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Söhne der Rosen - Das geheimnisvolle Tattoo (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rosen - Das geheimnisvolle Tattoo (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rosen - Das geheimnisvolle Tattoo (Gay Phantasy) (German Edition)
Autoren: Thorsten Bonsch
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mich, was es schöner und schlimmer zugleich machte.
    Dann irgendwann standen wir auf und zogen uns an. Alain nahm mich in den Arm, drückte mich und sagte: „Ich werde jetzt gehen.“
    Noch immer liefen einige Tränen meine Wange herab, und ich sah, dass auch er geweint hatte.
    „Nimmst du sonst nichts mit?“
    „Nein, alles was ich brauche, habe ich bei mir.“
    Mit diesen Worten zog er eine Schachtel Benson & Hedges zur Hälfte aus der Hemdtasche und ich sah den herzförmigen Zettel unter dem Cellophan.
    Ich liebe dich Alain, dein Julian.
    Ich schluchzte, Alain hielt mich ein letztes Mal, küsste mich und ging dann durch die schwere Eingangstür in den Vordergarten. Ich stand einfach so da. Ich wollte ihm nachlaufen, aber ich wusste, dass ich es weder konnte noch durfte. Ohne sich noch einmal umzudrehen, öffnete er das Eisentor und trat hinaus auf die Straße. Das Tor schloss sich hinter ihm und er blickte mich ein letztes Mal an.
    „Ich liebe dich, Alain“, flüsterte ich. Ich sah, dass sich seine Lippen zu ähnlichen Worten formten. Dann drehte er sich nach links und verschwand hinter der großen, dichten Hecke.
     

45
     
    Wie lange ich dort stehen blieb, kann ich nicht mehr sagen. Irgendwann trottete ich in die Küche zurück, setzte mich an den noch gedeckten Frühstückstisch und heulte, bis ich nicht mehr konnte.
    Als ich mich wieder unter Kontrolle hatte, ging ich in sein Zimmer, das jetzt meins war, schaltete das Radio an und legte mich auf das Bett. Sie spielten All I have to do is Dream von den Everly Brothers. Ich schloss die Augen, konzentrierte mich darauf nichts zu wissen, aber mir alles zu merken.  
    „Wollen wir gemeinsam ein Kunstwerk schaffen?“, flüsterte er.
    ...
     
    In den Jahren habe ich gelernt, meine Fähigkeit vernünftig einzusetzen. Es war bei weitem nicht so schlimm, wie ich anfangs befürchtet hatte. Wenn ich einsam war, verbrachte ich vergangene Zeit mit Alain. Zunächst so, als sei es immer das erste Mal, dann nach einiger Übung mit dem Wissen von heute und der Möglichkeit der Neugestaltung der Momente. Zwischenzeitlich kümmerte ich mich um die Villa und den Garten, sie waren zwar regenerativ, mussten aber dennoch saubergehalten werden. Dann und wann übte ich an einem Flügel in einem prächtigen Musikzimmer im dritten Stock, bis ich nach einigen Jahren ganze Partituren sauber spielen und sogar neue komponieren konnte. Viele Abende verbrachte ich im Kaminzimmer damit, auf einer alten, aber soliden Underwood Schreibmaschine Romane zu schreiben. Ich hatte zwar weder ein Wörterbuch noch einen Computer zur Verfügung, aber in der Bibliothek gab es eine mehrbändige Enzyklopädie, die ich zu Rate ziehen konnte. Ich übte mich in Crocket, Billard – wenn auch mit gemischten Gefühlen – und spielte Schach gegen mich selbst. Und ich malte, Kunstwerk über Kunstwerk, und doch blieb mein erstes, das, welches auch heute noch in der Eingangshalle hängt, das schönste. An Frühlingsabenden, wenn ich mich bewusst einer Depression hingeben wollte, setzte ich mich allein mit einem Glas Eistee in den Wohnraum, sah Fernsehen und weinte.  
    Dazwischen traf ich mich mit dem Alain der Vergangenheit, aber es wurde nie eintönig oder langweilig und ich wusste, dass eines Tages der Moment kommen würde, da wir wieder zusammen sind, um neues zu erleben.
     
    Und manchmal stehe ich abends an dem geöffneten Dachfenster, sehe stumm hinaus auf den Leuchtturm und stellte mir vor, dass gerade jetzt meine Mum darin in einem kleinen, gemütlich eingerichteten Zimmer am Fenster steht und auf das unendliche Meer hinausblickt.
     
     
    Fortsetzung folgt!
    2. Teil: Frühjahr 2009
    3. und letzter Teil:  Ende 2012
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