Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Soehne & Liebe der Nacht

Titel: Soehne & Liebe der Nacht
Autoren: Christina Cara Wagner
Vom Netzwerk:
Zukunft so blutig, düster und Angst einflößend.
    Mit klopfendem Herzen setzte sich Lara auf und sah in die Augen einer Frau, die ihr in einem Bilderrahmen, der auf ihrem Nachttisch stand, zulächelte. Sie vermisste den Rat der großen Schwester. Diana war vor zwanzig Jahren gestorben, Lara war damals acht Jahre alt gewesen. Es hatte sie immer gequält, nicht zu wissen, wie ihre Schwester ums Leben gekommen war. Die Erinnerung führte sie in jene verhängnisvolle Nacht zurück.
    Laute Stimmen waren damals zu ihr ins obere Stockwerk gedrungen und hatten sie aus dem Schlaf gerissen. Neugierig war sie barfüßig die Treppe hinuntergeschlichen und hatte an der angelehnten Küchentür gelauscht. Lara hatte ihre Großmutter und einen Mann auf Diana einreden hören, doch keines der gesagten Worte hatte für sie einen Sinn ergeben. Es waren verwirrende Worte wie Avatar, Auserwählte, Söhne der Nacht und Dolch der Auferstehung gefallen, die Lara geängstigt hatten.
    Sie hatte Diana weinen hören und zu ihr gehen wollen, doch die fremde Männerstimme hatte sie wie versteinert vor der Küchentür stehen lassen. Lara hatte instinktiv gespürt, dass etwas vor sich ging, das die Geborgenheit, in der sie lebte, zerstören würde.
    „Ich liebe Henry!“, hatte Diana geschrien, ein Stuhl war jäh zurückgestoßen worden.
    Lara war einen Schritt zurückgewichen. Diana war weinend aus der Küche und aus dem Haus gelaufen. Von Diana unbemerkt, hatte sich Lara hinter einer Wäschetruhe versteckt, die im Flur stand. Ihre Schwester hatte Lara die Welt bedeutet, aber ihre Welt hatte ihr Lachen verloren. Dianas Tränen hatten auch Lara anfangen lassen, zu weinen. Mit verschwommenem Blick hatte sie damals einen Mann wahrgenommen, der aus der Küche getreten war.
    „Ich bringe sie zurück“, hatte der Fremde ihrer Großmutter versprochen. Er hatte ausgesehen wie der Prinz aus dem Märchenbuch, aus dem Diana ihr abends immer vorgelesen hatte. Seit damals tauchte er immer wieder in Laras Träumen auf und nahm ihr den Atem.
    „Danke, Gabriel“, hatte ihre Großmutter unter Tränen gesagt und ihn verzweifelt umarmt.
    Am nächsten Morgen hatte Lara ihre Großmutter weinend in der Küche gefunden. Fest hatte sie Lara in die Arme genommen und ihr erklärt, dass Diana nie wiederkommen und sie Lara alles erklären würde, wenn sie alt genug sei. Doch Laras Fragen war sie immer ausgewichen. Erst vor drei Monaten hatte Großmutter
    27
    Melinda sie angerufen und mit leiser Stimme erklärt, dass sie nicht länger schweigen könne. Am Nachmittag hatte sich Lara mit klopfendem Herzen auf den Weg zu dem Gespräch gemacht, das Licht in das Dunkel ihres Lebens bringen sollte. Dazu kam es nicht mehr, denn das Schicksal wollte es anders und brachte ihre geliebte Großmutter zum Schweigen, bevor die Wahrheit ihr Frieden schenken konnte. Doch für Lara gab es nicht nur ein ungewisses Gestern, sondern auch ein ungewisses Morgen.
    Nachdenklich lehnte sich Lara an die Satinkissen ihres Himmelbettes, die sie zahlreich am Kopfende drapiert hatte. Im Spiegelschrank gegenüber betrachtete Lara eindringlich ihr Gesicht. Fest entschlossen, ihrem Schicksal die Stirn zu bieten, schloss Lara die Augen, atmete tief durch und rief sich die nächtlichen Bilder ins Bewusstsein.
    Wieder sah sie sich in einem fensterlosen Raum. Nur Kerzenlicht durchbrach die Dunkelheit und warf schwaches Licht auf die dunkel gekleideten Männer, die im Kreis um das Bett standen, an das sie mit Stricken gefesselt war. Faszination und Angst überfielen Lara gleichermaßen bei dem Gedanken an die Männer, die sich glichen wie Brüder. Ihr langes schwarzes Haar fiel ihnen bis auf die Schultern, ihre grünen Augen funkelten gefährlich in kalten Gesichtern. Auf düstere Art und Weise waren sie teuflisch attraktiv. Ein Mann löste sich aus dem Kreis, atemberaubend schön, aber todbringend, ln seinen Händen hielt er einen Dolch, dessen Griff zwei Rubine schmückten, die umrandet waren von zwölf Smaragden. Augen, die Lara durchdrangen, jagten ein Frösteln durch ihren Körper, seine Worte wie ein Versprechen: „Dein Blut wird ihn befreien.“ Mit beiden Händen stieß er den Dolch in ihr vor Angst wild schlagendes Herz.
    Lara öffnete die Augen und wusste, egal wie friedlich dieser sonnige Morgen auch schien, die Nacht brachte den Schrecken zurück. Lara erkannte, dass sie dem Tod geweiht war und musste handeln, wenn sie ihrem blutigen Schicksal entkommen wollte. Lara richtete sich auf, sie war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher