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Söhne der Rosen - Das geheimnisvolle Tattoo (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rosen - Das geheimnisvolle Tattoo (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rosen - Das geheimnisvolle Tattoo (Gay Phantasy) (German Edition)
Autoren: Thorsten Bonsch
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Ich stand auf, öffnete mein Fenster, hörte das seit Jahrmillionen anhaltende Geräusch des Meeres, und schloss es wieder. Stattdessen zog ich mein Shirt aus und legte mich wieder hin, ohne mich zuzudecken. Scheiß trockene kalifornische Hitze, scheiß Meer, scheiß Umzug, scheiß Leben.
    Zwanzig Minuten später schlief ich endlich ein.
    Als ich verstört die Augen öffnete, war es noch immer dunkel. Etwas hatte mich geweckt, aber es war nicht der seltsame Traum gewesen, dessen Fragmente sich bereits auflösten. Etwas von einem gefährlichen Jugendlichen in meinem Alter, der versucht hatte, mich umzubringen, und von einstürzenden Häuserfassaden.
    Ich lag mit dem Gesicht zur Wand und lauschte. Eine neue Umgebung bringt neue Laute mit sich. Jedes Haus besitzt seine persönlichen Geräusche und ist ständig am arbeiten; wie ein Lebewesen. Trotzdem war ich mir sicher, dass es keine knarrende Diele, keine angesprungene Klimaanlage und kein Knacken im Gebälk war, das mich wach gemacht hatte. Auch keine Waschbären an den Mülltonnen oder Ratten in den Wänden. Überhaupt kein Geräusch.
    Es war das beängstigende Gefühl, nicht allein im Zimmer zu sein. Dieses unerklärliche Prickeln auf der Haut, wenn man still und heimlich angestarrt wird. Dieser Eindruck verstärkte sich mit jeder Sekunde, bis seine erdrückende Last so groß wurde, dass ich es nicht mehr aushielt. Ich wirbelte herum, sah Schatten und Dunkelheit und tastete hektisch nach dem Lichtschalter der kleinen Nachttischlampe, die neben der Matratze auf dem Fußboden stand. Das Licht verscheuchte die Finsternis und präsentierte lediglich Kartons und Möbel, kein stummes, glotzendes Wesen, keine Monster, keine Einbrecher. Ich war allein.
    Trotzdem verschwand der Eindruck beobachtet zu werden nicht sofort. Ich hielt meinen Atem an und lauschte angestrengt. Erfolglos.
    „Hallo?“, flüsterte ich. Der Klang meiner Stimme in dieser Ruhe war beängstigender, als sie selbst. Ich bekam keine Antwort. Nach ein paar Minuten legte ich mich wieder hin, zog die Decke bis zum Kinn und ließ die Lampe brennen. Sollte der General am nächsten Morgen in mein Zimmer kommen und ich noch nicht wach sein, würde er mir entweder einen Vortrag über das Stromsparen halten, oder darüber, dass ich ein unglaublicher Hasenfuß sei. Wahrscheinlich würde er sogar beide geschickt kombinieren. Es war mir im Moment egal.
    Dieses Mal brauchte ich etwas länger, bis ich wieder schlief.
     

3
     
    Unser Frühstück verlief geordnet und relativ stumm, wie so viele zuvor. Die neue Umgebung änderte gar nichts daran. Nachdem der General zu Ende gegessen und sein Besteck akkurat mit der Rückseite nach oben auf den leeren Teller gelegt hatte, nahm er einen kräftigen Schluck aus seiner zweiten Tasse Earl Grey.
    „Ich habe beschlossen, dass du an den Brückenkursen am College teilnimmst“, sagte er plötzlich mit unverschämter Gleichgültigkeit. Bevor ich auch nur den Ansatz eines Einwandes erheben konnte, fuhr er fort. „Du bist ein guter Schüler, das ist mir klar. Aber wir befinden uns jetzt in einem anderen Staat und wissen nicht, wie hoch hier die Messlatte hängt. Außerdem kannst du auf diese Art bessere soziale Kontakte knüpfen.“
    Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Es war ihm nicht genug, meine Zukunft zu erschweren, in dem er meine Vergangenheit einfach abgeschnitten hatte, nein, er musste mir auch noch akkurat gemeißelte Steine auf meinen gegenwärtigen Weg legen. Meine sozialen Kontakte sollten sich nicht auf die Menschen beschränken, mit denen ich sowieso ein Drittel des Tages der nächsten Jahre verbringen würde. Ich wollte das Beste aus meiner Situation machen und den Sommer dazu nutzen, meine aufgezwungene neue Umgebung frei zu erkunden.  
    „Das sind doch alles lernschwache Schüler, die diese Kurse besuchen“, konterte ich. „Und Halbkriminelle. Das ist bestimmt kein vorteilhafter Umgang.“
    Das war klischeehaft und entsprach nicht unbedingt der Wahrheit, aber es war meine einzige Verteidigung. Ein flüchtiger Blick zu meiner Mum verriet mir, dass der General sie nicht eingeweiht hatte. Sie sah ebenfalls überrascht aus. Trotzdem reagierte sie sofort.
    „Ich glaube nicht, dass Julian das nötig hat. Du kennst seine Noten, Ernest. Lass ihm doch den Sommer, um sich an unsere neue Umgebung zu gewöhnen.“
    „Das ist mir durchaus bewusst. Ich möchte auch nicht, dass er Kontakte zu diesen Verlierern aufnimmt. Aber auf diese Art kann er einen Vorsprung nutzen,
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