schon vor zwanzig Jahren bewohnt hatte. Damals war Charles die gute Seele des Hauses gewesen und die Möbel hatten wie aus einer anderen Zeit gewirkt. Es hatte nach Bohnerwachs gerochen und die Fenster hätten keinen Sturm mehr überlebt.
    Gabriel öffnete das Fenster und spürte in Gedanken wieder die kühle Nachtluft von damals. Er hatte die Sterne am Himmel für die einzigen Zeugen gehalten, als er Marlon, einen Sohn der Nacht, mit einem Energieball getötet hatte. Marlon war Gabriel vor zwanzig Jahren nach der fehlgeschlagenen Auferstehung des Schöpfers zu seinem Hotel gefolgt, um den Dolch der Auferstehung, den Gabriel Henry abgenommen hatte, wieder in den Besitz der Söhne der Nacht zu bringen. Als das Feuer der Vergeltung erloschen und Marlon zu Asche geworden war, hatten Gabriel fragend zwei Augen angesehen. Augen, die das wahre Gesicht der Welt gesehen hatten. Charles wurde sein Vertrauter und Freund. Er und dessen Stieftochter Maria verwahrten für Gabriel den Dolch der Auferstehung. Vor zwei Jahren hatte Maria Gabriel angerufen und ihm mitgeteilt, dass Charles diese Welt für immer verlassen hatte.
    Gabriel setzte sich auf den Sessel, der am Fenster stand und zog seine schwarzen Stiefel aus. Er sah sich im Zimmer um, nichts erinnerte mehr an Charles. Die Möbel waren moderner geworden. Hinter der Rezeption stand sein Enkel Georg. Das Hotel hatte einen weißen Anstrich bekommen und trotzte dank der neonhellen Lampen über der Eingangstür der Nacht. Georg hatte ein gutes Herz wie sein Großvater. Aber er war nicht der Mann, den Gabriel in den letzten Jahren oft angerufen hatte, um ihm seinen Kummer mitzuteilen.
    Mit nur fünfundzwanzig Jahren war Gabriel gestorben und wurde auserwählt, ein Avatar zu sein. Seit dreihundert Jahren jagte er die Söhne der Nacht. Schmerzlich traf Gabriel die Erinnerung an das, was vor zwanzig Jahren in dieser Stadt geschehen war. Er erhob sich und ließ sich müde auf das Bett fallen, sein Heute durfte nicht enden wie sein Gestern.

8
    Schweißgebadet schreckte Lara aus einem Alptraum, der seit drei Monaten so regelmäßig wie die Nacht über sie hereinbrach. Er war wie ein Liebhaber, der sie in Besitz nahm und nicht mehr loslassen wollte. Als Parapsychologin wusste sie, dass dieser Traum mehr war als eine Träne auf der Wange, die. man einfach wegwischen konnte. Dieser Traum war ihr Schicksal, dem sie sich stellen musste. Schon in ihrer Kindheit hatte Lara hellseherische Träume gehabt. Doch nie zuvor war die
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